Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
Carvajal? Geht so; weil die Leute sich lieber amüsieren, als gut zu essen oder sich zu bilden, können wir uns einigermaßen halten; bei allem Respekt, ohne Licenciado Ramírez würde ich ungern fortfahren. Wir haben zwei Leichen und einen Zeugen, der ausgesagt hat, dass Sie in Ihrem Etablissement das Tragen von Waffen erlauben; zwei ausgezeichnete Gründe, warum es uns einen Scheiß interessiert, ob Licenciado Ramírez hier ist oder nicht. Der Fall wurde zu den Akten gelegt, Señorita, Ramírez hat mit Ihrem Chef gesprochen. Das kümmertmich einen feuchten Kehricht, Carvajal, wann ein Fall beendet ist und wann nicht, bestimmen immer noch wir. Ich sage kein Wort mehr, bis Ramírez eintrifft, der, nebenbei gesagt, vielleicht nicht mal in der Stadt ist. Ach ja?, was Sie nicht sagen. Sie stand auf. Öffnete die Tür: Camello, sag dem Gori, er soll herkommen. Sie können mich nicht einfach so unter Druck setzen wie Ihr Kollege neulich. Ist auch nicht nötig, Hortigosa pflegt einen ganz anderen Stil; Sie haben doch in der letzten Legislaturperiode bei der Staatsanwaltschaft gearbeitet, da wissen Sie ja, wie anständig wir Polizisten sind, dass wir die Bürgerrechte achten, selbst wenn diese Bürger Beweise zurückhalten und lieber ihre Beziehungen spielen lassen, als der Gerechtigkeit Genüge zu tun. Sie schwiegen. Der Gori trat ein, ganz in Schwarz, mit einem elektrischen Knüppel, der deutlich zu sehen war. Er ging direkt zum Geschäftsführer, fesselte ihn an den Stuhl und bearbeitete, durch die Hose hindurch, die Genitalien, die Reaktion kam prompt. Okay, okay, fragen Sie, was Sie wollen. Gori, tut mir leid, bei solchen Leuten ist deine Kunst vom Aussterben bedroht. Sagen Sie so was nicht, gute Gris, wo ich mir doch so viel Mühe geben musste, um dieses Niveau zu erreichen. Grinsend ging er wieder. Der Mann ist sehr überzeugend, sagte der Geschäftsführer schwitzend. Sie ahnen gar nicht, wie überzeugend er sein kann, wie kommt’s, dass die Besitzer des Alexa in der Politik mitmischen? In der letzten Legislaturperiode haben die Spitzenbeamten in zwei Branchen investiert: Tankstellen und Clubs, das Alexa ist im Besitz einer Gruppe, die von Othoniel Ramírez vertreten wird, dazu gehören, wie gesagt, Bernardo Almada, Luis Ángel Meraz und Rodrigo Cabrera, den ich Ihnen wohl kaum vorstellen muss. Der ehemalige Staatsanwalt. Der Mann, der die Kriminalitätsrate halbiert hat, aber das wissen Sie sicher besser als ich. Das waren nur Presseerklärungen; den Berichten nach waren Sie sein Einkaufschef, und José Rivera war Ihr Bodyguard, wie kam Meraz eigentlich auf die Idee, Mayra Cabral de Melo nach Mazatlán zu schicken? Carvajal schwitzte, hob den Blick zur Decke. Auf Einladung eines Freundes; Joaquín Lizárraga, der Gemeindepräsident, war der Verbindungsmann; Roxana war sehr diskret, sie hat nur gesagt, dass die Bezahlung gut war, und darum gebeten, den Job weiterhin machen zu dürfen. Wie oft ist Yolanda Estrada hingefahren? Nie, und wenn ich ehrlich bin, ist mir schleierhaft, warum sie ermordet wurde, sie war ein ganz normales Mädchen, hat sich mit niemandem angelegt und wollte sich bald aus dem Geschäft zurückziehen. Wie häufig haben die Gesellschafter die Mädchen angefordert? Wieder schwieg er. Diese Frage habe ich Ihnen schon beantwortet. Dann tun Sie’s noch mal. Man wird mich dafür büßen lassen, Señorita. Wer war der Gierigste? Licenciado Meraz, drei- oder viermal die Woche. Wieso glauben Sie, dass alle Mädchen, die er bestellt hat, immer für ihn bestimmt waren? Weil er eine große Schwäche für Frauen hat, ob er sie mit anderen geteilt hat, weiß ich nicht. Auch für Yolanda Estrada? Die hat er nie angefordert, seine Favoritin war Roxana, manchmal auch Camila, die tanzen kann wie Doris Day und übrigens einen Nervenzusammenbruch hatte, seither habe ich sie nicht mehr gesehen. Und die anderen? In den vierzehn Monaten, die ich den Club leite, hat Cabrera sich das Vergnügen vielleicht sechs- oder siebenmal gegönnt, und Almada nie, der wohnt ja auch drüben. Und Sie? Ich verstehe mich einfach nur gut mit den Mädchen. Was ist mitMiroslava? Gut, zwei-, dreimal, mehr nicht. Nie mit Mayra oder Yolanda? Nein, man darf die Ware nicht verderben. Warum geht Ihre Frau so oft ins Alexa? Carvajal zögerte, schwitzte wieder. Sie ist eifersüchtig. Gris sah ihm in die Augen. Wir glauben, dass Roxana noch andere Kunden hatte. Hören Sie, ich will die Ermittlungen nicht behindern, wirklich nicht, aber ich weiß
Weitere Kostenlose Bücher