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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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gewünschte Resultat erbracht: Der Utopia-Vorstand hatte sofort auf Taten bestanden. Dies hatte Barksdale in die Lage versetzt, auf Anweisung Dritter hin die KIS an Bord zu holen - beziehungsweise die falschen KIS-Leute. Somit konnte kein Verdacht auf ihn fallen. Die übliche Geheimnistuerei des Vorstandes hatte ihm erlaubt, sämtliche nötigen Verbindungen selbst aufzunehmen. Utopia zahlte alle zehn Wochen. Irgendwann würde jemand nachfragen, warum die KIS für ihre Dienste nie eine Rechnung geschickt hatte. Aber bis dahin würden das Gaunerstück und die Rolle, die Barksdale in ihm gespielt hatte, längst bekannt sein. Dann war er weit, weit weg.
    Warne hatte erst nächste Woche hier auftauchen sollen.
    Leider war er schon heute Morgen angereist, dem schlimmsten Zeitpunkt für eine Überraschung überhaupt. Barksdale hatte sofort eine böse Vorahnung gehabt. Seither würzte John Doe seine leutseligen Beruhigungssprüche mit ziemlich erschreckenden Drohungen. Er versuchte kaum noch die Geringschätzung zu überspielen, die er für Barksdale empfand. Auch seine Shakespeare-Zitate hatten inzwischen eine zynische und spöttische Schärfe angenommen. Es galt also, das Unternehmen fortzusetzen, auch wenn er jetzt der Meinung war.
    Auf dem Gang waren Geräusche zu hören. Es war Cracker Jack, der von der Toilette zurückkehrte. Er war ziemlich lange weg, dachte Barksdale desinteressiert.
    Erneut knirschte der Schlüssel im Schloss. Die Tür ging auf. Barksdale drehte sich um und sah Lindbergh im Türrahmen stehen: Eine Hand auf dem Schlagstock, die andere auf dem Knauf. Neben ihm stand Cracker Jack. Diesmal hielt er seine Hände nicht vor dem Bauch, sondern hinter dem Rücken.
    Als Barksdale hinschaute, riss Cracker Jack plötzlich die Arme hoch und hob sie über Lindberghs Kopf. Zwischen seinen Händen blitzte eine Schlaufe Eisendraht auf. Sie funkelte kurz im Licht, als sei sie gerade erst aus dem Wasser gezogen worden. Barksdale sah den Draht wie in Zeitlupe. Schlagartig wurde ihm klar, dass er lieber nicht darüber nachdenken wollte, wo er bislang versteckt gewesen war.
    Schon zuckten Cracker Jacks Hände nach unten. Der Draht drückte sich ins Fleisch von Lindberghs Hals.
    Der Wachmann riss instinktiv die Arme hoch. Er keuchte und würgte. Der Schlagstock fiel zu Boden, rollte über die Fliesen und blieb halb im Zelleninneren liegen. Barksdale schaute zu, vor Grauen erstarrt. Lindbergh torkelte umher, doch Cracker Jack blieb genau hinter ihm und kreuzte seine Arme. Die Würgeschlinge bohrte sich tiefer in Lindberghs Hals.
    Dann verringerte Cracker Jack den Druck ein wenig. Lindberghs Arme sanken herab, er rang hustend und würgend nach Luft.
    Cracker Jack drückte seine Hände an Lindberghs Hals und beugte sich über sein Ohr. »Wo ist meine Tasche?«
    »Spind«, rasselte Lindbergh. »Spind.«
    »Wo?«
    Lindbergh wies mit den Augen zum Ende des Korridors.
    »Abgeschlossen?«
    Lindbergh nickte mit dunkelrotem Gesicht kaum wahrnehmbar.
    »Der Schlüssel?«
    »Tasche...«
    »Hol ihn raus!«
    Lindberghs Hand suchte seine Hosentasche. Da er nicht nach unten schauen konnte, dauerte es eine Weile. Barksdale stand wie vom Donner gerührt da, als des Wachmanns zuckende Finger über seinen Hosengürtel fuhr en.
    Neue Hoffnung keimte in ihm auf. Da sie unerwartet kam, war sie besonders erfreulich. Er kam also doch hier raus. Er würde es schaffen.
    Lindbergh hatte seinen Schlüsselbund gefunden und hielt ihn mit dem Zeigefinger und dem Daumen hoch. Die Schlüssel klirrten laut in seiner zitternden Hand.
    »Welcher ist es?«
    Lindbergh hob die Schlüssel mühsam vor die Augen, sortierte sie und hob einen kleinen bronzefarbenen hoch.
    Cracker Jack beäugte den Schlüssel ausgiebig. »Du hältst mich doch jetzt nicht zum Narren, oder?«
    Der Wachmann schüttelte den Kopf.
    »Gut.« Mit einem von der Anstrengung kündenden Grunzen zog Cracker Jack die Würgeschlinge wieder zu.
    Lindbergh fing wild an zu zucken. Seine Finger rissen an seinem Hals, seine Füße rutschten über den Boden. Cracker Jack strengte sich an, um auf den Beinen zu bleiben. Er zog den Körper des Wachmannes mit dem Draht nach hinten.
    Die Luft war von einem schrecklichen Röcheln erfüllt. Barksdale stierte ihn an. Er war starr vor Grauen. »Nein«, murmelte er.
    Cracker Jack zog die Schlinge gnadenlos zu. Sein Gesicht verzerrte sich vor Anstrengung. Lindbergh hatte sich inzwischen herumgeworfen und blickte zur offenen Zellentür herein.
    Sein Mund stand

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