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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Moment wird der Laser genau auf das IR-Signal abgefeuert.«
    »Wie lange ist das Ding schon im Einsatz?«
    »Seit ein paar Wochen nach der Uraufführung. Es ist jetzt fast drei Monate her. Viermal täglich. Ohne Probleme.«
    »Ohne Probleme.« Allocco deutete auf das ruinierte Gehäuse. »Was kann den Laser so überlastet haben?«
    »Ich hab so was noch nie gesehen, Sir. Er muss seinen normalen Ausstoß verhundertfacht haben.«
    Allocco schaute den Mann kurz von der Seite an. »Dass die OSHA diesen Unfall untersuchen wird, ist Ihnen doch wohl klar.«
    Der Lasersicherheitsbeauftragte erbleichte, als würde er gleich die Besinnung verlieren.
    »Die Sicherheitsbestimmungen sind auf dem neuesten Stand?«, fragte Allocco besänftigender.
    Der Mann nickte. »Wir folgen der Z-136 wie der Bibel.« ANSI Z-136 war der Lasersicherheitsstandard, den die Industrie und die Forschung mit der Regierung festgelegt hatten. »Wöchentliche Inspektion, wie die Vorschrift es verlangt. Gefahrenzonenbewertung, Instandhaltung, Verriegelungen...«
    »Brav. Bringen Sie das Ding jetzt bitte runter und untersuchen Sie es! Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie was finden!«
    Er schaute die Inspizientin an, die das Gespräch schweigend verfolgt hatte. »Für den Erzmagier hat es sich ausgelasert, jedenfalls für die nächste Zukunft«, sagte er. »Können Sie für die Vorstellung um 16.20 Uhr irgendwas zusammenstoppeln?«
    »Ich hab wohl keine andere Wahl, oder?« Die Inspizientin drehte sich um und folgte den Technikern hinter die Bühne.
    Sie verschwanden in dem halbdunklen Gang, der zu den Garderoben führte.
    Allocco schaute hinter ihr her. Dann zog er sein Funkgerät aus der Tasche und sprach hinein. »Kommandobereich neun sieben, hier ist dreiunddreißig.«
    »Ja, Sir?«
    »Schauen Sie sich mal die >Greifenturm<-Meldungen an. Gab es in den letzten vierundzwanzig Stunden einen Störungsalarm?«
    »Moment.« Allocco wartete und lauschte dem leisen Rauschen. »Nein, Sir. Ein Strahl ist offen, sonst ist alles sauber.«
    »Ein Strahl ist offen? Wo liegt die Störung vor?«
    Er hörte das Klacken einer Tastatur.»>Greifenturm< 206.
    Westseite, Laufsteg 4.«
    »Wann hat der Strahl das Offensignal gemeldet?«
    »Vor ungefähr fünf Minuten, Sir. Soll ich jemanden raufschicken, um die Sache zu beheben?«
    »Nein, danke. Ich überprüfe es selbst. Ignorieren Sie jeden weiteren Alarm von hier, bis ich mich wieder melde!«
    Allocco schob das Funkgerät wieder in die Tasche. Er begab sich tiefer hinter die Bühne und blickte nachdenklich zu dem Sparren- und Eisenträgernetz hinauf, das das Skelett des »Greifenturm« bildete.
    Die öffentlich zugänglichen Gebiete Utopias waren von zahlreichen Bewegungsmeldern und Netzen neuzeitlicher Infrarotstrahler umgeben. Sie sorgten dafür, dass die Gäste während einer Fahrt nicht ausstiegen und absichtlich oder unabsichtlich in potenziell gefährlichen Bereichen hinter den Kulissen herumliefen. Jemand, der im Vorbeigehen in einen Infrarotstrahl geriet, rief nur eine zeitweilige Störung hervor. Wenn ein Strahl aber offen blieb, bedeutete dies fast immer ein Versagen der Technik.
    Außerdem... Welcher Besucher würde zu den Metallsparren hinaufklettern, sämtlichen Störungssensoren aus dem Weg gehen und dann reglos vor ausgerechnet diesem Ding Platz nehmen?
    Allocco schaute zu der Metallschiene hinauf, über die der Laserroboter gefahren war. Dann warf er einen Blick auf jene Stelle auf der Bühne, an der kurz zuvor der verletzte Ritter gelegen hatte.
    Es war verrückt. Doch Allocco wusste, dass er es überprüfen musste.
    Die grau gestrichenen Sprossen der Eisenleiter fühlten sich kalt an. Allocco setzte eine Hand vor die andere und zog sich vorsichtig hinauf. Da er schon lange keine Leiter mehr hinaufgestiegen war und außer Spazierengehen keiner körperlichen Betätigung nachging, fing er nach einer knappen Minute an zu schnaufen. Er passierte mehrere Schichten Bühnentechnik: Spanndrähte, Vorhangflaschenzüge, schwarze Kabelkanäle für die Kommunikation, Stromleitungen.
    Es wurde dunkler. Unter ihm wurden die Geräusche des Lebens - Stimmengemurmel, das kurze Geklimper eines Barden - leiser. Über ihm kam nun ein Laufsteg in Sicht. Seine Unterseite trug in weißer Farbe die Nummer 2. Allocco zog sich hinauf und schnaufte heftiger. An einer Seite des Laufstegs befand sich ein Beobachterplatz. Er war mit einem Fernglas und einem Telefon ausgerüstet. Während der Vorstellungen gab es hier oben reichlich

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