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Das Paradies

Das Paradies

Titel: Das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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verständnisvolle Frau haben, Sajjid Nabil.«
    »Meine Frau ist ohne Tadel, Sajjida. Aber ich bin nicht mehr mit ihr verheiratet. Wir haben uns vor fünf Jahren auf eine Scheidung geeinigt, als mein ältester Sohn heiratete und mit seiner Braut in eine eigene Wohnung zog. Gott hat mich mit acht braven Kindern gesegnet, aber sie stehen alle auf eigenen Beinen. Nachdem dieser Teil meines Lebens abgeschlossen ist, und ich mich guter Gesundheit erfreue, widme ich mich dem Sammeln schöner Dinge.« Er stellte die leere Kaffeetasse ab und sah sie ernst an. »Ich finde es erstaunlich, Sajjida, daß Ihre schöne Enkeltochter nicht wieder geheiratet hat.«
    Also irre ich mich nicht, dachte Khadija. Fahed hat in aller Förmlichkeit die Verhandlungen über eine Heirat eröffnet.
    Während sie ihre Tasse auf die Untertasse zurückstellte, faßte sie im Geist die wichtigen Punkte zusammen, die Fahed gerade offengelegt hatte: Er war nicht verheiratet; er suchte keine Frau, die ihm Kinder schenkte; er war gesund, lebte in finanziell gesicherten Verhältnissen und war in Jasmina vernarrt. Vorsichtig sagte sie: »Männer lieben es vielleicht, eine Tänzerin auf der Bühne zu sehen, Sajjid, aber wenige wollen eine Tänzerin heiraten.«
    »Die Schwäche der Eifersucht, Sajjida! Beim Propheten … Gott segne ihn … ich gehöre nicht zu diesen Männern! Wenn ich etwas Schönes, Kostbares und Seltenes besitze, möchte ich es der Welt nicht vorenthalten!«
    Khadija griff lächelnd nach der Kaffeekanne und erweiterte die Liste um zwei weitere Punkte, die für Fahed sprachen: Er war nicht eifersüchtig, und er würde Jasmina erlauben, ihre Karriere fortzusetzen.
    Seine Augen wanderten wieder zu dem Photo, und er fügte hinzu: »Jasmina ist eine Frau von faszinierender Schönheit und makellosem Ruf, die Witwe eines Kriegshelden und eine große Künstlerin. Das bedeutet natürlich einen hohen Brautpreis. Weniger wäre eine Beleidigung.« Khadija goß unterdessen den Kaffee in die hauchdünnen Porzellantassen und dachte: Das ist der entscheidende Punkt, er wird gut zahlen.
    Sie überlegte, in welchem Sternzeichen Fahed geboren sein mochte, ließ die Schmuckschatulle unauffällig hinter einem Satinkissen verschwinden und sagte: »Mein lieber Sajjid Nabil, es wäre mir ein großes Vergnügen, Sie mit meiner Enkeltochter bekanntzumachen, wenn Sie es wünschen …«
     
    Jakob sah Jasminas schockierten Gesichtsausdruck. »Sie wußten nicht, daß ich Christ bin?« fragte er.
    Sie befanden sich immer noch im Hinterzimmer. Jasmina war wie angewurzelt stehengeblieben. »Ich … dachte, sie wären Jude.«
    »Macht das einen Unterschied?«
    Sie zögerte eine Spur zu lange, ehe sie erwiderte: »Nein, natürlich nicht. Solche Dinge sollten bei Geschäften niemals ein Hindernis sein.«
    »Geschäften?«
    Jasminas Hand zitterte, als sie in die Handtasche griff. Wie konnte sie sich so geirrt haben!
    »Das ist kein privater Besuch. Meine Tante hat mich gebeten, Ihnen einen Artikel zu zeigen, den sie geschrieben hat. Sie möchte wissen, ob Sie ihn in Ihrer Zeitung veröffentlichen wollen.«
    Da sie Mansour bei ihren Worten nicht ansah, entging ihr sein enttäuschter Blick. »Ich werde ihn gerne lesen«, sagte er leise und nahm ihr das Manuskript aus der Hand.
    Jasmina hielt die Augen gesenkt, während sie versuchte, sich auf die neue, erschreckende Tatsache einzustellen. Jakob Mansour gehörte zu den Christen, zu den Fanatikern, die versucht hatten, Onkel Hakim zu ermorden.
    Er las laut aus dem getippten Manuskript vor: »Frauen versuchen nicht, das heilige Gesetz auszuhöhlen, das im Koran geschrieben steht. Sie wollen die Ungerechtigkeiten beseitigen, die außerhalb des Gesetzes liegen. Was im Koran geschrieben steht, ist uns heilig. Aber wir verlangen, daß die Dinge korrigiert werden, die nicht dort stehen. Die ägyptischen Frauen fordern ein Gesetz, nach dem ein Mann seine Frau sofort davon in Kenntnis setzen muß, wenn er sich von ihr trennt. Das Gesetz muß ihn zwingen, seiner Frau mitzuteilen, daß er sich eine zweite oder eine dritte Frau genommen hat. Seine erste Frau soll das Recht auf Scheidung erhalten, wenn sich ihr Mann eine zweite Frau nimmt und wenn der Ehemann sie körperlich mißhandelt. Außerdem fordern wir das Ende der brutalen Praxis der weiblichen Beschneidung.«
    Jakob sah Jasmina nachdenklich an. »Was Ihre Tante verlangt, ist vernünftig«, sagte er, »aber viele werden das anders sehen. Es gibt Männer, die behaupten, der

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