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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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dem Flugzeug aus Barcelona gekommen.«
    »Costa Brava!« Auf der anderen Seite des Weges schrie das wütende Kind.
    »Sehen Sie mich nicht an! Rutschen Sie an den Rand der Bank!« »Wissen Sie, was Sie mir da gerade gesagt haben?« »Sie sind erregt. Ich muß jetzt gehen.«
    »Nein! ... Schon, gut, schon gut.« Havelock hob die weiße Papiertüte vor sein Gesicht. Seine beiden Hände zitterten, und der Schmerz in seiner Brust schoß ihm bis an die Schläfen hinauf. »Sie wissen, was Sie mir jetzt sagen sollten, nicht wahr? Also heraus damit.«
    »Ihr Zustand erlaubt das nicht.« »Überlassen Sie das mir. Sagen Sie es.«
    »Ich frage mich wirklich, ob ich das sollte. Ganz abgesehen von dem Geld, das ich vielleicht nie bekommen werde, habe ich auch moralische Skrupel. Ich mag Sie, Mikhail. Sie sind ein zivilisierter Mann, vielleicht sogar ein reeller Mann, in einem höchst widerlichen Geschäft. Sie sind selbst ausgestiegen; habe ich das Recht, Sie wieder hineinzuziehen?«
    »Sie brauchen mich nicht erst hineinzuziehen, ich bin schon mitten drinnen!«
    »Die Costa Brava?« »Ja.«
    »Gehen Sie zu Ihrer Botschaft.« »Das kann ich nicht. Verstehen Sie das nicht?« Gravet senkte die Zeitung und sah Havelock an. »Mein Gott, das können Sie nicht tun«, sagte er leise. »Sagen Sie es mir einfach.« »Sie lassen mir keine Wahl.« »Wo ist er?«
    Der Franzose erhob sich von der Bank und faltete die Zeitung zusammen, während er sprach. »In der Rue Etienne gibt es ein heruntergekommenes Hotel, >La Couronne Nouvelle< mit Namen. Er wohnt im ersten Stock, Zimmer dreiundzwanzig. Es liegt zur Straße; er beobachtet jeden, der das Hotel betritt.«
    Die Kleider des Penners waren zerlumpt, aber dick genug, um des Nachts in verlassenen Seitengassen die Kälte abzuhalten. Die Schnürsenkel an seinen Stiefeln waren abgerissen und in großen Knoten gebunden, weil seine gekrümmten Finger zu nichts anderem mehr fähig waren. Auf dem Kopf trug er eine Wollmütze, die er sich tief in die Stirn gezogen hatte, sein Blick war nach unten gewandt, wich der Welt aus, in der er nicht konkurrieren konnte und die ihrerseits seine Gegenwart als Belästigung empfand. Über die Schulter hatte er sich eine schmutzige Segeltuchtasche geschlungen. Der Mann näherte sich dem Hotel >La Couronne Nouvelle<. Er blieb an einem Abfallbehälter aus Drahtgeflecht stehen und wühlte mit fachmännischen Blicken in seinem Inhalt herum. Havelock löste einen zerfetzten Lampenschirm von einer weichen Tüte mit Essensresten und schob den kleinen Spiegel dazwischen, wobei der schmutzige Stoff des Schirms seine Hände verbarg. Er konnte den Russen deutlich am Fenster im ersten Stockwerk sehen; der Mann hatte die Arme ausgestreckt, lehnte am Fenstersims und beobachtete die Straße. Michael kannte ihn -obwohl er weder seine n Namen wußte noch jemals sein Foto in einer Akte betrachtet hatte. Der Schnitt seines Gesichts, der Blick seiner Augen - beides war ihm vertraut. Havelock hatte erlebt, was dieser Mann erlebt hatte - was er jetzt tat. Sein Auftrag war klar, und irgendwo wartete jemand auf die Rückmeldung. Man hatte sich an einen Profi gewandt, der niemandem Bündnistreue schuldete und nur an dem Kopfgeld interessiert war. Jetzt wartete der Mann im Fenster auf den entscheidenden Anruf, der ihm bestätigte, daß die Zielperson in Paris gesichtet worden war; in einer Straße, in einem Cafe, einer Bank oder vielleicht auf einem Spielplatz an der Seine; das war durchaus möglich, denn die Profis hielten überall nach ihm Ausschau. Die Jagd hatte begonnen. Und wenn die Bestätigung kam, würde der Mann im Fenster seinen Unterschlupf verlassen. Ja, dachte Michael, auch er hatte das erlebt. Das Warten war das Schlimmste daran. Er drehte sein Handgelenk herum und sah auf die Uhr, die Hand nach wie vor im Abfallkorb verborgen. Er war schon zweimal in einem Taxi an dem Hotel vorbeigefahren, bevor er einen Altkleiderhändler in der Rue Severin aufgesucht hatte ... und einen Waffenladen in der Rue Sommerard, wo er Munition für die Llama und die Magnum gekauft hatte. Er hatte vor sieben Minuten Gravet angerufen und ihm gesagt, daß die Uhr jetzt liefe; der Franzose wollte von einer Telefonzelle am Place Vendome das Hotel anrufen und den Mann von Zimmer 23 verlangen. Was hielt ihn auf? Es gab so viele Möglichkeiten: besetzte Telefonzellen, ein Bekannt er auf der Straße, der Gravet in ein Gespräch verwickelte. Was auch immer geschehen sein mochte, Havelock wußte, daß er

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