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Das Paradies

Das Paradies

Titel: Das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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scheu, als sie erwiderte: »Sarah, Herr.«
    »Deinem Kind geht es nicht gut«, sagte er.
    »Er bekommt nicht genug zu essen, Herr.«
    Ibrahim betrachtete das Mädchen, das bis auf die Knochen abgemagert war. Auch das Kind war unterernährt. Ein seltsames Gefühl erfaßte ihn, und er glaubte, Gottes Hand zu spüren, die ihn führte. Ihn durchzuckte ein Gedanke, der in seiner Einfachheit genial zu sein schien. »Wenn du mir deinen Sohn gibst«, sagte er freundlich, damit sie nicht davonlief, »kann ich ihm das Leben retten. Ich kann ihm ein Leben in Reichtum und Glück schenken.«
    Sarah sah ihn verwirrt an, und dann dachte sie an Abdu. Hatte sie das Recht, seinen Sohn einem anderen zu geben? Aber dieser Mann sah Abdu so ähnlich … was sollte sie tun? Sarah hatte schon so lange nichts mehr gegessen, daß sie nur mit Mühe einen klaren Gedanken fassen konnte. Sie blickte zu dem großen Haus hinauf, wo Orangenbäume blühten und goldenes Licht aus den vielen Fenstern drang. Sie dachte an Najiba, die sie zwang, jeden Tag mit dem Kind auf dem Arm um Almosen zu betteln. Dann blickte sie wieder auf den Mann, dem sie schon einmal in der Nähe ihres Dorfs begegnet war. In ihrer Verwirrung glaubte sie, er müsse in einer Beziehung zu Abdu stehen. »Ja, Herr«, sagte sie scheu und hielt ihm das Baby entgegen.
    Ibrahim stieg aus, öffnete ihr die Wagentür und ließ sie einsteigen. Dann fuhren sie davon.
     
    »
Was
willst du?« Hassan starrte ihn fassungslos an.
    »Ich will dieses Mädchen heiraten«, wiederholte Ibrahim und ging an seinem Freund vorbei auf das Boot. »Du bist Anwalt. Setze den Heiratsvertrag auf. Du wirst ihre Familie vertreten.«
    Hassan folgte ihm in den großen Salon des Hausboots. »Bist du von allen guten Geistern verlassen? Was soll das heißen: Du willst sie heiraten! Du hast doch Alice!«
    »Hassan, denk doch einmal nach! Ich will nicht sie, sondern den Jungen. Alice hat mir heute nacht eine Tochter geboren. Die Astrologin hat mir gesagt, daß Gott von mir eine gute Tat verlangt. Ich werde dieses Kind als meinen Sohn anerkennen.«
    Hassan schwieg und dachte nach. Schließlich verstand er, was Ibrahim vorhatte, und sagte: »Glaubst du wirklich, man wird dir glauben, daß dies dein Sohn ist? Du bist verrückt! Ibrahim, du warst beinahe sieben Monate in Monte Carlo. Niemand wird dir glauben, daß dies dein Kind ist.«
    »Die Frau sagt, ihr Baby sei vor drei Monaten geboren. Das heißt, sie hat es vor einem Jahr empfangen. Damals war ich in Kairo. Wenn ich vor Zeugen erkläre, daß es mein Sohn ist, dann ist er es nach dem Gesetz.«
    Hassan stimmte ihm zögernd zu, weil ihm einfiel, daß er in einer Stunde ein Rendezvous auf dem Hausboot hatte. Achselzuckend setzte er sich an den Schreibtisch und schrieb den Heiratsvertrag. Er rief seinen Kammerdiener als Zeugen und ließ Ibrahim unterschreiben. Daraufhin bekräftigten Hassan und Ibrahim die Heirat mit einem Händedruck. Da nach dem Gesetz die nächste Handlung vier Zeugen erforderte, ließ Hassan noch den Koch und den Hausmeister rufen. Die Anwesenden hörten schweigend zu, als Ibrahim feierlich sagte: »Ich erkläre, daß dieses Kind mein Sohn und von meinem Blut ist. Es soll meinen Namen tragen. Ich bin sein Vater, und er ist mein Sohn.«
    Hassan füllte rasch die Geburtsurkunde aus, und die Zeugen unterschrieben – der Hausmeister mit einem Fingerabdruck, da er nicht schreiben konnte.
    Dann sah Ibrahim Sarah an und erklärte, wie es Sitte und Gesetz verlangten, dreimal: »Ich verstoße dich, ich verstoße dich, ich verstoße dich.«
    Er nahm ihr das Baby aus den Armen und sagte: »Dieses Kind ist vor Gott und nach den ägyptischen Gesetzen mein Sohn. Du darfst nie wieder einen Anspruch auf ihn erheben oder ihm sagen, wer du bist. Hast du mich verstanden?«
    Sarah sagte: »Ja«, und sank ohnmächtig zu Boden.
     
    Khadija starrte auf das Baby in Ibrahims Armen und sah dann ihren Sohn ungläubig an. »Das ist
dein
Kind?«
    »Es ist mein Sohn, und ich habe ihn Zacharias genannt.«
    »Aber Ibrahim, du kannst nicht den Sohn eines anderen Mannes zu deinem Sohn machen! Im Koran steht geschrieben, daß Gott verbietet, den Sohn eines anderen Mannes anzunehmen!«
    »Er ist mein Sohn. Ich habe seine Mutter geheiratet und den Jungen als mein Kind angenommen. Ich habe die notwendigen gesetzlichen Urkunden.«
    »Urkunden!« rief sie. »Es ist gegen
Gottes
Gesetz, ein Kind zu adoptieren! Ibrahim, ich flehe dich an, das darfst du nicht tun …« Khadija wurde von

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