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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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mir nicht so aus.« Karoline, das Gewehr im Anschlag, sah sich forschend in der Gegend um. Von den Angreifern war nichts zu sehen. »Du musst verbunden werden, Steve.«
    Â»Das mache ich.« Hannah hatte sich wieder gefasst. Sie riss sich einen Streifen des weißen Unterrocks ab und kletterte zurück zur Erde. »Lass sehen, Steve.«
    Die Wunde, die der alte Mann davongetragen hatte, war nicht sehr groß, doch tief. Als Hannah vorsichtig den Stoff ringsum löste, zog Steve zischend die Luft in die Lungen.
    Â»Es tut verflixt weh, das kann ich mir denken«, sagte Hannah. »Aber ich muss erst eine Kompresse auflegen, damit die Blutung zum Stillstand kommt.« Sie hatte ein paar Leinenstreifen doppelt gelegt und so einen provisorischen Druckverband hergestellt. »Fertig.« Mit einem bemühten Lächeln zog sie dem alten Mann die Jacke zurecht. »Hoffentlich hält es.«
    Â»Ich bin zäh, macht Euch keine Sorgen, Missis.« Steve verfiel wieder in die alte Anrede, die seit Jahren nicht mehr gebräuchlich war.
    Â»Was ist mit Elias?«, erkundigte sich Karoline. Doch noch bevor ihr jemand antworten konnte, klangen erneut Schüsse auf. Drei Männer preschten hinter einem kleinen Erdhügel hervor. Es waren zerlumpt wirkende Gestalten in abgerissenen Kleidern. Einer hatte einen Strohhut schräg in die Stirn geschoben, die beiden anderen hatten braune Kappen auf dem Kopf. Die breiten Schirme verdeckten halb die Gesichter. Nur dass einer von ihnen einen langen grauen Bart hatte, konnte Karoline erkennen.
    Wieder peitschten Schüsse auf, diesmal schossen nicht nur die Wegelagerer, auch Frederic hatte sein Gewehr erhoben. Er holte einen der Männer aus dem Sattel.
    Â»Damned!« Der Bärtige zog eine Pistole aus dem Gürtel. Karoline sah noch das Blitzen des Mündungsfeuers, dann durchfuhr sie ein so heftiger Schmerz, dass sie für kurze Zeit die Besinnung verlor.
    18
    D er Mond stand, hell wie ein Teller aus Porzellan, am dunklen Himmel. Ein seltsames Licht warf er auf die Erde, ließ die Bäume wie mit einem Silberschein überzogen aufleuchten.
    David Bernhard saß auf der untersten Treppenstufe, die zu seiner Hütte führte, und blickte hinauf zu dem Silbermond, der von Tausenden Sternen umgeben war. In der Ferne rief ein Käuzchen, ein zweites antwortete.
    Ein leichter Wind kam aus Westen und vertrieb für kurze Zeit die Hitze des Tages. Leises Kichern kam aus dem alten Weinberg, der sich gleich hinter dem Gutshof erstreckte. Einige der jungen Arbeiterinnen und Arbeiter hatten sich dorthin zurückgezogen, genossen die Nachtkühle und verstohlene Zärtlichkeiten.
    David Bernhard schloss die Augen. Ein Schmerz, der kaum zu ertragen war, zerriss seine Brust, quälend und nicht zu lindernd. Immer und immer wieder stellte er sich die Frage, warum Karoline Ruhland nicht offen mit ihm gesprochen hatte, warum sie Hopeland überstürzt verlassen hatte, nachdem sie die Küchenmagd Nelly in seinem Haus gesehen hatte.
    Nelly … so ein unreifes, dummes Ding! Niemals hätte er sich mit ihr abgegeben!
    Seit dieser verhängnisvollen Nacht war Nelly verschwunden, niemand hatte etwas von ihr gesehen oder erfahren, wo sie sich aufhielt.
    Â»Sie wird ein schlechtes Gewissen haben und davongelaufen sein«, meinte Kimani lakonisch, als er einmal mit Josy und Pandu in der Küche zusammensaß. »Es wäre ja nicht das erste Mal, dass so ein junges Ding sich Flausen in den Kopf setzt.«
    Pandu schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass sie aus freiem Willen gegangen ist. Am nächsten Morgen habe ich zwei Pferde vermisst – sie kamen erst am Nachmittag zurück. Erschöpft und schmutzig. Irgendwer hat sie heimlich aus dem Stall gestohlen und dann kurz vor dem Gut laufen lassen.«
    Â»Wer sollte das getan haben?«
    Josy wies zum Fenster hinaus, dorthin, wo die größeren Häuser der Arbeiter standen. »Der Hauslehrer war an diesem Morgen auch nicht da«, sagte sie. »Wir haben ihn gesucht, denn die Kinder waren ja allein.«
    Â»Was willst du damit sagen?« Ihr Enkel sah sie fragend an.
    Â»Nichts. Gar nichts will ich sagen. Weil ich nichts weiß.« Mühevoll stand sie auf. »Und jetzt raus mit euch, ich habe zu tun.«
    Von dieser Unterhaltung hatte Pandu dem Kellermeister erzählt. »Ich weiß, dass Nelly sich hin und wieder mit dem Hauslehrer getroffen hat. Sie war bei ihm im

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