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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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hinsetzen!« Er zog den Deutschen vom Schreibtisch weg und drückte ihn mit solcher Gewalt in den nächsten Sessel, daß sein Hals zurückschnellte. Aber die verbogene Brille blieb sicher auf Handelmans Gesicht.
    »Sie haben mich blind gemacht!« jammerte er. »Ein Verrückter kommt in mein Haus ... «
    »Vergessen Sie es!« sagte Michael. »Ich war in Lidice!« »Wahnsinn!« Handelman holte durch den weitgeöffneten Mund Luft und hob die Hände, um die Brille abzunehmen. »Oben lassen!« herrschte Havelock ihn an. »Junger Mann, Sie ...«
    »Halten Sie den Mund! Hören Sie zu. Ich kann Nachforschungen über einen Mann namens Jacob Handelman anstellen, Deutsche befragen, die noch am Leben sind und ihn kannten - wenn er je existiert hat. Anschließend werde ich ein Foto von Ihnen, natürlich ohne den Bart, in gewissen Vierteln von Prag in Umlauf geben. Sie waren dort; ich habe Sie später gesehen und wollte Sie töten. Ein neun- oder zehnjähriger Junge wollte Ihnen auf der Straße ein Messer in den Rücken stoßen. Und jemand, der heute noch in Prag oder Rudna oder Kladno lebt, würde das gleiche am liebsten heute noch tun. Darüber reden wir, Sie Bastard! Kommen Sie mir also nicht mit Leuten, die gestern abend nicht hier waren, sprechen Sie von der Frau. Wo ist sie?«
    »Ich bin ein sehr wichtiger Mann ... «
    »Ganz gewiß sind Sie das. Wer könnte schon erfahrener darin sein, wie man spurlos untertaucht, als jemand, der selber so perfekt darin ist? Wer könnte sich besser schützen als jemand, der die Verstecke so vieler Menschen verraten könnte? Sie haben sich gut geschützt, Sie Mörder! Aber nicht mit mir, ist das klar? Denn mir ist das gleichgültig. Also, wo ist Jenna Karras?«
    »Ich will nicht auf Ihre lächerlichen Anschuldigungen eingehen«, winselte der Deutsche, »aber da wäre die Bezahlung zu klären.« »Sie können Ihr Leben behalten«, sagte Havelock. »Es interessiert mich nicht. Mir genügt es, daß Sie wissen, daß ich es jederzeit beenden kann. Wo ist sie?«
    »Die oberste Schreibtischschublade.« Der Alte gestikulierte mit zitternder Hand; seine Augen blieben hinter der zersprungenen Brille unsichtbar. »Heben Sie die Bleistiftschale hoch; darunter ist ein zusammengefaltetes grünes Stück Papier.«
    Michael trat an den Schreibtisch, zog die Schublade heraus und fand das hellgrüne Stück Papier; er nahm es und faltete es auseinander. In sauberen, handgeschriebenen Blockbuchstaben stand dort die Information, für die Havelock den Mann getötet hätte; sie bedeutete ihm alles.
    Broussac. Bewerberin für eine Doktorarbeit. Name: Arvidas Corescu, c/o Kohoutek RFD 3, Mason Falls, Penna
    »Ist Corescu der Name, den sie benutzt?« fragte Havelock mit scharfer Stimme.
    »Im Augenblick. Das ist nicht endgültig. Die Papiere mußten in ein paar Stunden hergestellt werden. Andere werden folgen ... falls sie folgen.«
    »Und das bedeutet?«
    »Sie müssen bezahlt werden. Umsonst gibt es nichts.« »Natürlich; der Haken sitzt, und die Leine läuft. Sie müssen ein paar sehr eindrucksvolle Fische dort draußen haben.« »Man könnte sagen, daß ich mächtige ... Freunde habe. An vielen Orten.«
    »Wer ist dieser Kohoutek?«
    »Ein Slawe«, sagte der alte Mann und zuckte spöttisch die Achseln. »Er besitzt Ackerland.« »Wann ist sie weggegangen?« »Man hat sie heute früh abgeholt.«
    »Und wie ist sie getarnt?«
    »Als politischer Flüchtling - eine Nichte vielleicht - aus dem Ostblock. Kohoutek wird ihr Arbeit beschaffen.« »Und dann kann sie ihn und Sie bezahlen, oder sie erhält keine neuen Papiere.«
    »Man braucht Papiere«, jammerte Handelman, dessen breites, bärtiges Gesicht von der zersprungenen Brille noch mehr verzerrt wurde, »um einen Wagen zu fahren oder ein Konto zu eröffnen.« »Oder damit einen die Einwanderungsbehörden in Ruhe lassen«, unterbrach ihn Michael. »Diese Drohung bleibt doch immer bestehen, oder?«
    »Wir sind ein Land von Gesetzen, Sir.«
    »Sie machen mich krank«, sagte Havelock und näherte sich dem Stuhl. Er blickte auf den Massenmörder von Lidice hinab. »Ich könnte Sie jetzt töten und würde nichts als Freude dabei empfinden. Können Sie das verstehen, Sie Philosoph? Aber ich werde es nicht tun, weil ich möchte, daß Sie zu spüren bekommen, wie es ist, wenn man jeden Augenblick, jeden Tag ... jede Nacht damit rechnen muß. Jedesmal, wenn es an der Tür klopft. Leben Sie damit, Sie dreckiges altes Luder. Heil Hitler!« Er drehte sich um und ging zur

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