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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Kabine. Sie redeten miteinander und schimpften über die lange Wartezeit vor der Landung. Beim Hinausgehen erregten sie sich immer noch. Havelock zog sein Jackett aus, rollte es zusammen und wartete weiter in der Kabine. Er hielt die Tür einen halben Zentimeter auf und sah auf die Uhr. Er war jetzt schon beinahe fünfzehn Minuten in dem Waschraum. Allmählich mußte der Kerl auftauchen, dachte er. Da schwang die weiße Metalltür langsam zurück, zuerst wurde eine Schulter sichtbar, dann der Rand einer zusammengefalteten Zeitung. Der unbekannte Aufpasser war sehr professionell; kein zusammengefaltetes Jackett, kein Mantel mit einer Waffe darunter; nur eine lose Zeitung, die man schnell fallen lassen konnte, um einen gezielten Schuß abzugeben.
    Der graugesichtige Mann trat lautlos um die Tür herum, seine Augen suchten die vier Kabinen ab. Zufrieden bückte er sich weit herunter, aber nicht zu dem Zweck, um unter den Türen der ersten Kabinen hindurchzusehen; er hatte den Körper abgewandt. Was machte der Mann?
    Michael drängte sich das Bild eines anderen Profis auf am Col des Moulinets, der die Uniform eines italienischen Grenzbeamten getragen hatte. Aber der blondhaarige Killer mit dem Namen Ricci war vorbereitet gewesen und kannte die Verhältnisse am Einsatzort. Er hatte gewußt, daß man die Tür des Wachhäuschens blockieren konnte. Dieser graugesichtige Profi indessen hatte improvisiert und sich ein Stück Furnierholz abgebrochen, wie man es in den Korridoren eines Flughafens an zig Stellen findet, und schob es jetzt unter die Eingangstür der Herrentoilette. Er richtete sich auf, stieß den Fuß gegen den Streifen Holz und zog mit aller Kraft an dem Türknopf. Die Tür saß fest, niemand konnte herein; sie waren allein. Der Mann drehte sich um. Er war vielleicht Mitte Fünfzig, und sein Haar über dem grauen Gesicht mit den buschigen Augenbrauen und den hochliegenden Backenknochen begann bereits dünn zu werden. Er war höchstens einen Meter siebzig groß und hatte eine kompakte Figur. Und dann sah Michael die linke Hand, die rechte wurde von der Zeitung verdeckt. Es war eine vergleichsweise riesige, muskulöse Hand, die gewohnt war anzupacken.
    Der Mann ging an den Kabinen entlang, deren Türen fünf Zentimeter über dem gekachelten Boden endeten. Er mußte bis auf einen Meter herantreten, um sich zu vergewissern, ob die Kabine besetzt war. Jeder seiner Schritte war lautlos, er hatte dicke, elastische Gummisohlen unter den Schuhen. Plötzlich machte er mit der rechten Hand eine Kreisbewegung und riß die Zeitung weg. Havelock starrte auf die Pistole, als sein Verfolger sich den letzten zwei Kabinen näherte. Es war eine Graz-Burja! Als der Russe sich vorbeugte, warf Michael sein zusammengerolltes Jackett über die Tür der Kabine zu seiner Rechten, wobei der Stoff des Jacketts die Decke streifte und das Geräusch den Russen dazu zwang, sich blitzschnell aufzurichten und einen Satz nach links zu machen, die Waffe im Anschlag.
    Havelock packte den Handgriff seines Koffers und riß im selben Moment die Tür auf. Mit ganzer Wucht schleuderte er das schwere Gepäckstück auf den Mann. Es gelang ihm, mit der linken Hand die Graz-Burja zu fassen zu kriegen und ihm die Pistole zu entreißen. Der Russe hielt seine kräftigen Arme schützend vor sich. Michael packte den linken Arm des Mannes und verdrehte ihn so lange, bis das Gesicht des Killers sich vor Schmerz verzerrte. Als der Russe anfing, zu Boden zu sacken, bückte sich Havelock und rammte ihm seine Schulter in den Bauch.
    Der graugesichtige Mann fiel auf die Knie, stützte sich auf die rechte Hand, während er den linken Arm unbeweglich vor Schmerz quer über der Brust hielt. Er japste nach Atem. »Njet, njet!« stieß er keuchend hervor. »Nur reden, nur reden.«
    »Hinter einer blockierten Tür und mit einer Waffe in der Hand?« »Hätten Sie sich etwa mit mir unterhalten, wenn ich auf Sie zugegangen wäre und mich vorgestellt hätte? Auf russisch vielleicht?« »Sie hätten es ja probieren können.«
    »Sie sind nicht lange genug stehengeblieben ... Darf ich?« Der Russe machte Anstalten, sich zu erheben.
    »Nur zu«, sagte Havelock, der die Graz-Burja ruhig in der Hand hielt. »Sie haben versucht, zu telefonieren.« »Ja. Um durchzugeben, daß ich Sie entdeckt hatte.« »Was wissen Sie über mich? Wie haben Sie mich gefunden?« Michael hob die Waffe und zielte auf den Kopf des Mannes. »Ich würde Ihnen raten, mir die Wahrheit zu sagen. Ich habe nichts

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