Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
unfassbaren Zerstörungswut zeugte. Zwei Streifenwagen trafen ein, die Beamten hatten wenig Lust, den Fall aufzunehmen.
Sie hatten in der Nähe der Valdés-Villa gewartet und ihn auf der Avenida Obregón eingeholt, gegenüber dem Shoppingcenter Galerías San Miguel. Sie hatten gewusst, dass Richie nicht würde stillhalten können, dass er ein Draufgänger war. Ideal, um Samantha eine Nachricht zu übermitteln. An der Kreuzung gegenüber dem Technologischen Institut hatten sie ihn unter Beschuss genommen. Zwei Pick-ups, in denen jeweils fünf Killer saßen und mit ihren AK-47 draufhielten. Bernals Leute schossen zurück, aber sie hatten keine Chance. Wegen der Beerdigung war keine Zeit gewesen, das neue Fahrzeug zu panzern.
Richie war traurig durchs Haus getigert. Er war ein Großcousin der Chefin, aber das würde ihn nicht vor einer Abreibung bewahren. Er hatte den Bogen überspannt, und er wusste es, sie würde ihm nie verzeihen, dass Rafa und der Chalán gestorben waren. Also hatte er seinen Männern vorgeschlagen, Hamburger essen zu fahren, bevor sie ihr Fett abkriegen und womöglich zurück in ihreHütte in Badiraguato geschickt würden. Nach der Versammlung der Chefs, die er mit abgesichert hatte, war er in der Villa geblieben, falls er noch gebraucht wurde; wurde er aber nicht, die Anführer waren zu beschäftigt. Chef, wie wär’s mit Tacos? Ich kenne da einen Superladen in der Patria. Ich will einen Hamburger, und ihr esst gefälligst auch einen, haben wir uns verstanden? In der Nähe der Lomitakirche soll es welche geben, die ganz okay sind. Da fahren wir jetzt hin, er drehte die Stereoanlage auf und drückte aufs Gas.
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Der Zurdo folgte der Empfehlung von Gris und fuhr zu Puye, um ein Dutzend Venusmuscheln mit Zitrone und Chili und ein halbes Dutzend Austern zu essen.
Was machst du denn hier, Zurdo? Mendieta blickte auf und sah in das breit grinsende Gesicht von Teo, der sich zu ihm an den Tisch setzte. Die Rechnung geht auf dich. Nur deine? Ich sag’s ja, genauso frech wie dein Bruder. Das Essen wurde gebracht, und er schlürfte die erste Venusmuschel. Na, wieder zurück? Was stopfst du denn so viel Aphrodisiakum in dich rein? Man weiß ja nie. Ich schon, die Schwester meiner Frau zum Beispiel ist jünger als sie und sieht auch noch besser aus. Nein, danke. Sie tranken Bier. Was macht dein Freund, hast du ihn geschnappt? Sitzt hinter Gittern. Bestimmt hast du ihm wegen Beamtenbeleidigung zwanzig Jahre aufgebrummt. Fünfundzwanzig. Das glaube ich gern, niemand ist so rachsüchtig wie ein Polizist. Was ist mit Susy, hat sie den Sohn mitgebracht, den ihr zusammen fabriziert habt? Noch nicht. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet du kleiner Rotzlöffel ihr ein Ei ins Nest legst. Tja, wenn ich schieße, treffe ich auch. Dann solltest du dich auch um die Folgen kümmern, dein Bruder meint, der Junge geht bald zur Uni, und Susy kann das allein nicht stemmen. Sie soll einfach sagen, wie viel, bei mir muss sie nicht betteln. Wirst du dein Erspartes für das Häuschen in Altata angreifen? Für meinen Sohn mache ich alles. So spricht ein Mann und keine Memme. Sag mal, Teo, erinnerst du dich an einen, der Leo McGiver heißt oder sich so nennt, aus Col Pop, weißhäutig, großgewachsen, ein bisschen ausdem Leim gegangen? Teo musterte ihn. Was ist mit ihm? Er steht unter Mordverdacht, und ich sehe dir an der Nasenspitze an, dass du ihn kennst. Das soll der Kerl sein, der dein Mädchen umgelegt hat? Der Zurdo dachte kurz nach. Könnte sein, sicher weiß ich allerdings nur, dass er einen jungen Typen im San Luis umgenietet hat. Sie zündeten sich Zigaretten an. Ich kenne ihn oder, besser gesagt, kannte ihn, war schon damals ein durchtriebener Kerl; ich erinnere mich noch, dass er Levi’s und Seife aus den USA geschmuggelt hat. Er blies den Rauch aus. Dann lebt Leo also noch, wirst du ihn dir schnappen? Sobald er mir über den Weg läuft. Der Kellner brachte einen Aschenbecher, zwei Bier und räumte den Tisch ab. Enrique hat ihn auch gekannt, sehr gut sogar. Der Zurdo rief seinen Bruder an. Wie geht’s, mein Alter? Es geschehen noch Zeichen und Wunder, dass du mal von selbst anrufst, du liegst doch nicht etwa im Sterben? Ich hab eine andere Überraschung für dich. Nicht dass du mir heiratest, Brüderchen, dir geht’s doch gut so. Dazu fehlt mir der Mumm. Dafür hast du umso mehr Grips, und was ist jetzt die Überraschung?, der Zurdo reichte das Telefon an Teo weiter. Wie geht’s, Comandante? Teos Gesicht hatte
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