Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
Stand bringen. Er ist seit einer Woche in Mexiko-Stadt, kommt heute Abend zurück, so viel zum ersten Mädchen; vom zweiten wissen wir rein gar nichts. Legt den Fall zu den Akten, das sind doch nur Tabletänzerinnen, wir sind nicht gerade gut besetzt, und wie du siehst, kann Meraz nicht der Täter sein, er ist auf Reisen, was ist mit dem Toten im Hotel San Luis? Da haben wir bisher nur das ballistische Gutachten, er war nicht in unserer Kartei, der Gast hat sich aus dem Staub gemacht, das Hotel wurde mit einem Voucher bezahlt; die Kreditkarte ist von einer Bank in Phoenix, die sich weigert, Informationen rauszurücken, und registrierte Fingerabdrücke haben wir auch keine gefunden. Warten wir ab, wer die Leiche einfordert. Comandante, was halten Sie von der Kriegserklärung des Präsidenten? Ich lade dich in den nächsten Tagen mal zum Essen ein, du magst doch Erbsensuppe, oder? Nur wenn es schwarze Erbsensind. Hör mal, die Gringos bestehen darauf, dass du kommst, ich glaube, die wollen sich dich angeln. Anbeißen tun nur die, die das Maul zu weit aufreißen. Stimmt es eigentlich, dass die Tabletänzerin, die dir so zu schaffen macht, bildhübsch war? Du hast wirklich schöne Augen. Natürlich kannst du auch was zu meinen sagen, aber es dürfte dir schwerfallen, originell zu sein. Der Detective stand auf. Ich weiß doch, dass du sie aus Mazatlán kennst, er streckte ihm den Halbmonatsumschlag hin. Geh einen heben, Mendieta, das hilft. Wussten Sie, dass der Exstaatsanwalt Teilhaber des Alexa ist? Lass die Finger davon, sonst kommen wir in Teufels Küche. Als er das Büro verließ, spürte er, dass seine innere Leere zugenommen hatte; trotzdem drehte er sich noch einmal um: Chef, kann ich die Einladung aus Madrid mal sehen?
In seinem Büro suchte er sein Handy durch. Gris, schick dieses Foto an diese Adresse und bitte um einen Bericht zu dem Kerl hier, das ist Miguel de Cervantes.
Mayras Wohnung. Er trat ein. Nahm einen dezenten, kristallinen, männlichen Duft war. Edel, dachte er, dahinter verbirgt sich jemand, der es sich leisten kann. Edel heißt bei Parfüms immer teuer. Er verharrte einige Minuten lang reglos im Wohnzimmer: es gibt keine Klingel. Es klopft: wer ist da? Ich bin’s, Yhajaira, gut, dass du zu Hause bist, mach bitte auf. Roxana ist nicht da. Das weiß ich, ich bin wegen dir hier, der schönsten Frau der Welt. Meinst du das ernst? Hab ich dich jemals angelogen? Sie lässt ihn herein. Hast du schon länger geklopft? Ich hab schon geschlafen. Du siehst fantastisch aus in deinem Pyjama, man merkt dir gar nicht an, dass ich dich aus demSchlaf gerissen habe. Danke, setz dich doch, wie war das mit der schönsten Frau der Welt? Roxana wird ausflippen, wenn sie das hört, du weißt ja, wie sie ist. Sie verteidigt ihr Revier wie eine Raubkatze, stimmt’s?, wie war dein Tag? Eher anstrengend, ich bin total erschossen. Du sagst es. Er schoss ihr mit einer Neun-Millimeter-Pistole mitten ins Herz, welcher Hersteller? Er malte sich aus, wie der Mörder die Wohnung verließ, in aller Ruhe, nachdem er sich vorher noch vergewissert hatte, dass im Gebäude alles still war. In welchem Moment hat er das Poster des brasilianischen WM-Teams zerrissen? Vor der Wand, an der es gehangen hatte, blieb er stehen und überlegte. Er fand es bizarr und notierte es in sein Büchlein. Der Täter wollte verhindern, dass Yhajaira beim Verhör seinen Namen erwähnte; es könnte also durchaus sein, dass beide Verbrechen von derselben Person begangen wurden. Er konzentrierte sich auf die Parfümdüfte: diffus, auch der, den er am deutlichsten riechen konnte. Dolce & Gabbana?, Hugo Boss?, Polo von Ralph Lauren? Auch das notierte er. Die Einrichtung war schlicht, einige Gegenstände waren bei der Spurensicherung. Kleine Küche, gut gefüllter Kühlschrank: frisches Obst, Trockenfrüchte, Gemüse, Fisch, Eier, Nahrungsergänzungsmittel, Bier. Auf dem Boden eine leere Tomatenkiste mit der Aufschrift Agrarbetriebe San Esteban. Eine Tür führte zu einem kleinen Innenhof, wo man Wäsche aufhängen konnte. Er hörte die Nachbarn, die mit ihren Kindern von der Schule kamen. Gris gegenüber hatten sie ausgesagt, dass sie nichts über die beiden Frauen wüssten. Yolandas Schlafzimmer war das reinste Chaos und sagte ihm nichts. Er betrat Mayras und versuchte, objektiv zu sein, sprich: ihren nackten Körper und ihr lächelndes Gesicht zu ignorieren, die den Raum dominierten. Ich werde dich finden, murmelte er. Niemand ist perfekt, irgendeinen
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