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Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmer Mendoza
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Ist ja gut, mein Schätzchen, gab die Cococha ihren Senf dazu. So sind sie eben, die Männer, Elefanten im Porzellanladen, und wir dürfen hinterher die Scherben aufsammeln.
    In dieser Nacht konnte der Zurdo nicht einschlafen. Wer hat Anita Roy ermordet?, wusste Mayra, wer der Mörder war? Nicht mal der Hund bellte, nur er wälzte sich von einer Seite auf die andere. Vielleicht hatte Yolanda es gewusst. Um zwei Uhr morgens hatte er die Nase voll. Ich hoffe, diesem Arsch von Mick Jagger geht’s noch beschissener als mir, wie wurde er zu dem, der er ist?, nur durch seine Songs? Musste Yolanda sterben, weil sie den Mörder kannte?; wenn wir wüssten, mit welcher Waffe Anita Roy erschossen wurde, würde uns das vielleicht ein Stück weiterbringen. Er nahm das Buch von Ribeiro zur Hand: »Offensichtlich ist das Wichtigste, das Allerwichtigste, der Besitzer des Schwanzes. Wenn er klein ist, sagen die Frauen trotzdem nicht nein, wobei er dann wenigstens schön lang sein sollte; das ist befriedigender, aus einemoder mehreren Gründen.« Er schlug das Buch zu und erinnerte sich. Er ist Teil deines Körpers, sei stolz auf ihn. Wenn er am Anschlag ist, zeugt er von deiner Manneskraft, und als du gepinkelt hast, habe ich gesehen, dass du Linkshänder bist. Ich kriege dich, du perverses Schwein, ich krieg dich so oder so; wenn er die Brustwarze noch hat, was machen wir dann mit ihr? Verdammter Yoreme, mal sehen, was deine Eltern mir so erzählen.

27
    Die Villa der Valdés gab sich eindrucksvoll: hohe Mauer, dezent beleuchtete Kuppeln mit violetten und gelben Kacheln, zwei Ficusbäume und ein mit Blumen übersäter Garten.
    Es war vier Uhr morgens, nichts rührte sich.
    Die Wächter verrichteten ihre Aufgabe, ohne auf die Uhr zu sehen. Sie wussten, dass jede kleine Unaufmerksamkeit zuerst sie das Leben kosten konnte und dann Marcelo Valdés, der im Frieden seines Hauses ruhte, in irgendeinem der Zimmer. In welchem, konnte niemand mit Sicherheit sagen, denn keiner hatte je einen Fuß über die Türschwelle gesetzt. Schlief er in einem mit Sauerstoff angereicherten Zimmer? Seit Jahren ging dieses Gerücht um, aber niemand hatte es je gesehen, nur davon gehört.
    Es war vier Uhr zwölf, als ein markerschütternder Schrei die dicken Mauern überwand.
    Der Capo Valdés, der am Abend noch ein köstliches Rinderfiletsteak mit Guacamole, Salsa Mexicana, Perlzwiebeln und einem halben Liter Bier verspeist hatte, war friedlich in seinem Bett gestorben.
    In Mariana Kellys Wohnung am Boulevard Valadés klingelte das Handy von Samantha, der Erbin von Marcelo Valdés. Dreißig Sekunden später gingen die Lichter an. Kurzes Weinen. Bewegung. Beklemmung. Luigi, Marianas Hund, beobachtete die Frauen und wedelte nicht mit dem Schwanz: er spürte, dass etwas Schlimmes passiert war.
    Fünfundzwanzig Minuten später wurden die Motoren zweier schwarzer Pick-ups angelassen, die vor dem Gebäude standen. Der von Gaucho gesteuerte Cadillac XT verließ mit den beiden Frauen den Parkplatz. Dunkle Brillen, förmliche Kleidung, dezentes Make-up. Samanthas Sohn war am Morgen zuvor nach Vancouver geflogen, wo er seit dem vergangenen Sommer Englisch lernte.
    Ein Pick-up vor dem Cadillac, einer dahinter.
    Samantha ging noch einmal alle Punkte durch, die sie sich überlegt hatte. Sie würde eine schlichte Totenwache abhalten, ohne Pomp, ohne Aufsehen. Am Nachmittag würde sie ihren Vater in die Familiengruft überführen lassen, musikalisch umrahmt, so wie er selbst es ihr vor Jahren vorgeschlagen hatte, als er sich noch für unsterblich hielt, auch wenn er es in letzter Zeit nicht mehr erwähnt hatte. Nach dem Friedhof würde sie die Anwesenheit aller Chefs für eine Versammlung nutzen. Sie würde die vereinbarte Aufteilung beibehalten, zumindest so lange, bis sie das Terrain sondiert hatte. Der Drogenkrieg der Regierung würde alles durcheinanderwirbeln, und die Gelegenheit musste man beim Schopf packen. Vor allem das Kartell aus den USA musste verschwinden, das stand schon mal fest, die Leute, die ihren Mann liquidiert hatten.
    Nicht dass ich den Schwachkopf vermissen würde, aber hier geht es ums Prinzip, ich muss meine Autorität durchsetzen. Ihre Freundin stimmte ihr zu. Dass Samantha jetzt die Nummer eins war, erschreckte sie ein wenig, aber das würde sie nie laut sagen.
    Ihre Mutter war in Tränen aufgelöst. Sie umarmten sich und weinten gemeinsam. Mariana nahm beide in denArm. Was machen wir jetzt, wo die tragende Säule nicht mehr steht?
    Im

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