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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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erstickende, einhüllende Präsenz. Als Hagen ins Licht trat und die Nebel- und Dunstströme ihm Platz machten, jubelte das Publikum erneut auf.
    Der »Greifenturm« war ein bemerkenswerter Raum: ein riesiger rechteckiger Außenhof, acht Etagen hoch und bis zur fernen Decke offen. Es roch nach Moder und feuchtem Gestein. Brennende Fackeln und hoch an den Wänden befestigte Kohlenpfannen ließen Lichter flackern. Die Luft war von Ausbrüchen sengender Farben erfüllt. Über Hagen heulte der Erzmagier erneut auf und schleuderte mit Unterstützung der Effektleute hinter der Bühne Feuerbälle auf die entsetzte Königin und den Prinzregenten. Ein Feuerball traf die Turmwand gegenüber: Dröhnend löste sich ein massives Stück Mauerwerk, zerbrach, sauste auf unsichtbaren Schienen auf das Publikum zu und wich in letzter Sekunde zur Seite aus. Freudenschreie ertönten.
    Auf der Bühne wurde der arme Olmstead laut Drehbuch von den wütenden Greifen attackiert. Hagen schwang sein Schwert, eilte vorwärts und griff sie an. Ein Greif wandte sich zu ihm um. Seine mechanischen Augen funkelten hellrot. Hagen, der sorgfältig darauf achtete, dass das Geschöpf zwischen ihm und dem Publikum blieb, schlug mit der Klinge um sich und verfehlte es um fünfzehn Zentimeter.
    Hinter der Bühne bediente der Betreuer des Roboters die Fernbedienung. Die mechanische Bestie zuckte, fiel auf die Nase, wälzte sich auf dem Boden herum und spie Rauch aus. Es war ein sehr realistischer Effekt. Die Menge jubelte wild.
    Nun sprang Hagen über die Leiche seines gestürzten Schildknappen, eilte auf die Königin zu und erledigte nebenher einen zweiten Greifen. Allmählich wurde ihm unter der Rüstung warm. Auf seiner Stirn perlte Schweiß. Eine Reihe kleiner Monitore war hinter den Rampenlichtern an der Bühnenöffnung versteckt, damit die Schauspieler das Geschehen aus der Zuschauerperspektive verfolgen konnten.
    Hagen hatte gelernt, sie vorsichtig im Auge zu behalten.
    Auch wenn seine Rolle nur zwei Minuten dauerte, konnte man inmitten des Rauchs und der Laserlichter leicht die Orientierung verlieren.
    Er trat vor, baute sich vor der Königin auf und hob seinen Schild in Richtung Erzmagier. »Du Schuft!«, schrie er. »Im Namen Gottes - entsage deiner Alchimie!«
    Der Zauberer stieß erneut ein hysterisches Lachen aus und setzte zum nächsten Zauberspruch an. Die Lampen flackerten und die Bühne bebte, als die Subwoofer wieder einsetzten. Hagen schaute durch das Visier auf die Monitore, überprüfte seinen Standort und versicherte sich, dass er dem Publikum halb zugewandt war. Sobald Mymanteus seinen Spruch abgelassen hatte, würde ein von heftigem Donner begleiteter Laserstrahl gegen Hagens Helm prallen und wild durchs Bühnenbild karambolieren. Hagen würde mit ausgebreiteten Armen hinfallen: ein Opfer der Zauberkräfte des bösen Erzmagiers. Es war ein toller Effekt; die Menge würde ausrasten. Hagen wollte ihn an seinem letzten Arbeitstag um keinen Preis vermasseln.
    Dann ertönte ein unheimliches Kreischen. Der Zauberer hob die Arme in die Luft. Ein bläulicher Strahl schoss aus seinen gespreizten Fingern hervor. Hagens Blick blieb auf dem Monitor haften. Er konnte den Effekt nicht oft genug sehen.
    Allerdings sah er diesmal anders aus. Der Strahl des Zauberers prallte nicht schillernd von seinem Helm ab und löste sich schließlich in Rauch und Dunst auf, vielmehr durchbohrte er Hagens Helm und Kopf. Er trat an der anderen Seite wieder aus und setzte sich in einer geraden Linie unerschütterlich zur linken Bühnenseite fort. Auf dem Monitor sah es so aus, als habe jemand eine leuchtende Stricknadel durch Hagens Unterkiefer gestoßen. Die Menge brüllte begeistert auf.
    Doch Hagen hörte nichts. Er empfand eigentlich keinen Schmerz. Es spürte nur eine gleichmäßige Hitze, die partout nicht weichen wollte - und den Druck im Inneren seines Schädels, der immer mehr zunahm, bis seine Sinne sich nacheinander abschalteten und er auf der Bühne zusammensackte.
    Wenige Augenblicke später fiel der Vorhang zum Donnern eines Feuerwerks, das vor den Turmzinnen hochging und ein buntes Flechtwerk aus Licht auf das Publikum warf. Die heftigen Echos wurden gleich darauf von Applaus und dem wilden Jubeln der Menge übertönt,
    die sich wie ein Mann von den Sitzen erhob.
    Hinter dem Vorhang brach nun hektische Aktivität aus. Schauspieler eilten in die Garderobe; Näherinnen überprüften die Kostüme fieberhaft nach Verschleiß; Techniker bereiteten die

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