Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
Mazatlán zurückgekommen sind. Was soll das, Kollegin? Ich mein ja nur. Sie schwiegen. Briseño wird uns nicht aufhalten, und da ist noch was, erinnerst du dich an die Frau ohne Brüste? Dass wir nicht über sie sprechen dürfen. Sie hieß Anita Roy und war eine Freundin von Mayra, bei der Totenwache hat man Mayra nicht reingelassen. Gris dachte kurz nach. Glauben Sie, dass es da einen Zusammenhang gibt? Wir könnten ihren Angehörigen mal ein bisschen auf den Zahn fühlen und bei der Gelegenheit durchscheinen lassen, dass beide an der gleichen Stelle verstümmelt wurden.
Auf der Rückfahrt, im dichten Verkehr, wechselte Mendieta die CD: Conga von Miami Sound Machine. Entspannungsmusik, Gris, damit du Lust aufs Tanzen kriegst. Chef, ich hätte heute Abend doch gern frei, Rodo hat angerufen, und ich hab mich mit ihm zum Essen verabredet; danach wollten wir vielleicht in einen Club. Rodo ist ein guter Kerl. Wenn ich heirate, arbeite ich trotzdem weiter. Ich sehe auch keinen Grund, warum nicht. Selbst wenn ich schwanger bin. Hast du Fargo gesehen? Nein. Leih dir den Film mal aus, wird dir gefallen. Wenn Rodo Sie um was bittet, hören Sie nicht auf ihn, die Zusammenarbeit mit Ihnen, das ist einfach mein Ding. Geht klar, mach dir keine Gedanken. Er meint nämlich, ein Schreibtischjob wäre besser für mich. Das soll er sich aus dem Kopf schlagen, wofür hält er sich? Ist noch nicht mal verheiratet und will schon rumkommandieren. Das hab ich ihm auch gesagt.
Kavallerie. Er sah nach, wer es war: »unterdrückt«, er ließ es klingeln.
Er dachte nach. Du warst ein so sanfter Mensch, es ist mir unbegreiflich, warum du so brutal ermordet wurdest, von einem Mann, der nichts dem Zufall überlassen hat:wobei, irgendwas muss er hinterlassen haben außer den Reifenspuren, wir haben es nur noch nicht entdeckt. Ich muss mit Dayana reden.
Gris, bevor du dich mit Rodo triffst, mach bitte noch eine gewisse Dayana ausfindig, sie hat sich vor einigen Tagen der Presse gegenüber zu den Frauenrechten geäußert und ist mit Meraz liiert. Dann rief er Angelita an, sie gab ihm die Festnetz- und die Handynummer von Paty Olmedo durch, die er irgendwo in seinen spärlichen, aber noch nicht entsorgten Unterlagen notiert hatte.
Er bestellte sie für neunzehn Uhr ins Café Marimba.
Dann setzte er Gris beim Präsidium ab und fuhr nach Hause. Niemand da. Er legte sich hin und schlief ein. Nach einer halben Stunde wachte er wieder auf. Er duschte, machte sich einen Nescafé, legte brasilianische Musik ein: Onde anda você von Vinicius de Moraes und Toquinho, dann saß er einfach nur da und lauschte den Stimmen auf der Straße.
Woher wissen Sie, dass ich sie kannte? Ich hab’s geträumt. Paty Olmedo trug eine durchsichtige pfirsichfarbene Bluse und eine knielange beige Hose. Sie trank Bier und hatte diese Bräune, die nie aus der Mode kommt. Mendieta entspannte sich. Angeblich warst du bei der Totenwache, durftest aber ihr Gesicht nicht sehen. Doch, durfte ich, war eine ganz normale Totenwache, ich war sogar in dem Raum, wo die Angehörigen sich versammelt hatten, weil dort auch der Freund von mir war, der Sohn der Toten; wir haben einen Kaffee getrunken. Hat er dir gesagt, dass man sie verstümmelt hat? Woher wissen Sie das schon wieder? Haben Sie das auch geträumt? Keine Angst,Insiderwissen der Polizei. Toll, Sie sind ja noch cooler als die Bullen im Fernsehen. Könntest du mich mit diesem Freund von dir bekannt machen? Er lebt in Kanada, ist nur wegen der Totenwache gekommen, wussten Sie, dass seine Eltern geschieden sind? Seit wann? Seit sein Vater entdeckt hat, dass seine Frau ihn betrügt. Wann war das? Vor zwei Jahren etwa; Marcos ist nach Kanada gezogen, und seine Eltern sind getrennte Wege gegangen; angeblich war die Señora ein sehr lebenslustiger Mensch und hatte viele Freunde, die Verstümmelung soll ein Racheakt gewesen sein; sie hatte sich gut gehalten, durch Fitness-Studio und Tanz. Wie alt war sie denn? Dreiundvierzig, sah aber aus wie zwanzig. Genau das richtige Alter, um Folklore zu tanzen. Eher nicht, ihr Ding war eher Jazztanz und Modern Dance, sie hat sogar Kurse in einer Akademie besucht.
Sie sagte ihm, wo der Exmann lebte.
23
Wie geht’s? Immer so weiter, und dir? Ziemlich im Stress, du weißt ja, wer hier ist, ich habe ihm gesagt, dass du vorbeikommen willst, was ihn sehr gefreut hat. Red nicht so einen Quatsch daher. Übrigens wäre er neulich Abend beinahe ins Jenseits befördert worden. Was? Ja, als mein
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