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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Hausgenosse. Er war klug und belesen, sie hatte schon manch anregende Unterhaltung mit ihm geführt und über die englischen und deutschen Dichter diskutiert, die sie beide sehr schätzten. Doch nie könnte er mehr für sie sein.
    Sie dachte daran, dass er vor Jahren Hannah umworben hatte. Seit die Schwägerin jedoch mit Frederic Horseley verheiratet war, hatte Mathew sein Augenmerk intensiver auf die schöne Herrin von Gut Hopeland gerichtet. Bislang war sein Werben stets voller Diskretion und Zurückhaltung geblieben, und Karoline hoffte, dass es dabei bleiben möge. Nur ungern hätte sie für ihre Kinder eine neue Erzieherin oder einen neuen Erzieher gesucht.
    Â»Ich will auch mit!« Die kleine Charlotte riss sich von der Hand der Mutter los und lief auf Mathew zu. »Ich kann schon gut reiten. Und mein Pony ist so lieb!« Bittend schaute sie zu dem Mann hoch.
    Â»Nein! Mathew und ich wollen rüber zum Eichenwald. Das ist für dich viel zu weit!« Victor stampfte trotzig mit dem Fuß auf. In der letzten Zeit neigte er immer wieder zur Eifersucht.
    Noch ehe Karoline ihn rügen konnte, griff der Hauslehrer ein. »Wir reiten heute allein, Victor und ich. Und morgen machen wir beide einen Ausflug, kleine Lady. Einverstanden?«
    Charlotte schmollte ein wenig, doch sie wagte nicht, zu widersprechen, zumal sie durch einen jungen Schwarzen abgelenkt wurde, der mit langen Schritten näher kam. »Paviane!«, keuchte er. »Sie sind am Südhang und fressen alle Trauben fort. »Eine riesige Herde! Mister David hat gesagt, ich soll Euch Bescheid geben, dass er die Biester erschießt.«
    Mathew Browling verzog spöttisch die Lippen. »Welch ein Glück, dass es David Bernhard gibt. Er macht sich wahrlich unentbehrlich.«
    4
    J amie, komm her und hilf mir!« Einer der älteren Arbeiter winkte den jungen Burschen zu sich. »Das Fass ist nicht sauber, klettere rein und schrubbe noch mal alles nach.«
    Der Siebzehnjährige nickte nur und schwang sich behende in das bauchige, gut 600 Liter fassende Holzfass. Seit Jamie mit seiner Mutter Bokula nach Hopeland gezogen war, hatte sich sein Leben grundlegend verändert. Wie im Paradies kam er sich vor! Regelmäßiges Essen, eine saubere Hütte, in der viel Platz war und er sogar einen kleinen Raum für sich allein hatte, dazu wurde er von Mister David, wie er den Kellermeister respektvoll nannte, in allem unterrichtet, was man wissen musste, um ein guter Winzer zu werden.
    Jamie hatte nur wenige Jahre lang die Schule besucht, doch er war klug und hatte sich Bücher besorgt, in denen er in jeder freien Minute las. Neben Afrikaans sprach er nun ein sehr gutes Englisch, er konnte schreiben und lesen, und wenn es galt, die jungen Reben hochzubinden, war er einer der schnellsten Arbeiter.
    Nun schrubbte er das Innere des alten Fasses sorgfältig sauber. Vorgestern hatten einige erfahrene Arbeiter drei alte Fässer mit Branntkalk und Wasser gereinigt. Das war stets eine zeitraubende und auch gefährliche Arbeit, denn die Gase konnten Verätzungen der Schleimhäute hervorrufen. Danach mussten die Holzfässer sorgfältig mehrmals ausgespült werden.
    Bei dem jetzigen, besonders großen Fass hatten die Männer nicht sorgfältig genug gearbeitet, und so schrubbte Jamie fast eine Stunde lang, im Fass kauernd, die Reste von Weinstein und Schmutz aus den Rillen. Inzwischen hatte er gelernt, dass es immens wichtig war, die neue Maische in saubere Fässer einzubringen.
    Mit der Zeit stiegen scharfe Dämpfe auf, er merkte es kaum. Eifrig rieb er mit der Holzbürste die letzten Ecken sauber, denn er wollte Mister David nicht enttäuschen. Langsamer und langsamer, immer unkontrollierter wurden seine Bewegungen, dann sank er ohnmächtig in sich zusammen.
    Der Kellermeister hatte unterdessen draußen mit einigen Arbeitern die kleinere der Pressen repariert und darüber vergessen, dass der Junge allein arbeitete.
    Â»Jamie! Himmel noch mal, Junge, bist du vielleicht noch im Fass?« Der große, breitschultrige Kellermeister hetzte mit langen Schritten durch den Gewölbekeller. »Jamie!«
    Keine Reaktion.
    Â»Eli, Abasi, Makamie!« David winkte den drei schwarzen Arbeitern, die ihm bisher geholfen hatten. »Kommt mit mir! Und bringt zwei helle Lampen herbei!«
    Er selbst kletterte, so rasch es ihm möglich war, in das Fass. Das kalkhaltige Wasser auf dem Fassgrund

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