Das Parsifal-Mosaik
richtigen Namen, der Baylor lautete.
Der farbige Colonel war ein Mann, mit dem er reden konnte -falls Baylor einverstanden war, mit ihm zu sprechen. Havelock brauchte zwanzig Minuten, bis er am Telefon im Zimmer des Geschäftsführers, der inzwischen Michaels Kleider in einen geradezu sündhaft teuren Koffer packte, die Botschaft erreicht hatte. Baylor nahm gerade an einem Empfang im Erdgeschoß teil. »Sagen Sie ihm, es sei wichtig«, bat Michael. »Mein Name ist ... Baylor.«
Lawrence Baylor gab sich ziemlich reserviert, man merkte ihm an, daß er Havelocks Ansinnen am liebsten abgelehnt hätte. Alles, was ein suspendierter Abwehrbeamter zu sagen hatte, ließ sich am besten in der Botschaft bereden. Aus einer ganzen Anzahl von Gründen.
»Und wenn ich Ihnen jetzt sage, daß ich soeben wieder in den aktiven Dienst eingetreten bin? Auch wenn ich nicht auf Ihrer Gehaltsliste stehe - oder auf der von sonst jemandem -, ich bin wieder dabei.
Ich unterstelle, daß Sie das für sich behalten, Colonel.«
»Es gibt da ein Cafe in der Via Pancrazio; es heißt >La Ruota del Pavonec. Kennen Sie es?«
»Ich werde es schon finden.«
»In einer Dreiviertelstunde.«
»Ich werde dort sein.«
Havelock beobachtete von einem Tisch in der hintersten Ecke des Cafes, wie der Offizier sich eine Karaffe Wein an der Bar bestellte und damit durch den schwach erleuchteten Raum ging. Baylors Gesicht wirkte ernst und besorgt; er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, und als er schließlich an den Tisch kam, bot er dem anderen nicht die Hand. Er setzte sich Michael gegenüber, atmete langsam aus und zwang sich zu einem aufgesetzten Lächeln. »Nett, Sie zu sehen«, sagte er wenig überzeugend. »Danke.«
»Wenn Sie mir nicht etwas mitzuteilen haben, das für uns von Interesse ist, bringen Sie mich in eine ziemlich dumme Lage. Das ist Ihnen hoffentlich klar.«
»Ich habe eine Neuigkeit, die Ihnen den Verstand rauben wird«, antwortete Havelock, der unwillkürlich flü sterte. Da war jetzt wieder das Zittern; er packte mit der rechten Hand sein linkes Handgelenk, um es unter Kontrolle zu bringen.
Der Colonel musterte Michael, und sein Blick fiel auf Havelocks Hände. »Sie sind ziemlich fertig, wie ich sehe. Was ist denn passiert?«
»Sie lebt! Ich habe sie gesehen!«
Baylor schwieg und rührte sich nicht. Seine Augen wanderten über Michaels Gesicht; es war offensichtlich, daß er die Spuren der letzten Verletzungen auf Havelocks Haut bemerkte. Und ebenso erkennbar war, daß er die Zusammenhänge begriff. »Sprechen Sie von der Costa Brava?« fragte er schließlich.
»Das wissen Sie nur zu gut!« sagte Michael ärgerlich. »Mein plötzliches Ausscheiden und die Umstände, die dazu führten, sind als Blitzmeldung an alle unsere Stationen gega ngen. Deshalb haben Sie mir ja diese Frage stellen können. >Hüten Sie sich vor dem verrückten Kerle, warnt Washington. Er könnte alles mögliche tun, alles mögliche sagen, sich einbilden, er hätte irgendwo eine Rechnung zu begleichen.«
»Das wäre nicht das erste Mal, daß so etwas geschieht.« »Für mich schon. Ich habe an keine unbeglichenen Rechnungen zu denken, weil mich dieses Spiel nicht interessiert. Ich bin klar im Kopf und weiß, was ich gesehen habe. Sie hat mich erkannt! Sie hat auf mich reagiert! Sie ist weggerannt!«
»Streß führt leicht zu Hysterie. In diesem Zustand sieht man Dinge, die gar nicht real sind. Und Sie hatten einen schweren Schock.« »Längst vorbei. Ich war draußen. Ich habe die Tatsachen akzeptiert und die Gründe, warum ...«
»Kommen Sie schon, Kumpel. Sechzehn Jahre waren Sie im Geschäft; diese Zeit kann man nicht so leicht hinter sich lassen.« »Ich schon.«
»Sie waren mit ihr hier in Rom. Da werden Erinnerungen wieder lebendig. Das hat Sie verwirrt. Wie gesagt, so etwas kommt vor.« »Noch einmal - nein. Ich habe gesehen ...«
»Sie haben sich sogar bei mir gemeldet«, unterbrach ihn Baylor. »Zu dritt haben wir ein paar Abende miteinander verbracht. Da lag der Gedanke nahe, mich anzurufen.«
»Es gab sonst niemanden. Sie waren meine einzige Kontaktperson hier in Rom. Jetzt könnte ich die Botschaft betreten, damals war das unmöglich.«
»Dann gehen wir«, sagte der Colonel schnell. »Kommt nicht in Frage! Außerdem hat das keinen Sinn. Sie sind derjenige, auf den es ankommt. Vor sieben Monaten haben Sie die Befehle aus Washington an mich weitergeleitet, und jetzt werden Sie denselben Leuten mitteilen, was ich Ihnen gesagt habe, was ich
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