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Das Paradies

Das Paradies

Titel: Das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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das …«, flüsterte sie, »nur diese Stunde?«
    »Wir haben die ganze Nacht. Ich muß mich erst morgen früh zurückmelden. Bleibst du solange bei mir?«
    Sie trat an ein Fenster und blickte in die milde tiefschwarze Nacht hinaus. Weiße Rosen blühten im Garten, und eine Nachtigall sang ihr Lied.
    »Kennst du die Geschichte von der Rose und der Nachtigall?« fragte sie und konnte ihm nicht in die Augen sehen.
    Er trat hinter sie, so dicht, daß sie seinen Atem im Nacken spürte. »Erzähl sie mir …«
    »Vor langer Zeit«, begann sie und spürte, wie langsam die Glut in ihr zu lodern begann, bis sie dachte, wenn er mich jetzt berührt, werde ich in Flammen stehen. »Vor langer Zeit waren alle Rosen weiß, denn sie waren unberührt. Aber eines Nachts verliebte sich eine Nachtigall in eine Rose. Und als sie für die Rose ein wehmutsvolles Liebeslied sang, regte sich etwas in ihrem Herzen. Die Nachtigall flog dicht zu der Rose und hauchte: ›Schöne Rose, ich liebe dich‹, und die Rose errötete und färbte sich rosa. Aber die Nachtigall kam noch näher, und die Rose öffnete die Blütenblätter, und die Nachtigall nahm ihr die Unschuld. Aber da nach Gottes Willen Rosen keusch bleiben sollten, wurde die Rose rot vor Scham. Und so gibt es rote und rosa Rosen. Und bis auf den heutigen Tag beginnen die Blütenblätter einer Rose zu zittern, wenn eine Nachtigall singt. Aber sie wird sich nicht öffnen, denn Gott will nicht, daß ein Vogel und eine Blume sich paaren.«
    Er legte ihr die Hände auf die Schultern und drehte sie um, so daß er sie ansehen konnte. »Und ein Mann und eine Frau? Was hat Gott für sie bestimmt?«
    Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und führte ihre Lippen zu seinem Mund. Er roch nach Zigaretten und Whiskey – beides war ihr verboten. Und sie schmeckte das Verbotene jetzt auf seinen Lippen und seiner Zunge.
    Dann trat er zurück, nahm den Revolvergürtel ab und wartete, während Nefissa mit zitternden Händen die Knöpfe seiner Uniform öffnete. Zu ihrer Überraschung trug er kein Hemd darunter. Seine blasse Haut lag straff über der muskulösen Brust und den kraftvollen Armen. Sie fuhr mit dem Finger über die Hebungen und Senkungen der einzelnen Muskeln und den flachen Bauch. Sie staunte über die Härte, als sei er aus Marmor. Ihr Mann war auch jung gewesen, aber er hatte einen weichen, beinahe weiblichen Körper gehabt.
    Und dann war er an der Reihe. Er zog ihre Bluse aus dem Gürtel des Rocks. Er tat es langsam. Sie hatten beide viel Zeit.
     
    Ibrahim schloß leise die Schlafzimmertür hinter sich. Alice sollte nach der Geburt in Ruhe schlafen. Dann ging er zu seiner Mutter, die mit Quettah, der Astrologin, im großen Salon die Sternenkarten betrachtete. Hier schlief auch das Neugeborene unter Khadijas wachsamen Blicken in seinem Bettchen. Ibrahim beugte sich über das Kind und empfand nichts als Liebe und Zärtlichkeit für seine Tochter. Sie sah aus wie ein Engel auf einem Gemälde. Und er dachte, sie ist einer von Gottes kleinen Engeln. Flachsblonde Löckchen, feiner als Seide, bedeckten ihr Köpfchen. Ich werde dich Amira nennen, dachte er, ja, Amira.
    Mit schlechtem Gewissen fiel ihm ein, daß er Jasmina nicht mit derselben Liebe auf der Welt begrüßt hatte. Damals hatte ihn der Kummer über den Tod seiner jungen Frau so überwältigt, daß er kaum einen Blick auf das Kind werfen konnte. Selbst jetzt, ein Jahr später, liebte Ibrahim die kleine Jasmina nicht so sehr wie dieses Kind.
    Aber seine Freude wurde getrübt, als er an seinen Vater dachte. Er glaubte Alis Stimme zu hören. »Du hast wieder einmal versagt. Sechs Jahre liege ich im Grab und noch habe ich keinen Enkel, der aller Welt beweist, daß ich jemals gelebt habe.«
    Bitte, verwehre mir nicht, dieses Kind zu lieben, flehte Ibrahim stumm. Aber Ali erwiderte: »Du bist ein Vater von Töchtern, mehr nicht.«
    Khadija legte ihrem Sohn die Hand auf die Schulter und sagte: »Deine Tochter wurde im Zeichen von Mirach geboren, dem hellen gelben Stern in Andromeda, im siebten Haus. Quettah sagt, das weist auf Schönheit und Reichtum hin.« Khadija schwieg. Sie ahnte den inneren Kampf ihres Sohnes. Leise sagte sie dann: »Du mußt nicht verzweifeln, Ibrahim, das nächste Mal wird es ein Sohn sein,
inschallah

    »Wirklich, Mutter?« Er senkte den Kopf, denn die Last der Schuld, die ihm sein Vater aufgebürdet hatte, drückte ihn nieder.
    »Wir können das nie mit Sicherheit sagen, Ibrahim. Nur Gott in SEINER Weisheit

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