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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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würde. Havelock richtete sich auf. Die Anstrengung hatte ihn ausgepumpt; er lehnte sich gegen die Wand, atmete langsam und tief und versuchte, das Schwächegefühl zu verdrängen, den Schmerz nicht wahrzunehmen. Aber er konnte nicht aufhören, nicht jetzt. Erst mußte er den Mann in Zimmer 23 erledigen. Es gab keinen anderen Weg; die einzige Chance lag im Schock des völlig Unerwarteten. Er spannte seine Brust, schob die unverletzte Schulter vor, trat zurück und warf sich mit seinem ganzen Körpergewicht gegen die Tür. Der VKR-Beamte wirbelte am Fenster herum und griff nach dem Halfter, das er am Gürtel trug. Dann hielt er inne, streckte beide Hände vor sich aus und starrte den riesigen Lauf der Magnum an, die auf seinen Kopf zielte.
    »Ich glaube, Sie haben mich gesucht«, sagte Havelock. »Offensichtlich habe ich den falschen Leuten vertraut«, antwortete der Sowjet ruhig in gepflegtem Englisch.
    »Aber nicht Ihren eigenen Leuten«, unterbrach Michael ihn. »Sie sind etwas Besonderes.« »Sie haben verloren.«
    »Ich habe Ihren Tod nie befohlen. Die hätten das vielleicht getan.« »Jetzt lü gen Sie, aber das macht nichts. Wie ich schon sagte, Sie haben verloren.«
    »Ich muß Sie loben«, murmelte der VKR-Beamte, und sein Blick wanderte an Havelock vorbei zu der zerbrochenen Tür. »Sie haben mir nicht zugehört. Sie haben verloren. Die beiden Gorillas können Ihnen nicht mehr helfen - sie sind tot.« »Njet! Molnija!« Der Sowjetagent wurde bleich, seine Augen weiteten sich, seine Finger waren gespreizt, nur wenige Zentimeter von seinem Gürtel entfernt.
    »Ich spreche Russisch, wenn Sie das vorziehen.« »Das ist gleichgültig«, sagte der erschreckte Mann. »Ich bin Absolvent des Institute of Technology von Massachusetts.« »Was ist an der Costa Brava geschehen?« »Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen.«
    »Sie sind vom VKR und kommen aus Barcelona! Die Costa Brava liegt in Ihrem Abschnitt! Was ist in jener Nacht am vierten Januar geschehen?«
    »Nichts, das uns betraf.« »Da hinüber!« »Was?«
    »Gegen die Wand!«
    Der Russe bewegte sich langsam, trat zögernd davor. »Ich bin etwas so Spezielles, daß Ihr Sektionschef in Moskau die Wahrheit nicht kennt«, fuhr Havelock fort. »Aber Sie kennen sie. Deshalb sind Sie in Paris, deshalb haben Sie die Prämie auf mich ausgesetzt.«
    »Man hat Sie falsch informiert. Es gilt als Verbrechen, das dem Hochverrat gleichkommt, Informationen vor unseren Vorgesetzten geheimzuhalten. Den Grund dafür, warum ich aus Barcelona komme, werden Sie sicher verstehen. Das war Ihr letzter Einsatz und ich Ihr letzter Kontrahent. Ich hatte die neuesten Informationen über Sie.«
    »Sie sind sehr geschickt.«
    »Ich habe Ihnen nichts gesagt, was Sie nicht selbst wissen oder in Erfahrung bringen könnten.«
    »Etwas ist Ihnen entgangen. Warum bin ich denn etwas Besonderes? Ihre Genossen im KGB haben nicht das geringste Interesse an mir. Im Gegenteil: Sie wollen nichts mit mir zu tun haben. Und doch sagen Sie, ich sei etwas Besonderes. Die Voennaja will mich haben.«
    »Ich will nicht leugnen, daß es eine gewisse Rivalität zwischen den einzelnen Abteilungen gibt. Vielleicht haben wir das von Ihnen gelernt. Bei Ihnen gibt es das im Überfluß.« »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
    »Wir wissen gewisse Dinge, die unseren Genossen nicht bekannt sind.«
    »Zum Beispiel?«
    »Daß Ihre eigene Regierung Sie als >nicht zu retten< eingestuft hat.« »Wissen Sie, warum?«
    »Die Gründe sind an diesem Punkt zweitrangig. Wir bieten Ihnen Asyl.«
    »Die Gründe sind keineswegs zweitrangig«, verbesserte Michael. »Also gut«, pflichtete der andere ihm widerstrebend bei. »Man ist zu der Ansicht gekommen, daß Sie aus dem Gleichgewicht geraten seien.«
    »Woraus schließt man das?«
    »Nun, da ist von Drohungen und Telegrammen die Rede, von Wahnvorstellungen und Halluzinationen.« »Wegen dem, was an der Costa Brava passierte?« »Ja.«
    »Einfach so? Da läuft man an einem Tag noch ganz normal und gesund herum, reicht Berichte ein und tritt in allen Ehren in den Ruhestand - und am nächsten Tag soll man ein Verrückter sein? Jetzt sind Sie nicht sehr clever; ich habe Sie überschätzt.« »Ich sage Ihnen nur, was ich weiß«, beharrte der Russe. »Ich treffe diese Entscheidungen nicht, ich befolge die Anweisungen, mehr nicht. Die Prämie, wie Sie das nennen, sollte dafür bezahlt werden, daß Sie und ich zusammenkommen. Warum sollte es anders sein? Wenn es das Ziel wäre, Sie

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