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Das peinlichste Jahr meines Lebens

Das peinlichste Jahr meines Lebens

Titel: Das peinlichste Jahr meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lowery
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Orangensirupflasche.
    »Jedenfalls habe ich euren Direktor beschwatzt, mehr über deinen Fall zu erzählen. Und rat mal, was dabei rauskam, mein Großer. Ich hab festgestellt, dass ich dich gern kennenlernen würde.«
    Unglaublich. Sie mussten ihm alles erzählt haben. Da gab es doch bestimmt irgendwelche Gesetze. Offenbar aber nicht. Ich meine, warum sollte es auch ein Gesetz geben, dass merkwürdig aussehende Männer, davon abhalten sollte, meine persönlichen Gedanken auszuspionieren? Meine Mum hätte ihm genauso gut die Erlaubnis geben können, mein Gehirn rauszunehmen um mal so richtig schön darin rumzustochern.
    »Und wir waren alle der Meinung, dass du vielleicht ein bisschen Zeit mit mir an der Uni verbringen solltest, weißt du? Ein paar Nachmittage raus aus der Schule, mit mir und meinen Studenten plaudern, ein paar scharfe ältere Chicas abchecken, hm?«
    Er grinste mich anzüglich an und boxte mir leicht auf den Arm. Ich zuckte zusammen.
    »Das ist großartig«, sagte er lächelnd und entblößte wieder seine Hauer. Als er aufstand, um zu gehen, schnipste er mit den Fingern nach Miss O’Malley. »Ich lass meine Leute gleich heute Nachmittag die Details klären und dann sehen wir uns morgen, Kumpel. Hey, und Mikey: Schreib’s weiter auf, Baby. Schreib’s weiter auf.«
    Baby? Ich konnte kaum glauben, was hier ablief.
    Als er gegangen war, hatte Miss O’Malley ein breites, warmherziges Grinsen im Gesicht. »Und was hältst du nun von Chas?«
    »Er ist ein Idiot«, sagte ich.
    Diesmal umarmte sie mich nicht, als ich sprach, und sie sagte auch nicht, dass ich tapfer sei so wie beim letzten Mal, sondern knallte ihr Glas mit dem Orangensaft so fest auf den Schreibtisch, dass ich dachte, es würde in tausend Stücke zerspringen, und dann ordnete sie wütend irgendetwas in einen Aktenordner im hinteren Teil des Raumes ein.
    Anscheinend mag sie den Mann.
    Es dauerte eine Weile, bis mir wieder danach war, weiterzuschreiben.
    Der absolut schlimmste Moment meines ganzen Lebens, Teil II
    Als ich letztes Mal aufgehört hatte, war ich gerade zu Boden gegangen. Ich hab keine Ahnung, wie lange ich ohnmächtig gewesen bin. Meine nächste Erinnerung ist, dass mir übel war und drei rosa Kleckse über mir wirbelten. Allmählich kamen die Kleckse zum Stillstand, wurden schärfer und verwandelten sich in die starrenden Gesichter von Mum, Dad und Paul Beary.
    Paul Beary!
    Ich richtete mich blitzschnell auf und wäre fast mit ihren drei Köpfen zusammengestoßen. Zum Glück trugen Mum und Dad beide einen Bademantel. »Er hat euch doch nicht gesehen, oder? Sagt mir, dass er euch nicht gesehen hat.«
    Mum räusperte sich, Dad kratzte sich die kahle Stelle.
    Paul leckte sich die Lippen und hob eine Braue. »Ich hab versucht, nicht hinzugucken, Mike, aber sie kam einfach hinter dir reingerannt. Ich konnte doch nicht ahnen, dass sie na…«
    » RAUS !«, knurrte ich, rappelte mich auf und packte ihn am Kragen. »Verschwinde. Und erzähl es niemandem.«
    »Okay, okay! Mein Gott, da ist wohl jemand müde«, sagte Paul, schüttelte mich ab und ging zur Tür. Dann drehte er sich mit breitem Lächeln zu meiner Mum um. »Danke für Ihre Gastfreundschaft, Mrs. Swarbrick. Ich komme mit Sicherheit wieder vorbei.«
    Ich schnappte mir das Buch
Mein Körper verändert sich
, das Paul auf dem Boden liegen gelassen hatte, und warf es nach ihm, so fest ich konnte. Es verfehlte nur knapp seinen Kopf, als er durch die Tür verschwand.
    Nachdem er die Treppe hinabgestapft und die Haustür zugefallen war, wandte sich Mum mir zu. Sie verzog das Gesicht, als würde sie an einer Brennnessel lutschen. »Michael, ich kann das erklären. Wir haben nicht so früh mit dir gerechnet. Normalerweise kommst du viel später zurück. Wir haben es wohl einfach vergessen.«
    »Was vergessen?«, blaffte ich, auf dem Bett sitzend. »Eure Hosen?«
    Mum verdrehte die Augen. »Jetzt bist du aber kindisch.«
    »Kindisch?« Ich spürte, wie mein Atem schneller ging. »Aber ich hab gerade deine Oschies gesehen.«
    »Meine was?«
    Ich schwenkte meine Hand vor ihrem Körper.
    »Ach, um Gottes willen, Michael. Was hast du schon gesehen? Meine Haut? Meinen Körper? Das sind keine schmutzigen Wörter, Michael.« Sie strich sich mit der Hand durchs Haar. »Wie konnte ich nur so ein verklemmtes Kind großziehen?«
    Ich ballte die Fäuste und blickte die Wand an. Die ganze Sache war einfach zu viel für mich. Bisher hatte ich die beiden nicht mal in Badesachen gesehen,

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