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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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anzuschauen. Sie ging zu einem Schreibtisch am anderen Ende des Raumes. Warne folgte ihr. Vor dem großen Computermonitor standen zwei Holzstühle. Auf einem lag ein hoher Stapel von Ausdrucken. Teresa packte den Stuhl und schüttelte ihn mit einer jähen, wütend wirkenden Bewegung, sodass die Papiere zu Boden fielen. Dann nahm sie auf ihm Platz und rückte ihn dicht vor das Terminal. Warne setzte sich auf den anderen Stuhl. Teresa beugte sich vor, dicht an den Bildschirm. Ihre schwarzen Augen glitzerten, als sie Warne mit einem Finger aufforderte, es ihr gleichzutun.
    »Na schön, Dr. Warne«, sagte sie leise. »Es deutet alles darauf hin, dass Sie - wie drücke ich es wissenschaftlich am besten aus? - einen ziemlichen Furz quer sitzen haben. Und ich weiß, zu welcher Spezies er gehört.«
    »Beschreiben Sie ihn mir«, erwiderte Warne ebenso leise.
    »Sie glauben, ich sei irgendwie daran schuld.«
    »Tja, ist es nicht so? Sie oder irgendjemand aus Ihrem Team?«
    »Aus meinem Team?«, sagte Teresa in gespielter Überraschung.
    »Wir arbeiten nun seit fast einem Jahr zusammen«, sagte Warne. »Na schön, es ist nur übers Telefon gelaufen, aber ich hab geglaubt, wir hätten eine gute Beziehung zueinander entwickelt. Eine Freundschaft. Sie wissen, dass das Metanet zu einem solchen Fehlverhalten gar nicht fähig ist. Ich wette, Sie haben sich nicht im Geringsten dafür stark gemacht. Sie haben mich nicht mal gewarnt, verdammt. Sie haben zugelassen, dass ich wie ein Blödmann mit heruntergelassenen Hosen hier reinmarschiere.«
    »Aus meinem Team!«, wiederholte Teresa, als könne sie seine Worte noch immer nicht fassen. Sie lehnte sich zurück. »Oh, mein Gott. Sie haben doch was auf dem Kasten! Da dachte ich, Sie wüssten längst, was hier Sache ist.«
    »Was hätte ich längst wissen sollen?«
    »Mit wem haben Sie je über das Metanet gesprochen - von mir mal abgesehen?«
    Warne dachte kurz nach. »Mit diesem Laborassistenten... Clay...«
    »Barnett? Clay arbeitet seit fünf Monaten in der Bildtechnik.« Teresa beugte sich wieder vor. »Ich hab gar kein Team, verdammt noch mal. Hier  gibt´s nur mich, Andrew.«
    »Was?«, sagte Warne ungläubig. »Sie sind die Einzige, die mit den Robotern zu tun hat?«
    »Es gibt noch einen Wartungstrupp für Servo-Ersatz, Diagnose und so. Aber ich bin die einzige Technikerin.«
    Einen Moment lang schwiegen beide. Warne musste die Überraschung erst mal verdauen.
    »Und was die Warnung angeht, die Sie vermisst haben: Man hat mir verboten, mit irgendjemandem über die Sache zu reden. Ganz besonders mit Ihnen.«
    »Papa?«, wurde Georgias Stimme aus dem Laborhintergrund hörbar. »Worüber redet ihr? Und warum flüstert ihr?«
    »Über nichts, Schätzchen.« Warne richtete sich auf. »Wir arbeiten nur. an einem kleinen Problem, das ist alles.«
    Er beugte sich wieder zu Teresa vor.
    »Sie glauben, ich hätte nicht um das Metanet gekämpft«, flüsterte sie aufgebracht. »Ich hab es mit Zähnen und Klauen verteidigt. Ich lebe doch davon. Gerade jetzt.«
    Warne musterte sie konzentriert. »Na schön. Packen Sie aus!«
    Teresa nahm die Schutzbrille von der Stirn und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Es ging kurz nach der Parkeröffnung los. Anfangs hat man mir erzählt, wir befänden uns vorübergehend im Wartungsmodus. Dass wir den Robotikstab aber ausbauen würden, sobald das Komitee für neue Attraktionen einen Bericht herausgebe. Nun, der Bericht kam dann irgendwann, aber ich hab ihn nie gesehen. Die neuen Mitarbeiter, die von der Abteilung Robotik budgetiert wurden, sind anderswo gelandet: bei der Bildbearbeitung und in der Akustik. Und dann, vor ein paar Monaten, fing man an zu reduzieren.«
    »Zu reduzieren?«
    »Entbehrliche Roboter wurden abgeschaltet. Man hat sie durch Menschen ersetzt oder einfach ausgemustert. Die einzigen hinzugekommenen Roboter sind keine echten Autonomen. Es sind animierte Maschinen, wie die Drachen und Alraunen in Camelot. Und um die kümmern sich die Abteilungsleiter der einzelnen Welten, nicht ich.«
    Warne strich sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Aber warum?«
    »Verstehen Sie es denn nicht? Es sind die Erbsenzähler in der Hauptverwaltung. Roboter sind nicht sexy genug. Zu akademisch, intellektuell zu abgehoben. Klar, es ist schön, wenn man ein paar als Blickfang hat, damit die Touristen in Callisto etwas bewundern können und die PR-Typen was haben, über das sie schreiben können. Aber Roboter verkaufen keine Eintrittskarten. Die

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