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Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmer Mendoza
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Gläsern Bier aber wieder gegangen. Komisch, dass er mich sucht. Und Rivera? Ist noch nicht hier, ich habe ihn gerade angerufen, seine Frau sagt, er sei seit heute Morgen unterwegs. Ich habe das Gefühl, dass er ziemlich durchhängt, woher nimmt er eigentlich das Geld für seine teuren Parfüms? Der Kellner zuckte die Achseln. Wie gesagt: ich höre nichts, sehe nichts, sage nichts. So, so, sei froh, dass ich nicht beim Drogendezernat arbeite, kannst du dich an die Adresse des Dichterspaniers erinnern? Nichts leichter als das. Er nannte ihm Straße und Hausnummer. Es ist ein weißes Haus mit kleinenFenstern. Woher weißt du das so genau? Ich habe Roxana mal hingebracht. Wer hat dir die Adresse gegeben, Elisa oder Roxana? Roxana, aber das ist Schnee von gestern, sagen Sie bloß Elisa nichts davon, sie ist ziemlich rachsüchtig; an dem Abend wollte sie weder mit Meraz noch mit Richie mitgehen. Die standen beide gleichzeitig auf der Matte? Unglaublich, nicht? Mitgehen wollte sie mit dem, der nicht da war, Frauen sind schon merkwürdige Geschöpfe.
    Das Haus war dunkel. Er drückte die Klingel. Nichts. Die Türklinke, auch nichts. Leere Garage. Die kleine Terrasse, wo er das Fußballspiel und den Gärtner gesehen hatte, fiel ihm ein. Er ging um das Haus herum, da war sie, ein gemütlicher Ort, mit zwei bequemen Ledersesseln vor einem riesigen Fernseher. Dazwischen, auf einem kleinen Tisch, eine Fernbedienung, eine leere Brandyflasche und ein Glas. Er schnupperte an dem Glas, aber es roch nach nichts. Weiter hinten war ein Fahrradweg, auf dem gerade drei Frauen auf einem Quad entlangröhrten; dahinter ein Kanal, in dem das Wasser nur spärlich floss. Er versuchte es an einer Glastür: verschlossen. In seiner Brieftasche suchte er nach der Visitenkarte von Cervantes, rief an, aber er hörte nirgends ein Klingeln. Wahrscheinlich komme ich auch hier nicht rein, wahrscheinlich ist das alles nur sinnlose Beschäftigungstherapie, wahrscheinlich mache ich mich hier nur lächerlich; wie meine Vorfahren, die von den Spaniern nach Strich und Faden verarscht wurden; aber das waren wenigstens echte Kerle, während ich nur ein Idiot bin, und Parra wie vom Erdboden verschluckt.
    Er sah den Gärtner, der gerade einen Schlauch an einen Rasensprenger anschloss. Rauchen Sie? Hab vor Jahrenaufgehört. Hören Sie, ich suche einen Kumpel, der hier wohnt, wissen Sie, wo er ist? Gesehen habe ich ihn zum letzten Mal am Montagabend, da hat er Fußball geschaut. Seither nicht mehr? Der Gärtner sah ihn lange an. Keine Angst, ich bin gestern aus Madrid gekommen und habe ein Geschenk seiner Frau für ihn. Heutzutage weiß man nie; sind Sie Spanier? Mexikaner. Nein, seither habe ich ihn nicht mehr gesehen. Und vorher? Sind Sie wirklich kein Polizist? Wollen Sie mich beleidigen?, ich hasse Bullen. Ich auch, die haben meinen Sohn verhaftet, vor Jahren schon, und seitdem hab ich nichts mehr von ihm gehört. War bestimmt ein guter Junge. Studentenführer war er, ich habe nie verstanden, was daran falsch gewesen sein soll, er hat doch nur von einer besseren Welt geträumt. Mein großer Bruder musste auch flüchten und kann bis heute nicht zurück. War er auch ein Studentenführer? Guerillero. Wenn Ihnen nach einer Zigarette ist, mein Kollege raucht, dafür müssten wir allerdings nach San Agustín fahren, das ist das Viertel gleich an der Autobahnabfahrt. Machen Sie sich keine Umstände, der Mann, den ich suche, ist nicht da, Sie haben ihn am Montag zum letzten Mal gesehen, also werde ich einfach seiner Frau eine Nachricht schicken. Am Sonntag war er auch da; ist ein großer Fußballfan und lässt sich kein Spiel entgehen; und gesungen hat er, in einer merkwürdigen Sprache. Ach, das Spiel habe ich auch gesehen, die Partie um halb elf, oder? Genau. Ging spät zu Ende, weil es im Stadion zu Randale kam und sie erst warten mussten, bis die Leute sich beruhigt hatten, so gegen ein Uhr morgens. Da war er nicht mehr hier; ich bin nämlich auch Nachtwächter, um diese Uhrzeit habe ich meine Runde gedreht. Vielleicht ist er wegen der Randale ins Bett gegangen. Kannsein, aber er schläft eigentlich wenig, oft ist er hinterher noch auf dem Fahrradweg spazieren gegangen, manchmal hat er auch auf dem Handy telefoniert. Abgesehen davon, dass ich ihm ein Geschenk übergeben soll, hätte ich mir gern mal seinen Wagen angesehen, ich glaube, er will ihn verkaufen. Schönes Gefährt. Bisschen dunkel, die Farbe, oder? Wirkt nur nachts so, eigentlich ist es ein helles

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