Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
Wohnzimmer traf sie sich mit Max Garcés, dem Chef der Bodyguards, und Eloy Quintana, dem mächtigsten Bandenführer von Sonora, der sich eher im Hintergrund hielt, dafür aber umso effizienter arbeitete und großen Respekt genoss. Garcés war um die vierzig, Quintana siebzig. Samantha legte ihnen ihren Plan dar, bat Eloy, seinen Leuten Bescheid zu sagen, und Garcés, ein Einsatzkommando zusammenzustellen, damit alles reibungslos über die Bühne gehen konnte.
Die Angestellten des Bestattungsunternehmens trugen die Leiche heraus. Minerva überreichte ihrer Tochter ein Kästchen mit Schmuck, der dem Toten mit auf den Weg gegeben werden sollte.
Vier schwarze Pick-ups schlossen sich dem Trauerzug an.
Die Einbalsamierer zündeten sich Zigaretten an, tuschelten, gaben sich ganz locker. So werdet ihr nicht mit ihm umgehen, ihr Scheißkerle, blaffte Samantha sie an, wisst ihr, wer das ist? Die Männer schüttelten verblüfft die Köpfe. Das hier ist Marcelo Valdés, und ich will, dass ihr ihn als das behandelt, was er war: ein großer Mann; es gibt nur einen, den ihr noch besser behandeln würdet: Gott selbst. Sie holte eine Handvoll Dollars hervor und steckte sie ihnen zu. Dann überreichte sie ihnen das Kästchen. Hier ist sein Schmuck, wehe, es kommt auch nur ein Stück abhanden, sie öffnete es. Mineralisches Leuchten: ein Rosenkranz aus Smaragden, mit Edelsteinen übersäte Ringe und Armreife. Die Männer machten ihreZigaretten aus. Entschuldigen Sie, Señora, keine Sorge, Don Marcelo war das Größte, was diese Erde je hervorgebracht hat, wir wissen, was wir ihm schuldig sind. Das will ich euch auch geraten haben. Sie verließ den Raum. Der Erste, dem sie begegnete, war ein kleinlauter Richie Bernal, sie sah ihn durchdringend an. Geh mir aus den Augen, du Trottel, mit dir habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen. Bernal senkte den Kopf und trat beiseite. Festen Schrittes ging sie weiter. Max Garcés, der wie ihr Vater aus Badiraguato stammte, war ihr Schatten.
In diesem Moment des anbrechenden Tages fuhr ein dunkles Auto langsam an der Saatguthalle vorbei. Der Fahrer hielt nicht an. Er sah auch nicht die brennende Zigarette, die in dem angrenzenden Gebäude etwas länger glühte als gewöhnlich.
28
Von Roxana kenne ich mindestens drei Düfte. Er stand auf dem Parkplatz der Rechtsmedizin und konnte sich nicht dazu durchringen, ihre Leiche anzusehen. Was ist nur los mit mir?, bin ich plötzlich eine Memme?, will ich ihren Mörder finden oder nicht?, hat er auch Anita Roy umgebracht? Der Schreck, den ich Lagarde eingejagt habe, hat nichts genützt. Was soll es bringen, dass ich sie mir ansehe? Vielleicht weiß Rivera was. Gris hat recht, es war ein Mann, der das Poster der Seleção zerrissen hat, ein Schwein, das sie zu Hause aufgesucht hat, das mit ihr geschlafen hat in diesem Meer ihrer selbst. Und er hat eine vierzig mal vierzig Zentimeter große Kiste mitgenommen, der Abdruck auf dem Teppichboden ist deutlich zu sehen. Außerdem hat er ihr eine Brustwarze abgeschnitten. Er rief im Präsidium an. Angelita, ist Gris da? Nein, noch nicht. Wie das?, es ist elf. Sie hat heute früh angerufen, offenbar hat sie gestern einen über den Durst getrunken, das mit den Spesen für Mazatlán hat sie mir aber gesagt. Der Terminator und Camello sollen bei mir zu Hause eine Kiste abholen, Ger weiß Bescheid.
Hat sie Anita Roy gelegentlich ihr Bett überlassen? Gut möglich, und wenn der Besitzer der Kiste ein Freund von Anita war?, und wenn es ein und derselbe ist?, kannten Aguirrebere oder Canela Anita? Paty Olmedo hat mir ein Foto mitgebracht, wirklich eine schöne Frau; hat gut daran getan, sich von Lagarde zu trennen, so ein fader Typ; wenn sie vorher ein ganz normales Leben geführt hat, woher kam dann plötzlich diese Lust auf Sex? Vielleicht war sie schon immer so gewesen; sie muss Yhajaira gekannt haben, bestimmt, sie hat ja ihren Geburtstag dort gefeiert, und Rivera war auch dabei; ich muss noch mal mit ihm reden, wahrscheinlich weiß er mehr, als er zugegeben hat, was hat er überhaupt zugegeben? Nichts. Ob Yolanda mir irgendeinen Hinweis geben kann?
Neben ihm standen ein Leichenwagen des San-Chelín-Bestattungsunternehmens und zwei typische Narco-Schlitten. Leo McGiver kam aus dem Gebäude, gefolgt von zwei bedrückt aussehenden Leuten mittleren Alters, typischen Campesinos. Es waren die Eltern des Muerto, McGiver erfüllte gerade sein Versprechen, ihnen die sterblichen Überreste zu übergeben. Mendieta beobachtete,
Weitere Kostenlose Bücher