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Das Paradies

Das Paradies

Titel: Das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Ehe eine echte Partnerschaft suchte, der sie als Frau samt ihrer Karriere akzeptierte. Dieser Mann war Fahed. Das hatten ihr Umma und Hakim bestätigt.
    Also würde sie Jakob nie wiedersehen. Er war ein Christ und kämpfte auf seine Weise. Aber das konnte sie nicht billigen.
    Kairo wurde von religiösem Haß zerrissen. In ihrer Abwesenheit hatte sich die Situation zwischen Muslimen und Christen noch verschärft. Vor jeder Kirche in Kairo waren Polizisten stationiert. Muslime legten den Koran sichtbar auf das Armaturenbrett ihrer Wagen, die Christen hatten Aufkleber mit dem Bild ihres Patriarchen Schenouda an den Stoßstangen, und die Aufkleber der Muslime verkündeten: »Es gibt keinen Gott außer Gott!« Auf der Fahrt vom Flughafen hatte ihnen der Chauffeur von den Festnahmen in ganz Kairo erzählt – »Die Leute werden bereits verhaftet, wenn auch nur der Verdacht besteht, daß sie etwas mit diesen religiösen Gewaltakten zu tun haben könnten.«
    Es war für alle das beste, wenn sie Jakob Mansour vergaß.
    Jasmina stellte fest, daß sich das Gespräch dem Ende näherte. Hakim und Fahed sahen zufrieden aus. Khadija nickte Jasmina aufmunternd zu und übergab ihr damit das Wort.
    Jasmina lächelte den Gast ihrer Großmutter an und sagte das, was man von ihr erwartete: »Werden Sie heute abend zur Galavorstellung kommen, Sajjid Nabil el-Fahed?«
    »Beim Propheten, Gott segne ihn! Ich werde mich mit dem größten Vergnügen einfinden.« Er verneigte sich und sagte dann: »Es wäre mir eine große Freude, wenn Sie und Ihre Freunde mir anschließend die Ehre beim Abendessen geben.«
    Jasmina zögerte für den Bruchteil einer Sekunde, denn sie sah Jakob Mansours Gesicht mit der Brille, die er manchmal in die Stirn schob, wenn er lächelte. Dann erwiderte sie: »Es wird uns eine Ehre sein, mit Ihnen zu Abend zu essen, Sajjid Nabil.«
     
    Sobald Jasmina die Bühne betrat, nahm sie von ihr Besitz. Die Zuschauer im Saal und an den Fernsehern waren bereits zwei Stunden mit den Auftritten der internationalen Stars verwöhnt worden. Aber sie warteten gespannt auf den Höhepunkt des Abends. Jasmina trat für Ägypten auf! Als das Gold, das Silber und die Perlen ihres Kostüms im Scheinwerferlicht funkelten, brach ein Sturm der Begeisterung aus. Sie war eine Göttin, das Publikum betete sie an. Sie begann ihren Tanz mit schwebender Leichtigkeit und verzauberte die Zuschauer mit ihrer Zartheit und Reinheit. Ihr tanzender Körper schien alle Schwere überwunden zu haben. Sie warf den Schleier durch die Luft, wie um das glitzernde Licht einzufangen und auf die Erde zu holen. Die Zuschauer sprangen von ihren Plätzen und riefen: »
Allah
! Jasmina, du schenkst uns das Paradies!«
    Jasmina lachte, streckte die Arme aus und umarmte sie alle.
    Sie ließ sich von der Begeisterung mitreißen und wagte einen Blick in den Zuschauerraum. Aber sie hatte sich vor dem Auftritt geschworen, unter den Gästen nicht Jakob Mansour zu suchen, sondern Nabil el-Fahed und ihm ein besonderes Lächeln zu schenken. Sie würde nicht nach Jakob Ausschau halten.
    Jasmina ließ den Schleier fallen und begann einen aufreizenden, sinnlichen Tanz. Sie hatte jeden Muskel unter Kontrolle, entfesselte ihren Leib wie stürmische Wellen das Meer. Ihre Hüften beschrieben schnelle, immer enger werdende Kreise. Die Arme zuckten und lockten, spielten und hypnotisierten und brachten die Männer um den Verstand.
    Jasmina flirtete nicht nur mit den Zuschauern, sie fesselte sie, nahm ihnen den Atem und schenkte ihnen Träume und Phantasien. Sie bot sich ihnen an, aber dann entzog sie sich wieder, verschwand hinter den Schleiern und wurde zum arabischen Ideal der Weiblichkeit: begehrenswert, aber unerreichbar.
    Sie entdeckte Fahed. Er saß neben Hakim an dem für ihre Gäste reservierten Tisch in der ersten Reihe. Er strahlte, klatschte begeistert, und sie lächelte ihm zu. Aber in diesem Augenblick spielte Jasminas Herz ihr einen Streich. Aus alter Gewohnheit richteten sich ihre Augen auf den Hintergrund. Sie sah zwar nichts in dem überfüllten Saal, aber sie wußte:
Jakob ist nicht da.
    Plötzlich verstummte die Musik bis auf den Klang einer Flöte, der alten oberägyptischen Holz-
nai
, die eine ergreifende, klagende Melodie spielte. Gleichzeitig erloschen die Lichter, und Jasmina stand im Strahl eines einzigen Scheinwerfers. Als sie wie ein verzaubertes Wesen aus dem erstarrten Schlaf erwachte und mit den Schlangenkräften ihrer Weiblichkeit, den Juwelen der

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