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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Ohne Überwachung.« Er zählte offenbar etwas an den Fingern ab; vielleicht handelte es sich um sämtliche lokalen, bundesstaatlichen und nationalen Gesetze, gegen die sie in Kürze verstoßen würden.
    Der gesamte Gang schien vom Grollen des sich nähernden Fahrzeugs erfüllt zu sein. Der Panzerwagen musste gleich in Sicht kommen.
    »Smythe! Zeigen Sie es mir!«
    Smythe schaute Warne überrascht an. »Lösen Sie die Schutzkappe von der Zündschnur.«
    Warne riss die perforierten Enden der Zündschnüre ab, die unter den Mörsern heraushingen.
    »Zünden Sie die Schnur mit einer Lunte an! Strecken Sie den Arm ganz aus. Die Verzögerung beträgt nur eine halbe Sekunde, Sie müssen sich schnell in Sicherheit bringen.
    Blicken Sie nicht in den Schein, er könnte Sie blenden.«
    »Womit wird die Schnur angezündet?«
    »Mit einer Lunte.« Smythe deutete mit der Hand auf ein Bündel roter Streifen. Warne packte einen und drehte ihn in den Händen.
    »Sie brennt ja gar nicht«, sagte er dämlich.
    Smythe blinzelte ihn an.
    »Sie brennt nicht!«, schrie Warne, um das lauter werdende Brüllen zu übertönen.
    »Natürlich nicht. Lunten steckt man erst an, wenn man eine Rakete abschießen will, oder?«
    »Dann geben Sie mir die Streichhölzer! Ich zünde sie selbst an.«
    Smythe musterte ihn mit einem leeren Blick. Eine plötzliche, schreckliche Angst überkam Warne. »Die Streichhölzer, Mr. Smythe!«
    Smythe blinzelt erneut. Dann breitete er die Arme aus, als wolle er sagen: Wieso sollte ich Streichhölzer bei mir haben? Warne fror plötzlich. 0 Gott. Nach allem, was hinter uns liegt ...
    Er sackte an die Betonwand zurück. Sein Blickfeld schien zu verschwimmen. Dann spürte er, dass ihm jemand etwas in die Hand drückte. Ein Wegwerffeuerzeug.
    Er blickte hoch und sah Peccam, der neben Flügelmutter stand. Der Videotechniker hob die Schultern und lachte ´nervös. »Manchmal rauch ich ne Zigarre«, sagte er. Warne beugte sich über die Lunte und hielt sie über die kleine Feuerzeugflamme. Die Lunte erwachte sofort zum Leben. Sie flackerte und sprühte mit einem wütenden Zischen Funken. Warne warf Peccam das Feuerzeug zu und drehte sich genau in dem Moment wieder zu der Mörserreihe um, als der Kühler des Panzerwagens langsam in sein Blickfeld kam. Vor dem Hintergrund des Tunnels wirkte der Geldtransporter unglaublich riesig, elefantenartig, unverletzlich. Bänder aus schwerem, rot gestrichenem Stahl rahmten die Kotflügel, die Schießöffnungen und die schussfesten transparenten Scheiben. Hohe, an der Spitze weiße Stahldornen ragten auf der verstärkten Stoßstange hoch. Das bernsteinfarbene Licht auf dem Dach und der Lärm des Motors badeten den Gang in Licht und Ton. Warne starrte den Wagen an, die Lunte baumelte in seiner Hand. Nun kam das Fahrerabteil in Sicht und spiegelte sich grün im Licht der Leuchtstofflampen. Warne hielt den Atem an und wartete. Nun war die ganze Einmündung vom Fahrzeug ausgefüllt. Einen Moment lang befürchtete er, sein Coup könne schief gegangen sein und der Laster würde weiterfahren. Doch dann hielt er mit einem schrillen, protestierenden Kreischen seiner Bremsen an und blieb stehen. Die ganze Karosserie schaukelte.
    »Soll ich?«, rief Peccam, der hinter Flügelmutter stand.
    Warne schaute kurz hinüber. An Flügelmutter war die eigentliche Ladung befestigt: vier riesige Pakete voll Schwarzpulver. Warne hatte die Zündschnurlänge nur schätzen können, deswegen war es nicht ausgeschlossen, dass die Pakete zu früh hochgingen. Aber er hatte jetzt keine Zeit, sich Gedanken darüber zu machen. Er nickte und schaute zu, als Peccam die Zündschnur in Brand setzte und dann den richtigen Knopf auf Flügelmutters Steuertasten drückte. Der Kopf des Roboters schwenkte herum und suchte das Signal des Echoorters. Dann ruckte er und richtete sich genau auf den Panzerwagen aus.
    Warne behielt ihn im Auge. Er verspürte ein stechendes Bedauern und hatte ein schlechtes Gewissen, weil er den Roboter auf diese Weise opfern musste. »Machs gut, Flügelmutter!«, murmelte er. »Tut mir Leid.«
    Der Roboter blieb einen Moment reglos stehen. Seine Sensoren waren auf den Panzerwagen gerichtet. Warne kam der eigenartige Gedanke, dass er vielleicht wusste, was nun passierte; dass Flügelmutter sich auf irgendeiner tiefen, atavistischen Ebene weigern würde, einem Befehl zu gehorchen, der in seinem Selbstmord gipfelte. Doch dann schoss er mit einem dumpfen Schnurren seiner starken Batterien voran und sauste

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