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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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abzukaufen.
    Hier war der Geruch stärker. Georgia rümpfte die Nase.
    »Es ist Bagung«, sagte Teresa. Sie schaute Georgia an und lachte erneut.
    »Bagu-was?«
    »Garnelenpaste. Was man da riecht. Ist fantastisch auf grünen Mangos. Aber außer mir kann niemand den Geruch ertragen.« Ihr aufmüpfiges Lächeln wurde breiter. »Deswegen esse ich mittags auch meist hier statt im Cafe.«
    Warne dachte an die Postkarte mit dem Strandfoto. Dann griff er tief in die Kiste seiner Erinnerungen. »Riecht mabaho«, sagte er. »Richtig? Schmeckt masarap.«
    Teresa musterte ihn. »Sie sprechen Tagalog?«
    »Ungefähr fünf Worte. Ich hatte mal einen philippinischen Laborassistenten.«
    »Yeah. Gegenwärtig überschwemmen wir die heiligen Hallen der Naturwissenschaft.« Teresa wandte sich wieder an Georgia, die ziemlich ruhelos wirkte, als könne sie es kaum erwarten, in den Park zurückzukehren. »Ich hab hier was, das dir vielleicht gefällt. Den neuen Gameboy >Archeopterix: die absolute Version<.«
    »Hab ich schon gespielt«, sagte Georgia.
    »Diese Version aber noch nicht.« Teresa drehte sich um, zog eine Schublade auf und kramte kurz darin herum. Als sie sich wieder umwandte, hielt sie ein Taschenvideospiel in der Hand. Doch es sah anders aus als alles, was Warne je gesehen hatte: die Kunststoffhülle war abgelöst, ein halbes Dutzend Krokodilklemmen waren an den elektronischen Innereien befestigt. Bunte Kabel hingen wie Schwänze aus dem Ding heraus.
    »Einige dieser Spiele haben eine bemerkenswerte KI«, sagte Teresa. »Hin und wieder schnüffle ich in der Pause im Programmcode rum und suche Routinen, die wir vielleicht klauen können. Als ich mit dem Ding gearbeitet habe, bin ich auf ein Dutzend geheime Ebenen gestoßen, die die Entwickler nie veröffentlicht haben.«
    »Die Master-Levels?« Georgia riss die Augen auf. »Ich hab im Web darüber gelesen. Ich hab gedacht, es wäre nur Scheißdreck.«
    »Georgia!«, sagte Warne scharf.
    »Tja, es ist kein Scheißdreck.« Teresa reichte Georgia das Spiel. »Hier, viel Spaß damit! Mach bloß die Klammern nicht ab, sonst muss ich das Ding wieder ganz neu verkabeln. Du kannst dich da drüben an den Tisch setzen. Leg das Zeug einfach auf den Boden!«
    Warne schaute Georgia zu, als sie, über das Spiel gebeugt, zum Tisch ging. Sie war schon jetzt ganz woanders.
    Teresa verbrachte ihre Pausen also mit dem Knacken von Gameboys. Hätte sie dem Metanet mehr Beachtung geschenkt, hätte er vielleicht gar nicht zu kommen brauchen.
    Er drehte sich zu ihr um und sah, dass sie ihn beobachtete.
    »Na, denn«, sagte sie kurz darauf. »Wie wollen Sie die Sache angehen?« Sie lächelte. Da Warne ihr Lächeln nicht erwiderte, schlich sich allmählich Unsicherheit in ihren Gesichtsausdruck.
    »Sagen Sies mir«, erwiderte Warne. »Es ist doch Ihre kleine Party.«
    Teresas Lächeln schwand. »Hören Sie, Andrew«, sagte sie nun leiser, »ich weiß, wie Ihnen zumute ist. Und es tut mir wirklich Leid, dass.«
    »Davon bin ich überzeugt«, fiel Warne ihr etwas grob ins Wort. »Aber sparen Sie sich das für Ihren Bericht auf. Holen Sie Ihr Team, dann bringe ich Sie an den Start. Aber danach gehen wir. Sie können Ihr Chaos selbst entwirren.«
    Seine Worte hingen ziemlich lange und unbehaglich in der Luft. Schließlich wandte Teresa sich ab. »Ich hole die Meldungen über die Zwischenfälle«, sagte sie über die Schulter hinweg. Sie begab sich zur Labortür, öffnete sie und ging hinaus, ohne sich die Mühe zu machen, sie hinter sich zuzuziehen.
    Warne schloss die Augen und atmete langsam aus. Für einen Moment war das Labor bis auf das Piepsen des Gameboys still.
    »Papa?«, meldete sich Georgia.
    Warne schaute zu ihr hin. Sie war über das Spiel gebeugt und machte sich nicht die Mühe aufzuschauen. »Ja?«
    »Warum war´st du gerade so gemein zu ihr?«
    »Gemein?«, wiederholte Warne überrascht. Er hatte nicht geahnt, dass Georgia alles mitgehört hatte. Normalerweise schenkte sie seinen beruflichen Gesprächen wenig Beachtung. Dann fiel ihm ein, dass sie gefragt hatte, ob er Teresa für eine Japanerin hielt. Sie gefällt ihr, wurde ihm überraschend klar.
    Teresa tauchte wieder im Türrahmen auf. Sie hielt einen Papierstoß in der Hand, schloss die Tür und kam mit schnellen Schritten auf ihn zu. Ihr weißer Laborkittel raschelte.
    Sie hatte den Kopf eingezogen, ihre Lippen formten einen Strich. Sie wirkte beleidigt.
    »Das Steuerterminal für das Metanet ist da drüben«, sagte sie, ohne Warne

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