Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
Vom Netzwerk:
Warnsirenen. Nun trieb der gezackte Rauchvorhang allmählich auseinander. Warne bemühte sich, etwas zu sehen.
    Der Druck hatte den Geldtransporter zur Seite an die Tunnelwand geworfen. Warne sah, dass das linke Vorderrad sich leer drehte und der Fahrer sich abmühte, den Wagen wieder auf Kurs zu bringen.
    Warne warf schnell einen Blick nach hinten. Smythe, der Pyrotechniker, lag auf dem Boden, hatte sich zusammengerollt und die Arme schützend über den Kopf gelegt. Peccam hockte nicht weit von ihm. Seine Miene zeigte nichts als Unglauben.
    Warne fuhr wieder herum. Der gebrauchte Mörser lag qualmend neben ihm. Flügelmutter stand noch immer mehrere Meter vor ihnen im Gang. Seine Zündschnur war inzwischen beängstigend kurz geworden. Warne stellte fest, dass der Kopf des Roboters sich ihm zuwandte, als wolle er eine Frage stellen. Am Ende des Gangs versuchte der Transporter noch immer, auf alle vier Räder zu kommen. Der Motor brüllte, als der Fahrer den riesigen Wagen hin- und herschaukelte. Noch, ein paar Sekunden, dann würde er im Gang verschwinden.
    Warnes Blick fiel auf die ihm verbliebenen Mörser. Die Gewalt des Abschusses hatte die Stützröhre darunter weggefegt.
    Die Zylinder lagen quer vor ihm auf dem Boden. Ihm fehlte die Zeit, einen für den nächsten Abschuss vorzubereiten.
    Selbst wenn er die Zeit gehabt hätte - es war nun fast unmöglich geworden, genau zu zielen. Warne schaute zu Flügelmutter hinüber und wünschte, er könne ihn noch erreichen, um seine Programmierung zu ändern. Aber er hatte keine Zeit. Und so stand der Roboter da, mit der Ladung auf dem Rücken, die gedacht war, den Panzerwagen auszuschalten, ohne Anweisungen, denen er folgen konnte. Vor Warne, an der Einmündung, schob jemand den Lauf eines Gewehrs durch eine Schießöffnung des Geldtransporters.
    Warne duckte sich instinktiv. Plötzlich kam ihm eine Idee.
    Vielleicht gab es doch eine Anweisung, der Flügelmutter folgte. Es widersprach zwar allem, was er ihm beigebracht hatte, aber vielleicht.
    »Flügelmutter!«, brüllte er und deutete auf den Panzerwagen. »Hatz!«
    Der Roboter rührte sich nicht.
    »Hatz!«, schrie Warne erneut. » Hatzi «
    Der Roboter zögerte noch immer, als versuche er, den ihm unvertrauten Befehl zu verarbeiten. Dann bewegte er sich voran, zuerst langsam, dann mit rasch zunehmendem Tempo. Warne richtete sich sprachlos auf. Die Zündschnur loderte und sprühte zwischen den knaufartigen Hinterrädern des Roboters Funken. Im gleichen Moment schien Flügelmutter sowohl Entschlusskraft als auch Geschwindigkeit zu gewinnen, denn je näher er dem großen Transporter kam, desto schneller wurde er.
    Warne schloss instinktiv die Augen und wandte sich ab.
    Ein blendendes Licht zuckte auf, das seine Augäpfel noch durch die geschlossenen Lider zu versengen schien, dann ertönte ein gewaltiger Donnerschlag, der Utopia in den Grundfesten wanken ließ. Warne spürte, dass eine Druckwelle an ihm vorbeifegte. Er schnappte nach Luft und wollte sich aufrichten. Einen Moment lang verweigerten seine Muskeln ihm den Gehorsam. Dann wankte er mühsam auf Händen und Knien zurück.
    Er sah nun, dass der Geldtransporter ganz auf einer Seite lag. Sein Kühlergrill hatte sich unwiderruflich in eine Wand des Korridors verkeilt. Die Räder in der Luft rotierten träge und eiernd wie trunkene Kreisel. Die Seitenwände waren schwarz und qualmten. Die schwere Panzerung an der Unterseite des Wagens war zerfetzt und ausgefranst und an einer Stelle wie Aluminiumfolie abgeschält. Die Sprinkleranlage an der Einmündung hatte sich eingeschaltet. Ströme von Wasser regneten durch die wogenden Schießpulverschwaden herab.
    Warne schaute geduckt zu. Sein Atem kam in flachen Stößen. Eine ganze Weile war außer dem Geräusch seines mühsamen Luftholens, dem leisen Plätschern des auf Metall und Beton fallenden Wassers und dem Heulen des Feueralarms nichts zu hören.
    Dann bewegte sich die Tür des Geldtransporters.
    Warne starrte sie an und fragte sich, ob er einer Täuschung erlegen war; ob die Wasserströme und die wogenden Rauchwolken eine optische Täuschung hervorgerufen hatten.
    Doch dann ruckte die Tür erneut, als werde sie von unten aufgedrückt.
    Jemand im Wageninneren versuchte, ins Freie zu gelangen.
    Warne atmete nun noch schneller. Er musterte die quer vor ihm liegenden Mörser. Ihr Inhalt hatte sich verstreut und lag überall herum. Zündschnüre hingen wie Schwänze an ihnen. Er versuchte, sein Hirn zu einer Handlung zu

Weitere Kostenlose Bücher