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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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aufstiegen oder aus der Finsternis auf das hellerleuchtete Flugfeld herunterstießen. Andrews war eine ausgedehnte, abgeschirmte Militärstadt, und sowohl auf dem Flugplatz als auch ringsum herrschte rege Aktivität. Hier hatte das Oberkommando der US-Air Force sein Hauptquartie r. Der Stützpunkt lag östlich des Potomac und westlich der Chesapeake Bay, seine Aufgabe war die Verteidigung des nordamerikanischen Kontinents.
    Der Pilot des Marinehubschraubers wurde über Funk angewiesen, auf einer Rollbahn nördlich des Hauptfeldes niederzugehen. Scheinwerfer erfaßten ihn vierhundert Meter über dem Boden, dann leitete der Pilot die vertikale Landung ein. Unter den Instruktionen, die ihnen über Funk vom Kontrolltower übermittelt wurden, war auch eine Nachricht für Havelock. Ein Jeep war bereit, um ihn zu einem Runway am südlichen Rand des Stützpunkts zu bringen. Havelock kletterte aus der Luke und sprang zu Boden. Die feuchte Kühle der Luft wurde von den Rotorblättern noch verstärkt. Er klappte sich den Mantelkragen hoch und schaute sich nach dem Jeep um.
    »Sir! Sir!« Der Ruf kam von links, hinter dem Heckleitwerk des Helikopters. Es war der Fahrer des Jeeps, der Wagen stand im Schatten und war bei dem blendenden Scheinwerferlicht des Flugplatzes kaum zu erkennen.
    Havelock rannte hinüber, während der Sergeant hinter dem Steuer sich anschickte, den Wagen zu verlassen. »Lassen Sie nur«, sagte Michael und stieg ein. »Ich hab' Sie gar nicht gesehen.« »So lauten meine Instruktionen«, erklärte der Uniformierte. »Ich sollte mich so wenig wie möglich blicken lassen.« »Warum?«
    »Da müssen Sie den Mann fragen, der die Befehle erteilt hat, Sir, ich würde sagen, weil er vorsichtig ist, und da hier niemand einen Namen hat, stelle ich auch keine Fragen.«
    Der Jeep schoß nach vorne und bog fünfzig Meter weiter in eine schmale Asphaltstraße, die in einem Kreis um die riesige Anlage verlief, vorbei an beleuchteten Gebäuden und Parkplätzen. Der Wind peitschte durch das offene Fahrzeug und drang durch Michaels Kleidung.
    »Meinetwegen kann er sich Rumpelstilzchen nennen«, sagte Havelock, »Hauptsache, dort, wo wir hinfahren, ist es wenigstens warm.«
    »Tut mir leid«, erwiderte der Sergeant, »meine Anweisung lautet, Sie zu einer Landebahn am Südrand der Anlage zu bringen.« Havelock verschränkte die Arme, blickte auf die Straße vor ihnen und fragte sich, weshalb der Staatssekretär Pierce innerhalb einer militärischen Anlage so vorsichtig war. Es mußte irgendeinen Grund dafür geben. Nach allem, was er in der Akte des State Department über Arthur Pierce gelesen hatte, in Verbindung mit dem, was er selbst gewußt hatte, war der hohe Beamte ein intelligenter, redegewandter Vertreter der amerikanischen Interessen bei den Vereinten Nationen und in gleichem Maße bei anderen internationalen Konferenzen. Sein tiefes Mißtrauen gegenüber den Sowjets hatte er schon häufig demonstriert. Doch dieses Mißtrauen äußerte sich in schnellem, aggressivem Witz. Die Russen reagierten häufig mit hilfloser Wut, weil sie unfähig waren, ihre Gegenattacken mit gleicher Eleganz und Flexibilität vorzutragen, und nur den massiven Schlagabtausch kannten, mit der Folge, daß sie häufig ausmanövriert wurden. Vielleicht war die beste Empfehlung, die Pierce mitbrachte, die, daß Matthias persönlich ihn gefördert hatte, in einer Zeit, als Anton noch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war. Das hervorragendste Merkmal dieses Mannes war in Havelocks Augen seine Selbstdisziplin, die so ziemlich jeder dem Staatssekretär zuschrieb, der eine schriftliche Beurteilung für seine Dienstakte geleistet hatte. Es war bekannt, daß er nie etwas sagte, wenn er nichts zu sagen hatte. Und daraus abgeleitet, dachte Michael, würde er nie etwas tun, wenn es dafür nicht einen triftigen Grund gab. Und er, Pierce, hatte sich dafür entschieden, sich mit ihm auf einem Runway zu treffen. Warum? Der Fahrer bog nach links in eine Straße, die an einem riesigen Wartungshangar vorbeiführte und dann nach rechts an den Rand einer verlassenen Landebahn. In der Ferne, vom Scheinwerferlicht des Jeeps silhouettenhaft abgezeichnet, konnte man die Gestalt eines Mannes erkennen. Hinter ihm, vielleicht hundertfünfzig Meter entfernt, stand eine kleine Privatmaschine, deren Innen- und Außenbeleuchtung eingeschaltet war.
    »Dort ist der Mann«, sagte der Sergeant und verlangsamte das Tempo. »Ich setze Sie hier ab und warte da hinten am Hangar.

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