Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
nämlich gleich im Präsidium. Und Rodo? Alles bestens, gestern hat er mir einen wunderschönen Ring geschenkt, ich glaube, ich werde sehr glücklich sein mit ihm. Freut mich, allerdings solltest du dein Temperament etwas zügeln, Kollegin Toledo, was sollte das Ganze überhaupt? Chef, ist mir noch nie passiert, ich hatte meine Tage, ach, ich weiß auch nicht, ohne Ring habe ich mich irgendwie minderwertig gefühlt. Schon gut, komm ins Quijote, ja?
Also, Chef, Meraz ist tot, aber wir sind uns nicht sicher, ob er wirklich der Mörder von Mayra war, die Leute aus Mazatlán passen nicht ins Profil; Kid Yoreme, Aguirrebere und Canela auch nicht. Der Geschäftsführer scheint mir genauso wenig unser Mann zu sein, Ramírez ist abgetaucht. Camila Naranjo hat sich nach dem Verhör krank gemeldet, Elisa Calderón ist mit allen Wassern gewaschen, aber keine Mörderin, Yolanda Estrada ist wie ein Schatten, als wäre sie nie gestorben, was halten Sie von Miroslava? Die ist total normal, weißt du, was ich glaube? Dass wir eine bestimmte Klientel außer Acht gelassen haben; du hast den Eindruck, dass du Calderón noch nicht die richtigen Fragen gestellt hast, und der Apache sagt, sie war mit mächtigen Männern liiert, die weder Narcos noch Stammgäste des Alexa waren; sie hat auch im Club Sinaloa getanzt, da müssen wir ansetzen. Erinnern Sie sich an die Fußabdrücke? Welche Fußabdrücke? Die Fußabdrücke am Tatort, die stammten von groben Schuhen, von Militärstiefeln oder Trekkingboots. Olmedo wäre ein Kandidat, oder? Da kommen viele in Frage, was ist mit der Frau ohne Brüste? Der Fall ist abgeschlossen, es warder Exmann, ein guter Freund vom Comandante, und bevor du mich fragst: er hat die Tat gestanden, aber mit dem Tod von Mayra hat er nichts zu tun; heute Morgen habe ich mit Paty Olmedo gefrühstückt, sie hat mir gesagt, ihr Vater sei zu ihr gekommen, sie hätten geweint und sich versöhnt, sie soll sich darauf einstellen, dass er sie als Alleinerbin einsetzen wird, da ist sie ein bisschen erschrocken, hat ihm vorgeschlagen, noch mal alles zu überdenken, für ein Rentnerleben ist es doch noch zu früh, Papa, warum suchst du dir nicht eine Frau in deinem Alter, von mir aus auch eine jüngere? Du bist ein Mann in den besten Jahren, nicht dass du was Falsches denkst, aber meine Freundinnen sagen, dass du es noch ziemlich bringst. Vergiss es, junge Frauen sind eine Katastrophe; ich hatte eine Freundin, bildhübsches Ding, gestern habe ich erfahren, dass man sie umgebracht hat. Ach, Papa, was für ein Pech. Ja. Darf man wissen, wer es war? Die Tanzlehrerin von Anita Roy, wir haben ein paar Mal miteinander gegessen. War sie wirklich so schön? Sie hat ein grünes und ein honigfarbenes Auge, war braungebrannt, Brasilianerin. Schade, Papa, wirklich schade.
Sie schwiegen.
Ich werde Elisa Calderón und Ramírez vorladen, was meinen Sie?
Mendieta erzählte ihr von Win und dass er einen Anruf vom Diablo Urquídez erwarte, der ihm gerade einen neuen Termin mit Samantha Valdés besorge, der vorige sei aufgrund eines Notfalls geplatzt.
Ich fahre zu Olmedo. Wenn du die beiden hier hast, ruf mich an.
Er empfing ihn im Gitarrenzimmer, in groben, verdreckten Schuhen. Französische Musik: La mer von Charles Trenet.
Señor Olmedo, ich habe einige Fragen, und ich hoffe, Sie beantworten sie mir, ohne dass ich Sie an Ihre Straftaten erinnern muss wie zum Beispiel Geldwäsche. Olmedo hörte zu, ohne ihm größere Beachtung zu schenken, müde winkte er ab, als würde es ihn nicht sonderlich interessieren. Ich weiß, dass Sie ein Freund von Mayra Cabral de Melo alias Roxana waren, die vergangenen Sonntag ermordet wurde, wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen? An ebenjenem Sonntag, ich habe sie gegen zwölf Uhr abends nach Hause gebracht. Schweigen. Bis vor die Tür? Nein, sie ist vorher ausgestiegen, ich durfte sie nie bis zur Haustür begleiten; ich hab’s erst gestern erfahren, wollte sie abholen, da hat Fantasma es mir erzählt. War das ihr Mittelsmann? Er nickte. Wie lief das ab?, Sie haben sie am Eingang abgesetzt und weiter?, er warf einen Blick auf die Schuhe. Ja, an der Kreuzung mit der Carrasco, sie ging zu dem Gebäude, wo sie wohnte, und ich fuhr weiter in Richtung Malecón. Ist Ihnen irgendwas aufgefallen?, Leute?, Autos? Ein großer, dunkler Wagen; ich hab sogar gesehen, wie jemand ausstieg und sie begrüßte. Der Zurdo holte die Fotos mit den Reifen hervor. Señor Olmedo, wir haben Reifenspuren gefunden, die zu einem
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