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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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wenn wir ihm sagen, dass er sich verziehen soll? Wir brauchen jede Hilfe, die wir kriegen können. Wenn Sie das Wachpersonal überall rumkrauchen lassen, wird es Argwohn erregen. Aber dieser Bursche - ein Tourist in Kordsakko mit einer Tweedmütze? Wohl kaum. Außerdem scheint er zu wissen, wovon er redet. Ich bin geneigt, ihn an Bord zu holen. Und, soviel ich weiß, ist Utopia keine Demokratie.«
    Allocco schaute sie ungläubig an. Er öffnete den Mund zu einem Protest. Dann klappte er ihn wieder zu und schüttelte entnervt den Kopf. »Sie haben Recht. Utopia ist keine Demokratie. Aber ich möchte nichts mit ihm zu tun haben. Und er soll meinen Leuten bloß aus dem Weg gehen.«
    »Kann ich nicht versprechen.« Sarah führte sie in Pooles Kabine zurück.
    »Sie haben Verwandte hier, Mr. Poole?«, fragte sie, als sie wieder bei ihm waren.
    Der Mann nickte. »Die Familie meiner Kusine. Aus Iowa.
    Gute, solide Herkunft.«
    »Sind Ihre Verwandten in Ordnung? Nach dem... Unfall, meine ich?«
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? So wie Ihre PR-Sturmtruppen mit Essensgutscheinen und Kasinochips um sich geworfen haben? Die sind längst wieder ins Getümmel zurückgekehrt.«
    »Aber Sie möchten sich ihnen nicht anschließen.« »Es ist, wie ich´s gesagt habe. Mein Lieblingsfahrgeschäft hat jeden Reiz für mich verloren.« Poole schüttelte den Kopf. Sein unaufhörliches Lächeln wurde um eine Spur trauriger. »Jetzt würde mir nicht mal mein Bierchen schmecken.«
    Wieder brach Schweigen aus.
    »Sie haben von Personenschutz geredet. Sind Sie so eine Art Leibwächter?«
    »Den Ausdruck hören wir weniger gern. Unsere Klienten wechseln ständig: Es sind Geschäftsleute, ausländische Prominente, VIPs. So in der Art.«
    »Okay.« Warne sah, dass Sarah in seine Richtung deutete. »Mr. Poole, ich möchte Ihnen Andrew Warne vorstellen.«
    Poole nickte ihm zu. »Ich hab Sie auf dem Weltraumhafen gesehen. Ich dachte, Sie wären nur ein Besucher, der einen Dauerlauf macht.« Er musterte Warne eingehender. »Geht's Ihnen gut, Kumpel?«
    »Nun, er ist kein gewöhnlicher Besucher. Von nun an ist er der VIP, den Sie beschützen.«
    Poole überlegte. Dann nickte er.
    »Noch was, Mr. Poole«, sagte Sarah.
    Pooles wasserblaue Augen richteten sich auf sie.
    »Wenn Sie es schaffen, dass er den heutigen Tag überlebt, kriegen Sie vielleicht eine Freikarte auf Lebenszeit.«
    Poole lächelte.
     
    14:40 Uhr
    Norman Pepper saß in der B-Ebene auf einem breiten Ledersofa im Salon für Spezialisten von außerhalb, nippte an einem Limonadenglas und las den Lokalteil der »New York Times«. Er hatte gerade eine unterhaltsame halbe Stunde mit der Sektion A verbracht und die Absicht, mit der nächsten halben Stunde ebenso zu verfahren.
    Der Tag war besser gelaufen als erwartet. Das Utopia- Personal wirkte auf ihn ausnahmslos intelligent, professionell und hilfsbereit. Seine Vorschläge bezüglich der Orchideengärten im Athenäum von Atlantis waren ausnahmslos angenommen worden. Außerdem hatte man ihm ein größeres Budget bewilligt als gefordert. Atlantis selbst war eine Sensation.
    Sobald der neue Parkabschnitt öffnete, da war er sich ganz sicher, würde er mehr Besucher anziehen als alle anderen Erlebniswelten. Dass man ihn Wasserpark nannte, wurde der Sache nicht gerecht: Es war fast ein Binnenmeer, in dem man mit Spezialbooten zu den einzelnen Fahrgeschäften und in die halb versunkene Stadt fuhr. Das Beste jedoch war der Eingang nach Atlantis. Selbst im unfertigen Zustand war er schlicht einmalig und zweifellos das cleverste Portal in ganz Utopia. Und er, Norman Pepper, hatte ihn als Erster gesehen! Wenn er seinen Kindern davon erzählte, würden sie abschnallen. Er empfand ein Gefühl klammheimlicher Selbstgefälligkeit, als hätte man ihn in ein Staatsgeheimnis eingeweiht. Er lachte leise vor sich hin.
    Der Salon hier war das Sahnehäubchen. Gratisessen, Gratisgetränke, Aufzeichnungen sämtlicher Nightingale-shows, Billardtische, eine Minibibliothek, intime Rückzugsräume mit Fernseher und Telefon. Das Allerbeste war, dass offenbar niemand all dies in Anspruch nahm. Der Salon war leer.
    Pepper ging davon aus, dass seine Bezeichnung daran schuld war. Ein Name wie »Salon für externe Spezialisten« beschwor die Vorstellung einer Bushaltestelle: Plastikstühle, steinalte Zeitschriften, Instantkaffee aus Pappbechern.
    Nichts war weiter von der Wahrheit entfernt. Wie aber konnte man diese Leere sonst erklären? Außer ihm war nur noch ein

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