Das Patent
die auf seinem Bildschirm nach oben wandernden Spalten voller Hexadezimalzahlen.
Er hatte Terris Kernel-Mode-Debugger eingesetzt und versuchte nun, den versteckten Code des Hackers zu knacken.
Aber es war wie das Einfädeln einer Nadel mit Handschuhen.
Er hatte nur nackten Assemblercode vor sich, ohne Symbole oder erklärende Kommentare. Er beugte sich vor, betastete seinen Kopfverband und fragte sich im Stillen, was Georgia in diesem Moment wohl machte? Schlief sie noch? Was würde sie wohl denken, wenn sie aufwachte und sah, dass er nicht bei ihr war? Nach allem, was hinter ihr lag, spielte sie gewiss die Tapfere. Trotzdem wäre er lieber bei ihr gewesen, statt in einem Labor dieses Puzzle zu legen. Die Manipulation war weitaus verzwickter und subtiler als erwartet. Es war verrückt gewesen zu glauben, er könne die Sache aufklären.
Außerdem war die Krise vielleicht schon vorüber. Vielleicht hatte der mysteriöse John Doe längst das, was er haben wollte, und ritt schon in diesem Moment in den Sonnenuntergang hinein.
Terris Stimme unterbrach seine Gedanken. »Was gefunden?«
Er ließ die Hand sinken. »Der Schweinehund hat seinen Code optimiert. Als hätte er es uns so schwierig wie möglich machen wollen.«
»Eine logische Annahme.« Terri lächelte wieder geschäftsmäßig.
»Ich kann zwar hier und da Zeilen rekonstruieren, aber nicht genug, um genau zu erkennen, was hier abläuft.« Warne deutete auf den Bildschirm. »Diese Routine fügt dem täglichen Download offenbar unautorisierte Befehle hinzu.« Er hielt inne. »Aber das ist wohl noch nicht alles. Da ist irgendwas, das über die Metanet-Hackerei hinausgeht.«
»Was könnte es sein?«
»Ich weiß nicht genau. Es sieht so aus, als würden heimlich Daten ins Utopia-Hauptnetz umgeleitet. Ich versuche gerade, dahinter zu kommen.«
Er beugte sich wieder über die Tastatur, fügte eine neue Haltemarke ein und ging einige Dutzend Zeilen Assemblercode durch. Der dafür Verantwortliche hatte nicht nur das Metanet infiziert: Der Einbau seiner Funktionsstörungen zog auch Warnes Glaubwürdigkeit in Zweifel. Es sei denn, sie sind bessere Programmierer als Terroristen ... Er begriff, dass er sich in diesem Hacker getäuscht hatte. Der Mann war hoch begabt.
Warne schaute Terri an. »Hier wird eindeutig irgendwas an einen Port im Utopia-Intranet gesendet.«
Terri legte die Ausdrucke beiseite, trat hinter ihn und begutachtete den Bildschirm. »Und wie?«
»Sie haben irgendein Gerät im System versteckt. Wahrscheinlich setzen sie es ein, um Informationen am Utopia-Firewall vorbeizuschleusen.«
»Können Sie es aufspüren? Rauskriegen, wo genau im Netz es steckt?«
Der feine Duft ihres Parfüms stieg ihm in die Nase. Terri beugte sich nun tief hinunter. Eine Strähne ihres pechschwarzen Haars streifte seine Wange. Er konnte sich nur mit Mühe auf das Problem konzentrieren. »Ich versuche es, aber der Code ist zu gut geschützt. Wir müssen einen anderen Dreh versuchen. Haben Sie Zugang zu einem Packet Sniffer? Oder noch besser, zu einem Protokollanalysator?«
Terri runzelte die Stirn. »Klar, oben in der Netzverwaltung.
Warum?«
»Wenn sie einen Router ans Netz gehängt haben, müssten wir ihn suchen können. Ich habe genug Krümel aufgespürt, um einen Anfang zu machen. Vielleicht kriegen wir raus, auf welchem TCP/IP-Port er läuft.«
Terris Stirnfalten wurden tiefer. »Unmöglich.«
»Jeder Routertyp hat eine eigene Handschrift. Vielleicht passt der, den diese Leute benutzen, nicht zum Rest der Hardware, die man in Utopia verwendet. Selbst wenn er dazu passt, könnten wir nach Packet-Verlust suchen. Oder einen Trakt-Ping abschicken, um zu sehen, welcher Node nicht richtig reagiert.«
Terri schüttelte den Kopf. »Inayl Wo haben Sie gelernt, wie man so was macht?«
»In schlechter Gesellschaft. Hab in meiner Jugend immer in einem MIT-Computerlabor rumgehangen statt hinter den Hasen herzuhecheln.«
Terri musterte ihn argwöhnisch. »Und so was klappt?«
»Ja. Oder nein. Wir würden es nach zehn Minuten wissen.
Ist jedenfalls besser, als hier rumzusitzen und sich den Kopf an diesem Code einzuschlagen.«
Das Telefon klingelte - überraschend laut. Terri drehte sich um und hob ab. »Robotik. Ja. Ja, er ist hier. Okay, klar, ich sag's ihm.«
Sie legte auf. »Sarah Boatwright. Sie möchte, dass Sie sofort in die VIP-Suite kommen.«
»Wohin?«, fragte Poole. Er hatte während ihrer Unterhaltung kein Wort gesprochen.
»In die VIP-Suite. Ich bring
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