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Das Paradies

Das Paradies

Titel: Das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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an dem schwarzen Eisengeländer fest und blickte auf den Fluß hinunter, wo Feluken mit Laternen kreuzten, um mit dem Licht die Fische anzulocken.
    Jakob stöhnte leise und wünschte, er wäre nicht hierher gekommen. So viele Menschen hatten sie gesehen. Jetzt war Jasmina ebenfalls in Gefahr.
    »In den Nachrichten haben sie nichts über den Bombenanschlag berichtet«, sagte Jasmina, als sie aus dem Zimmer kam und sich neben ihn stellte. Sie hatte sich umgezogen und abgeschminkt. Sie trug eine weiße Galabija aus Leinen mit Goldstickereien an Kragen und Ärmeln. Das Haar fiel ihr offen über den Rücken.
    Sie hatte gehofft, das kalte Wasser auf dem Gesicht würde sie beruhigen, aber sie war wie im Fieber, als sei die Augusthitze durch die Haut bis in ihre Knochen gedrungen.
    Während sie Jakobs Wunde versorgt hatte, saßen sie auf dem Sofa. Und als ihre Fingerspitzen seine Stirn berührt hatten, durchzuckte es sie wie ein Schock.
    Sie dachte an den gepflegten, reichen Nabil el-Fahed und wußte, er hatte soviel Leidenschaft in ihr geweckt wie einer seiner antiken Sessel. Jakob Mansour dagegen, der es immer noch nicht geschafft hatte, den fehlenden Kragenknopf anzunähen …
    »Was nun?« fragte sie sich, während sie sein Gesicht betrachtete. Es war für sie beide ein gefährlicher, nicht rückgängig zu machender Schritt gewesen, ihn hierher zu bringen.
    Er blickte zu den Sternen auf, las ihre geheimnisvollen Botschaften und sagte schließlich: »Morgen wird man zum ersten Mal in diesem Jahr Sirius aufgehen sehen. Man kann den Punkt am Horizont finden, wenn man den drei Sternen in Orions Gürtel folgt. Sie weisen den Weg … dort, sehen Sie?«
    Er stand sehr nahe bei ihr, hatte den Arm gehoben und wies mit dem Finger auf das Sternbild. Jasmina nickte, unfähig zu sprechen.
    »In alter Zeit«, fuhr er fort, und seine Stimme wurde von der leichten Brise davongetragen, »vor der Geburt Jesu, war Sirius der Stern des Hermes, eines jungen Erlöser-Gottes. Für die Ägypter war sein Erscheinen am Horizont ein Zeichen für die Wiedergeburt des Hermes. Die drei Sterne im Gürtel Orions, die genau auf die Stelle am Horizont weisen, wo Sirius aufgehen wird, nannte man die drei Weisen. Und in dieser Richtung …«, sein Finger zeichnete eine Bahn vom Orion zum Horizont, »… findet man den Stern des Hermes.« Er sah sie an. »Ich liebe dich, Jasmina. Ich möchte dich umarmen und mit dir schlafen.«
    »Warte«, flüsterte sie. »Es gibt Dinge, die du nicht von mir weißt …«
    »Ich weiß alles, was ich wissen muß. Ich möchte dich heiraten, Jasmina.«
    »Hör zu, Jakob«, sagte sie schnell, bevor der Mut sie verließ. »Zeinab ist nicht meine Tochter. Sie ist meine Nichte. Aber das weiß niemand. Ich bin keine Witwe, ich war nie verheiratet.« Sie wandte den Blick ab. »Ich war noch nie … mit einem Mann zusammen.«
    »Weshalb solltest du dich deshalb schämen?«
    »Eine Frau in meinem Alter, die so viele Menschen die Liebesgöttin nennen?« Sie lachte verlegen. »Ich komme mir immer wie eine Betrügerin vor …«
    »Wie kannst du dich schämen, wenn alle heiligen Frauen in der Geschichte Jungfrauen waren?«
    »Ich bin keine Heilige.«
    »Als du im Ausland gewesen bist, war jeder Tag eine Qual für mich. Ich liebe dich, Jasmina, und ich möchte dich heiraten. Alles andere ist mir nicht wichtig.«
    Sie ging vom Balkon in das Wohnzimmer zurück. Farid al-Attrachs helle Stimme drang romantisch und verliebt aus dem Radio durch die warme Nachtluft. »Da ist noch etwas«, sagte Jasmina und drehte sich nach ihm um. »Ich habe nie geheiratet, weil ich keine Kinder bekommen kann. Ich war als junges Mädchen sehr krank, ich hatte eine Infektion …«
    »Ich will keine Kinder«, sagte er und faßte sie an den Schultern. »Ich will dich.«
    »Aber wir haben nicht denselben Glauben«, rief sie und wich an die Wand zurück.
    »Selbst der Prophet hatte eine Christin zur Frau.«
    »Jakob, es ist unmöglich, wir können nicht heiraten. Deine Familie würde nie akzeptieren, daß du eine Tänzerin zur Frau nimmst, und meine Familie würde es nicht billigen, daß ich jemanden als Zeinabs Vater wähle, der kein Muslim ist. Und was würden meine Zuschauer denken oder deine Leser? Alle würden uns vorwerfen, wir seien Verräter!«
    »Ist man ein Verräter, wenn man seinem Herzen folgt?« fragte er leise, trat vor sie und zog sie wieder an sich. »Ich schwöre dir, Jasmina, ich liebe dich seit dem Tag, an dem ich dich vor vielen Jahren zum

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