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Das peinlichste Jahr meines Lebens

Das peinlichste Jahr meines Lebens

Titel: Das peinlichste Jahr meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lowery
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»Na…?
    »Ja«, sagte ich, »Na … Na … Nassau. Das ist es. Sie ist in Nassau auf den Bahamas.«
    »Wirklich? Oh. Das ist schön. Mein Dad hat mich gebeten, das hier für sie abzugeben. Er hat gesagt, es hätte etwas mit seinem Kunstkurs zu tun.«
    »Oh«, sagte ich. Ich betrachtete das Paket und begriff im selben Moment, was es war. »O nein.«
    Lucy hielt das Paket hoch. »Weißt du, ich habe noch keins seiner Kunstwerke zu Gesicht bekommen. Aber wenn er das hier gerahmt hat, muss er wirklich stolz darauf sein. Wie kommt’s, dass er es deiner Mum schenkt?«
    »Das willst du gar nicht wissen«, erwiderte ich.
    Lucy bekam einen kecken Gesichtsausdruck. »Ach, Mike. Ich würde es mir unheimlich gern mal ansehen. Du hast doch nichts dagegen, wenn ich reinkomme und es auspacke, oder?«
    »Das kommt überhaupt nicht in Frage«, sagte ich.
    »Mike, wer ist denn da?«, rief Mum aus der Küche.
    Na toll
.
    Lucy runzelte die Stirn. »Ich dachte, du hättest gesagt, dass deine Mum auf den Bahamas ist.«
    »Ja. Sie muss gerade zurückgekommen sein.« Ich drehte mich um. »Keine Sorge, Mum, es ist niemand. Bleib, wo du bist.« Ich lächelte Lucy an. »Sie muss sich ausruhen wegen der Zeitverschiebung.«
    »O-
kay
«, sagte Lucy. »Vielleicht kann ich das Paket jetzt zusammen mit ihr öffnen. Das geht ja schnell.«
    »Nein«, sagte ich, trat vor die Haustür und packte den Bilderrahmen. »Von hier ab nehme ich ihn.«
    Lucy lächelte, hielt den Rahmen aber weiter fest. »Nein, Mike. Ich gebe ihn deiner Mum. Ich würde gern sehen, was Dad gezeichnet hat.«
    Ich zog daran, aber Lucy ließ nicht los. »Nein, Lucy. Das willst du wirklich nicht sehen.«
    Sie zog daran und bekam, genau wie vor einem Wettkampf, einen entschlossenen, strengen Gesichtsausdruck. »Doch. Und jetzt gib endlich her.«
    »Nein«, blaffte ich ein bisschen zu laut. »Gib mir das verdammte Bild, Lucy.«
    »Lass los, Mike«, sagte sie mit heiserer, ernster Stimme.
    Schon bald hatte sich das Ganze zu einem Tauziehen entwickelt. Sie war viel stärker als ich, doch ich würde nicht kampflos aufgeben. [41] Sie durfte dieses Bild auf keinen Fall zu Gesicht bekommen. Das konnte ihr Leben zerstören.
    Schließlich lehnte sie sich nach vorn und stemmte den Fuß gegen die Türschwelle, um besseren Halt zu haben. Ihr Gesicht war so dicht an meinem, dass ich ihr einen Eskimokuss hätte geben können.
    In den nächsten wenigen Sekunden passierten sechs Dinge:
    Weil sich unsere Gesichter so nah waren, bekam ich plötzlich schweißnasse Hände.
Lucy zerrte ein letztes Mal an dem Bild.
Es glitt mir durch die glitschigen Finger.
Es prallte ihr direkt an die hübsche Wange.
Mit seltsamem, entsetztem Blick hielt sie einen Augenblick inne.
Ihre Wange färbte sich rot und begann anzuschwellen.
    »Oh-ooh«, sagte ich, während sie anfing zu weinen.
    Geplauder mit Chas
    Abschrift der 6 . Sitzung
    Anwesende Personen und Ort wie in der 3 . Sitzung
    Chas: So, Mann, erzähl mir von Lucy King.
    MS : Warum?
    Chas: Weil ich dein Zeug gelesen habe und du da sagst, dass du sie mochtest, ihr dann aber ins Gesicht geschlagen und sie heimlich beobachtet hast. Stimmt das, Bruder?
    MS : Ja. Nein. Doch. Aber das war völlig unbeabsichtigt.
    Chas: Alles? Na komm. Auch die Geschichte, wie du Ärger bekommen hast, weil du sie beim Umziehen beobachtet hast? Und der Schlag ins Gesicht?
    MS : Ja, alles.
    Chas: Was hast du von der Sache mit ihr und deinem Bruder gehalten, mein Großer?
    MS : Sie hat was Besseres als ihn verdient. Er ist böse. Er ist daran schuld, dass mein Hamster Atemprobleme hat. Er benutzt Schminke. Und das hier hab ich ihm auch zu verdanken. ( MS deutet auf sein Kinn)
    POM : Uuuh. Das sieht schlimm aus.
    Chas: Wow. Üble Narbe, Mann. Ich hab vom Surfen eine am Bein. (Deutet auf sein Bein) [42] Die nenne ich meinen atlantischen Knutschfleck.
    MS : Was?
    Chas: Vergiss es. Aber Surfen ist das Größte. Da fühl ich mich frei. Eins mit dem Meer. Hast du dich schon mal frei gefühlt?
    MS : Was reden Sie denn da?
    Chas: Frei, verstehst du? Wenn dich nichts einschränkt. Dich nichts stört. Du tun kannst, was du willst. Hast du dich schon mal so gefühlt?
    [Fünfundvierzigsekündige Pause]
    MS : Nein.
    Chas: Das ist schade, Häuptling. Echt schade. Du solltest mal surfen.
    MS : Ich kann Strände nicht ausstehen.
    Chas: Warum nicht?
    [Einminütige Pause]
    Der Vorfall mit dem Esel, stimmt’s? Hast du dir dabei auch deine Narbe zugezogen?
    [Achtzehnsekündige Pause]
    MS : Wenn Sie’s

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