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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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sind wir über das Geschehen nicht genau informiert. Aber es sieht so aus, als sei auf > Station Omega< irgendwas schief gegangen. Mir liegen Meldungen...« Alloccos Stimme wurde von einem kurzen Störgeräusch überlagert. »... über einen Neunhundertvierer vor.«
    Sarah spürte, dass ihr kalt wurde. Im allgemeinen Verkehrscode bedeutete neunhundertvier, dass Gäste verletzt worden waren.
    »Sarah? Sarah, sind Sie noch da?«
    »Ja, ich höre Sie. Wissen Sie es genau? Es ist kein Fehlalarm?«
    »Ich habe zwei separate Meldungen erhalten. Es sieht ernst aus. Vielleicht sollten wir die Leute von der Massensteuerung einsetzen.«
    »Dann gehen Sie rüber und stabilisieren Sie die Lage!«
    »Das kann ich nicht machen. Sie sind...«
    »Mir geht es gut. Kümmern Sie sich um die Besucher! Alarmieren Sie das medizinische Zentrum und schicken Sie, falls nötig, ein Bergungsteam hin! Positionieren Sie Leute vom Sicherheitspersonal und von der Infrastruktur am Unfallort. Die Besucherbetreuung soll sich um die Eindämmung kümmern.«
    »Na schön. Ich gebe Florez das Funkgerät und sage ihr, sie soll diese Frequenz abhören.« Allocco schwieg kurz. »Vergessen Sie nicht, was ich gesagt habe, Sarah!«
    Das Funkgerät quäkte leise, dann verstummte es. Sarah drehte die Lautstärke wieder höher und stopfte es in eine Jackentasche.
    Nun, da der Kontakt zu Allocco unterbrochen war, blieben ihr nur noch die Techniker unter dem »Holokabinett«. Von diesen Leuten wusste niemand, was sie hier tat. Auch wenn Carmen Florez nun das Funkgerät hatte - sie war wie alle anderen nicht informiert.
    Nun war Sarah wirklich allein.
    Auch wenn sie Allocco das Gegenteil erzählt hatte - es ging ihr nicht gut. An der nächsten Gabelung zögerte sie. Schon wieder ein Unfall. Nach dem, was in »Finsterwasser« passiert war, kam er ein wenig schnell. Es konnte unmöglich ein Zufall sein.
    Was ging also hier vor? Gehörte der Unfall zu John Does Plan? Wenn ja, wieso? Sie hatte seinen Forderungen doch nachgegeben. Sie hatte eine neue DVD brennen lassen und war unterwegs, um sie abzuliefern. Nahm er etwa an, sie sei nicht gekommen? Sollte die Sache in »Station Omega« eine Art Vergeltungsmaßnahme sein? Aber es war unmöglich.
    Wenn Allocco jetzt davon erfahren hatte, musste der Unfall schon vor 16.00 Uhr stattgefunden haben.
    Dann war er möglicherweise auch Stunden zuvor in Gang gesetzt worden.
    Wie auch immer - John Doe hatte den Unfall gewollt.
    Sarah stand regungslos in dem flimmernden Gang. Wut, Frustration und Fassungslosigkeit stritten in ihr miteinander.
    Was war schief gegangen? Wie viele Verletzte hatte es gegeben? War in Callisto eine Massenpanik ausgebrochen? Ihre Wut übermannte sie. Sarah betrat abrupt den linken Gang, ohne das Klappern ihrer Absätze auf dem Boden zu hören. Immerhin hatte sie die Brille. Sie gab ihr einen Vorteil. Sie würde diesen Schweinehund finden und. So schnell sie losgelaufen war, so rasch blieb sie wieder stehen. Vor ihr, an einem anderen Labyrinthknick, stand John Doe.
    Zumindest hielt sie ihn für John Doe. Durch die Brille war sein Bild so schwach, dass man es nur schwer bestimmen konnte. Sarah nahm sie ab. Auf der Stelle bildete sich ein Hologramm.
    Sarah sog die Luft ein. Sie sah ihn zum ersten Mal wieder, seit er in ihr Büro gekommen war, sich auf den Tisch gesetzt, ihren Tee getrunken und ihre Wange gestreichelt hatte. Sie spürte, dass ihre Kiefermuskeln sich unwillkürlich spannten.
    John Doe wirkte nun noch lockerer als zuvor: Seine schlanken Hände baumelten herab, der teure Anzug saß makellos.
    Der Anflug seines selbstsicheren Lächelns enthüllte vollkommene Zähne.
    »Sarah«, sagte eine Stimme. »Wie schön, dass Sie gekommen sind.« Die Stimme war weit entfernt. Der echte John Doe befand sich irgendwo in den Tiefen des Labyrinths.
    Sarah wartete reglos. Sie starrte das Abbild an.
    »Hübsch, wie Sie diesen Ort ausgestattet haben. Es spricht den Narziss in mir an.«
    Sarah wartete noch immer.
    »Haben Sie die Disc mitgebracht, Sarah?«
    Langsam, vorsichtig näherte Sarah sich dem Abbild. John Doe wich nicht zurück, seine merkwürdigen verschiedenfarbigen Augen schauten zuerst nach links, dann nach rechts. Vielleicht hatte eine Kamera ihn an einer Kreuzung erfasst, als er angehalten und sich gefragt hatte, welchen Weg er nehmen sollte.
    »Ich habe gefragt, ob Sie die Disc mitgebracht haben.« Die Lippen des Abbildes bewegten sich nicht.
    »Ja«, erwiderte Sarah. Sie wollte dieses Gesicht

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