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Das Paradies

Das Paradies

Titel: Das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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dir.«
    Rachel mußte zugeben, die lange Fahrt hatte eine seltsam beruhigende Wirkung gehabt. Die Scheinwerfer des Thunderbird waren gemächlich über den Highway geglitten, der nur gebaut worden war, um Las Vegas mit Los Angeles zu verbinden. Sie sahen unterwegs nicht viele Wagen: Streifen der kalifornischen Autobahnpolizei, ein paar Fahrzeuge, die Boote zum Colorado River zogen, und Busse mit Tagestouristen oder Spielern, die in Las Vegas auf das große Geld hofften.
    Amy und Rachel fuhren durch kleine, farblose Städte, die in der Nacht ausgestorben wirkten, und kamen hin und wieder an einer grell beleuchteten Raststätte vorbei. Aber die meiste Zeit rollten sie durch die stille Dunkelheit einem sternenübersäten Horizont entgegen, der nicht näherrückte. Rachel und Amy sprachen kaum. Zuerst, während sie durch das Labyrinth der Stadtautobahnen von Los Angeles gefahren waren, hatten sie sich über Patienten und Medizin unterhalten, über Rachels neuen Ehemann, einen Anwalt, über das Leben im San Fernando Valley und das Joggen am Strand. Als die Häuser und Lebenszeichen immer mehr abnahmen, war Rachel froh, daß sie Amys spontane Einladung zu der nächtlichen Fahrt in die Wüste angenommen hatte. Schließlich mußte sie an diesem Tag nicht arbeiten, und Mort hatte sich angeboten, auf das Kind aufzupassen. »Ich verspreche dir, zu den Spätnachrichten sind wir wieder zurück«, hatte Amy gesagt.
    Nachdem sie die ganze Nacht auf dem schwarzen Asphalt durch die Mojave-Wüste gefahren waren, sahen sie endlich die Sonne, die wie ein großer gelber Ballon über den roten Hügeln aufging. Im nächsten Augenblick war die Welt in Tageslicht getaucht. Rachel bemerkte wenige Meter neben der Straße einen Maschendrahtzaun, an dem in Abständen Schilder hingen.
    STAATSEIGENTUM: BETRETEN VERBOTEN .
    Bald darauf näherten sie sich einer Wagenkolonne. Amy überholte nicht, verlangsamte aber die Geschwindigkeit. Sie verließen den Highway bei der nächsten Ausfahrt.
    »Wo sind wir?« fragte Rachel und drehte das Fenster herunter. Die eisige Morgenluft traf sie wie eine Faust ins Gesicht.
    Amy parkte ihren Wagen zwischen den anderen, die im Sand standen, und deutete auf ein Schild links von ihnen. Rachel las die Aufschrift laut vor: »Testgebiet Nevada! Amy, was um alles in der Welt tun wir hier? Und wer sind all diese Leute?«
    »Das ist eine Demonstration, Rachel!« erwiderte Amy fröhlich. »Eine Demonstration gegen Atomwaffen. Ich habe in der Zeitung eine Notiz darüber gelesen. Für heute ist ein unterirdischer Test geplant, und die Leute sind hier, um ihn zu verhindern. Komm mit!«
    Rachel sah eine große Lücke im Zaun. Ein Kombi fuhr durch die Lücke, und andere Wagen folgten ihm. Auf der anderen Seite versammelte sich trotz der Kälte eine große Menschenmenge.
    Amy und Rachel stiegen aus und gingen über den steinigen Boden. Sie schlossen fröstelnd die Reißverschlüsse ihrer Windjacken und stellten die Krägen hoch. Rachel schätzte, daß bereits mehrere hundert Menschen da waren; es kamen immer neue, und die meisten gingen entschlossen durch die Lücke im Zaun aus Maschen- und Stacheldraht. Ein paar trugen Transparente mit Aufschriften wie: ATOMWAFFENVERBOT oder KEINE ATOMWAFFEN !
    Die Menge war erstaunlich ruhig und gut organisiert und bestand, wie Rachel vermutete, hauptsächlich aus Intellektuellen und Akademikern, zwischen denen ein paar Typen mit Photoapparaten herumschlichen, die verdächtig nach CIA -Agenten aussahen. Jetzt entdeckte sie auch die Übertragungswagen mehrerer Fernsehstationen und Radiosender sowie Reporter, die Interviews machten. Männer in Uniformen gab es in großer Zahl – Ordnungshüter des Staates Nevada und Militärpolizisten. Über ihnen erschienen die ersten Hubschrauber der Luftwaffe.
    Rachel wollte auch durch die Zaunlücke auf die andere Seite gehen, aber Amy hielt sie fest und sagte: »Wir bleiben besser hier. Dort drüben beginnt die Sicherheitszone. Sie ist staatliches Gelände. Das Betreten ist verboten, und wir könnten festgenommen werden.«
    »Aber die andern sind doch drüben.«
    »Manche
wollen
verhaftet werden, weil das Publicity bringt. Das Militär kann den Test nicht durchführen, wenn sich innerhalb der Sicherheitszone Menschen aufhalten. Wir sind noch nicht in der Nähe des eigentlichen Testgeländes, aber die wenigen Meter auf der anderen Seite genügen, um den Test zu verhindern.«
    »Warum sind wir dann überhaupt hier?«
    Amy lächelte geheimnisvoll. »Du wirst

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