Das Parsifal-Mosaik
warum man sie mir gegeben hat. Warum ich das gesehen habe, was ich heute abend gesehen habe.« » Wenn Sie etwas gesehen haben.« »Sie lebt! Ich möchte wissen, warum.« »Ich verstehe immer noch nicht.«
»Die Aktion an der Costa Brava galt mir! Jemand wollte, daß ich aussteige, daß ich auf schonungsvolle Weise von jenen Versuchungen entfernt werde, die Männer wie mich häufig heimsuchen.« »Alte Rechnungen zu begleichen?« fragte der Colonel. »Ich wußte gar nicht, daß Sie sich auch angesteckt hatten.« »Ich hatte eine Menge Wut im Bauch und eine Menge offener Fragen. Jemand wollte, daß alles das begraben wurde, und sie hat dabei mitge holfen. Warum?«
»Das sind zwei Unterstellungen, die ich nicht ohne weiteres als Fakten akzeptiere. Und wenn Sie die Absicht hatten, Ihre Wut loszuwerden, was nicht im nationalen Interesse liegt, dann kann ich mir -und ich spreche natürlich völlig hypothetisch -andere Methoden vorstellen ... «
»Mich zu erledigen? Mich für tot zu erklären?« »Das habe ich nicht gesagt. Herrgott, in was für einer Welt leben bloß Leute wie Sie?« »In derselben Welt wie Sie, bloß daß wir schon ein wenig länger dabei sind und mehr erlebt haben. Deshalb werde ich Ihnen auch nicht sagen, wo Sie mich erreichen können. Meine Nase hat einen penetranten Geruch vom Potomac aufgenommen.« Havelock beugte sich vor, und seine Stimme klang heiser, war fast ein Flüstern. »Ich kenne dieses Mädche n. Um sie dazu zu bringen, das zu tun, was sie getan hat, muß man ihr übel zugesetzt haben, sie erpreßt haben. Ich möchte wissen, womit und weshalb.«
»Angenommen«, begann Brown langsam, »... angenommen, Sie haben recht - und ich räume damit keineswegs ein, daß Sie recht haben -, was läßt Sie bloß glauben, daß man Ihnen das erzählen wird?« »Alles kam so plötzlich«, sagte Michael und lehnte sich zurück. Seine Stimme klang matt, als er fortfuhr. »Es war an einem Dienstag, wir waren bereits seit einer Woche in Barcelona gewesen. Irgend etwas sollte in dem Sektor geschehen; das war alles, was Washington uns mitteilte. Und dann kam Nachricht aus Madrid: eine Vier-Null-Mitteilung war per Kurier eingeflogen worden, ihr Inhalt nur für die Botschaft bestimmt. Da dort niemand autorisiert war, die Sendung weiterzuleiten, flog ich Mittwoch früh nach Madrid, unterschrieb für diesen gottverdammten Stahlbehälter und öffnete ihn in einem Raum, den drei Soldaten des Marinekorps bewachten. Der Behälter enthielt alle Informationen, die sie übermittelt hatte - Informationen, die sie nur von mir haben konnte. Auch die Instruktionen für die Falle waren darunter, und ich selbst sollte die Aktion leiten, wenn ich das wünschte ... und ob ich das wollte. Sie wußten, daß dies die einzige Möglichkeit war, mich zu überzeugen. Am Freitag war ich wieder in Barcelona, und am Samstag war alles vorbei ... Ich war überzeugt.«
»Sie haben meine Frage nicht beantwortet«, unterbrach ihn der Colonel. »Wenn Sie recht haben, was veranlaßt Sie dann zu der Meinung, daß man Ihnen sagen wird, womit man sie erpreßt hat?« Havelock sah Baylor mit zornigen Augen an. »Weil sie Angst haben. Es läuft alles auf das >Warum< hinaus.« »Wovon reden Sie?«
»Die Entscheidung, mich zu entfernen, ist nicht allmählich gereift, Colonel. Etwas hat sie provoziert. Sie drängen einen Mann nicht einfach hinaus so wie mich, nur weil es häufiger Differenzen gegeben hat. Fachleute in unserem Beruf sind zu wertvoll, und solche, die sich im Außendienst bewährt haben, sind viel zu schwierig zu ersetzen. Man kann immer Kompromisse schließen und sich irgendwie arrangieren. Man probiert es wenigstens, bevor man einen Fachmann gehen läßt. Aber niemand machte den Versuch mit mir.« »Können Sie etwas konkreter werden?« drängte der Offizier.
»Ich wünschte, ich könnte es. Ich muß etwas für sie unerhört Brisantes wissen, zumindest glauben sie es. Etwas, das ich hätte aufschreiben können.«
»Und haben Sie das?« fragte Baylor kühl. »Eine solche Information, meine ich.«
»Ich werde es herausbekommen«, erwiderte Havelock und schob seinen Stuhl zurück, um aufzustehen und wegzugehen. »Sagen Sie ihnen das. Es wird nicht leicht sein, weil sie nicht mehr bei ihnen ist. Sie ist sicherlich untergetaucht. Egal, ich werde sie finden.« »Vielleicht ...«, sagte der Offizier eindringlich und versuchte Havelock aufzuhalten. »Wenn sich beweist, was Sie sagen, vielleicht wären sie dann bereit zu helfen.«
»Das
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