Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
sich noch, wie Sie mich damals rausgeworfen haben, weil ich die Kollekte geklaut hatte? Wenn alles gut ausgeht, verzeihe ich Ihnen; ich weiß, es wird nicht einfach, aber dafür sind ja Sie da, oder dachten Sie etwa, ein Heiliger zu sein wäre ein leichter Job? Ist es nicht, Sie müssen uns helfen, uns, die wir vor Hunger halb tot sind; wer ist hier tot?, was wollen Sie mir damit sagen? Ich ließ die Füchsin herein, weinend zog auch das Kaninchen von dannen.
Nach und nach erinnerte er sich an das, was am Abend zuvor passiert war. Ich wollte Roxana sehen und habe erfahren, dass sie von uns gegangen ist, wie man so sagt. Ich konnte mich nicht zusammenreißen: ich habe geheult, die Kontrolle verloren, dann bin ich bei diesem Wrestler mitgefahren, wie hieß der noch gleich? Cavernícola Galindo, in einem Auto, das ich ihm dann geklaut habe. Danach waren die Bullen hinter mir her. Am Ende habe ich den Bauern angehalten, der hat mich mitgenommen. Dieser Bauer, wie süß das geduftet hat. Das Auto haben mir die Bullen wieder abgenommen; also habe ich keine Straftat begangen, warum flüchte ich dann? Weil ich ein Idiot bin; ich gehe jetzt einfach in Ruhe nach Hause und mache ein bisschen Schattenboxen. Ich bin mit Gott und der Gesellschaft im Reinen. Jeden Sonntag bin ich in die Kirche gegangen, und deshalb wende ich mich an Sie, Sie haben mir damals den Rat gegeben, mir eine Arbeit zu suchen, was ich auch geschafft habe; und Sie haben mich gebeten, die Finger von Drogen zu lassen, woran ich noch arbeite, ist schwer, sauschwer, schwerer, als gegen Julio César Chávez zu boxen.
Auf der Juárezbrücke begegnete er Ortega, der gerade mit Mendieta telefonierte, aber Ortega kannte Yoreme nicht. Mendieta beschrieb ihn als schlitzohrig, wendig und streitsüchtig. Ortega sah, wie Yoreme auf Höhe des Kinns Geraden in die Luft schlug und hielt ihn für einen Boxer, der trainierte. Sogar Yoremes Gruß erwiderte er.
Ich ruf dich nachher noch mal an, sagte der Detective, dem klar wurde, dass ihm die Beschreibung seines Feindes misslungen war. Verdammter Yoreme.
Der Boxer ging in aller Gemütsruhe in Richtung Wissenschaftszentrum, auf dem Gehweg, der am Botanischen Garten Carlos Murillo Depraect entlangführte. Ich hatte ein kleines Palmenhäuschen. Wie ist Roxana gestorben? Wenn jemand sie umgebracht hat, mache ich ihn fertig, war es der Typ aus der Villa mit der gelben Tür?
Irgendwann war er schließlich zu Hause. Er wohnte in einem verlassenen Gebäude im Stadtviertel Villa Universidad. Aufsehen erregen, laut Musik hören, die Nachbarn stören, das war nicht seine Art. Vielmehr war er ein Schatten. Deshalb fiel er auch niemandem auf, und wenn ihn doch mal jemand bemerkte, hielt er ihn für den Nachtwächter. Mit Hilfe eines Schlossers hatte er sich einen Schlüssel für den Dienstboteneingang anfertigen lassen, so dass er kommen und gehen konnte, wann er wollte, als einziger Bewohner eines Hauses, dessen Besitzer das Weite gesucht hatten, als die Polizei ihnen auf den Fersen war.
Er legte sich auf seine Pritsche und schlief ein. Er träumte, dass er ein König war und dass sein Erster Minister fünfhundert Kuchen bringen ließ, nur für ihn. Als er aufwachte, wusste er wieder, was passiert war. Wahrscheinlich suchte ihn der Cavernario wie ein tollwütigerHund, ein Kampf zwischen einem Wrestler und einem Boxer war zwar merkwürdig, aber durchaus reizvoll. Wenn sie schon kämpfen würden, wovon er ausging, dann sollten sie sich einen guten Promoter suchen. Die Revolución-Arena würden sie schon vollkriegen, vielleicht sogar das Stadion der Dorados. Aber wer weiß, ob der Cavernario überhaupt will; immerhin habe ich ihn schon mal umgehauen, kann sein, dass er jetzt Muffensausen hat; außerdem hab ich sein Auto und sein Geld geklaut und sein Handy in die Büsche geschmissen, womöglich ist er jetzt so sauer, dass er sich überschätzt. Verdammter Cavernícola, was hast du nur für eine harte Kinnlade. Die Bullen. Die werden mir das nie verzeihen. Ganz schön verarscht hab ich die. Wenn ich den Cavernícola k.o. geschlagen hab, werden die auf der Matte stehen und bestimmt nichts Gutes im Schilde führen: Du bist verhaftet, Yoreme, Weltmeister hin oder her, mit uns hast du dir’s verscherzt. Es gibt keinen Bullen, der nicht rachsüchtig wäre; ich hab noch nicht vergessen, wie das war, als ich den Pelón Sopipas umgehauen habe, diesen Scheißbullen, immer wenn er mich getroffen hat, hat er mich schikaniert, und ich brav wie ein
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