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Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmer Mendoza
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deutete auf einen metallenen Schaukelstuhl. Eine ebenso dunkle Frau brachte eine Tasse, lächelte kurz und ging wieder. Mendieta probierte den Kaffee. Unauffällig beobachtete der Mann alle seine Bewegungen. Komisch, Sie scheinen mich erwartet zu haben, sagte er mit einem Lächeln, der Blick des Alten war wie aus Stahl. Man zeugt sie, und dann schaffen sie sich von ganz allein ihre Dämonen, wobei das in diesem Fall gar nicht stimmt, manchmal lässt das Leben auch nicht mehr zu. Wissen Sie, wo er ist? Nein, das habe ich neulich auch dem Licenciado gesagt, das letzte Mal gesehen habe ich ihn vor drei Monaten. Frau!, rief er. Die Señora kam wieder heraus. Wann haben wir José Ángel das letzte Mal gesehen? Vor drei Monaten und sieben Tagen. Ist gut. Die Frau verschwand wieder. Mütter führen immer Buch über so was, ich weiß nicht, ob er tot oder lebendig ist, habe ich dem Licenciado gesagt, quicklebendig ist er, hat er gemeint, und ich darauf, wir wüssten nicht mal, dass er in der Gegend ist, ich dachte, er wäre irgendwo im Norden, wie dem auch sei, was hat er jetzt wieder ausgefressen? So gefragt war er noch nie, nicht mal damals, als er noch geboxt hat. Der Zurdo nahm einen Schluck und dachte nach. Der Kaffee ist ausgezeichnet. Ist mir ein Vergnügen, aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie meine Frage beantworten würden, der Licenciado hat gesagt, er hätte nichts verbrochen, aber dann kann ich mir nicht erklären, warum so viele Leute hinter ihm her sind. In welchem Kampf hat er Julio César Chávez k.o. geschlagen? Wie kommen Sie darauf, dass er ihn k.o. geschlagen hat?; mein Sohn hat noch nie was zustande gebracht; er hat geboxt, ja, aber nur hier im Viertel, bedeutungslose Kämpfe, wer hat bloß dieses Gerücht in die Welt gesetzt? Hat der Licenciado gesagt, warum er ihn sucht? Es ging um Arbeit, mein Sohn hat kleine Reparaturen für ihn erledigt, Handwerkerjobs, einmal auch in einem dieser Schuppen, in dem Mädchen nackig tanzen. Heißt dieser Schuppen zufällig Alexa? Weiß ich nicht, jedenfalls heißt der Licenciado Othoniel Ramírez, daran kann ich mich genau erinnern, weil ein Kumpel von mir auch so heißt. Wann war das? Letzte Woche, am Freitag. Danke, Señor Camacho, ich bin von der Bundespolizei, aber keine Angst, gegen Ihren Sohn liegt nichts vor, ich will ihm nur ein paar Fragen stellen.
    Es wäre gar nicht so schlecht, wenn Sie ihn verhaften würden, dann wüssten wir wenigstens, wo er ist. Wollen wir hoffen, dass es nicht so weit kommt, hier ist meineHandynummer; wenn er auftaucht, sagen Sie ihm, er soll mich anrufen. In Ordnung, hat Ihnen der Kaffee wirklich geschmeckt? Sehr sogar, hoffentlich meldet sich Ihr Sohn bald bei mir, damit ich noch mal in den Genuss komme. Schauen Sie vorbei, wann immer Sie wollen, es wird mir ein Vergnügen sein, Ihnen eine Tasse anzubieten. Er musste an seine Mutter denken. Manche Menschen haben ihre Eltern nicht verdient.
    Es war neun Uhr, als er im Club Sinaloa eintraf. Auf dem angrenzenden Parkplatz fielen die vielen dunklen Fahrzeuge ins Auge. Diese Tür hatte er noch nie durchschritten, noch nie diese aufwändig beleuchteten Gärten gesehen. Er berauschte sich an den Blumendüften, an dem Plätschern der Brunnen. Plötzlich fiel ihm etwas ein: McGiver, er hatte merkwürdig gerochen, nach Chloroform, aber auch nach ... Hugo Boss?; so hatte es auch in dem Zimmer gerochen, in dem man den Muerto aufgefunden hatte; ein Allerweltsparfüm? An der Tür stellte sich ihm ein Mann im Anzug in den Weg. Er zeigte seinen Polizeiausweis. Licenciado Meraz hat uns angefordert, wir sollen uns immer in seiner Nähe halten. Augenblick. Er führte ein internes Telefonat. Sie können rein, die Jungs warten im Nachbarzimmer auf ihre Chefs, erlaubt sind nur Kaffee und Softdrinks.
    Durch eine angelehnte Tür erhaschte er einen Blick auf die nervösen Bodyguards; offensichtlich litten sie darunter, dort nicht rauchen zu dürfen. Das nächste Zimmer. Er öffnete die Tür einen Spalt breit: hohe Tiere, die rauchten, tranken, aßen und plauderten. An einem Tisch in der Nähe des Eingangs unterhielten sich Meraz, der Exstaatsanwalt Cabrera, Fabián Olmedo, Adán Carrasco und der Abgeordnete Vinicio de la Vega, der Bruder von Dioni. Carrasco kannte der Zurdo nicht.
    Er bemerkte, dass er ziemlich neben der Spur war, nicht mal eine Pistole oder Handschellen hatte er dabei. Plötzlich fühlte er sich merkwürdig: wer war er denn, um bei den mächtigsten Männern des Staates einfach so

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