Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das peinlichste Jahr meines Lebens

Das peinlichste Jahr meines Lebens

Titel: Das peinlichste Jahr meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lowery
Vom Netzwerk:
einmal?
Wenn sie sich mit Dave King anfreundeten, würde Mum ihn wahrscheinlich davon überzeugen wollen, dass Ste eigentlich nett sei. Das könnte absolut verheerend sein. Ich hoffte immer noch, dass Lucy herausfinden würde, wie er wirklich war. Ste hatte noch nicht erzählt, wo er am vorigen Abend gewesen war. In dem ganzen Tumult um Lucys blaues Auge hatte niemand daran gedacht, ihn zu fragen.
    Inzwischen hing das Bild direkt neben der Haustür. Erst hatte ich überlegt, es abzuhängen oder es mit wasserfestem Filzstift auszumalen, doch ich kam zu dem Schluss, dass ich mir damit noch mehr Ärger einhandeln würde. Stattdessen hatte ich die Kunst perfektioniert, in die andere Richtung zu blicken, und versuchte, das Bild nicht zu beachten, wenn ich daran vorbeiging. Doch es war ein böser Geist im Flur, wie ein Mörder, der stumm in der Ecke lauert.
    Ich war jedenfalls oben in meinem Zimmer und überlegte, ob ich eine Rutsche bauen könnte, die von meinem Fenster in den Garten hinunterführte. Das würde bedeuten, dass ich nie mehr an dem Bild vorbeigehen müsste.
    Plötzlich kam Ste ohne Vorwarnung zur Tür herein. Ich drückte mich sofort an die Wand. Es war niemand im Haus, der mich beschützen konnte.
    »Hey hey hey, kleiner Bruder, keine Angst«, sagte er.
    Er war richtig freundlich. Das ist noch schlimmer, als wenn er fies ist.
    Er setzte sich neben mich aufs Bett. »Hör mal. Keine Sorge wegen gestern. Ich bin bereit zu akzeptieren, dass es ein Unfall war, okay.«
    »Was willst du?«, fragte ich und wich zurück.
    »Haha. Warum glaubst du, dass ich etwas will?«
    Ich sagte nichts. Ste will
immer
irgendwas.
    »Hör mal«, sagte er. »Ich bin bereit zu vergessen, was du meiner Freundin angetan hast und dass sie deinetwegen so hässlich aussieht.« [44]
    »Wenn …«, sagte ich.
    »… wenn du mir einen kleinen Gefallen tust, das ist alles.«
    »Was für einen Gefallen?«
    Ste lächelte. »Tja, deinetwegen hat sie Hausarrest.«
    »Hausarrest?«
    »Ja, Hausarrest. Sie hat ihrem Dad erzählt, sie hätte an dem Bild rumgefummelt und wäre an ihrem blauen Auge selbst schuld.«
    »Warum hat sie das getan?«
    Ste lachte. »Weil er dir sonst wahrscheinlich den Kopf abgerissen und ihn als Bowlingkugel benutzt hätte.«
    Ich schluckte. Das schien eine durchaus vernünftige Reaktion zu sein. Für Dave jedenfalls. »Ich kapier’s nicht. Warum hat
sie
Hausarrest?«
    »Weil«, sagte Ste in einem Okay-ich-sag’s-noch-mal-langsam-weil-du-schwer-von-Begriff-bist-Ton, »er wütend war. Er hat gesagt, direkt vor einem großen Schwimmfest dürfte sie sich nicht so dumm aufführen. Sie würde ihre Karriere aufs Spiel setzen. Er war meinetwegen schon ziemlich wütend, aber jetzt ist er echt durchgedreht.«
    »Oh«, sagte ich. Ich fühlte mich richtig,
richtig
schlecht. »Und? Wofür brauchst du mich?«
    Ste klatschte in die Hände. »Gut, dass du fragst …«
    Geplauder mit Chas
    Abschrift der 7 . Sitzung
    Anwesende Personen und Ort wie in der 3 . Sitzung [45]
    Chas: Yo, Mann.
    MS : Yo. Ich meine, hallo.
    Chas: Hey. Du hast ja fast wie ein cooler Typ gesprochen, Alter.
    [Zehnsekündige Pause)
    O-kay. Wo sind wir letztes Mal stehengeblieben, mein Freund?
    MS : Wir haben genau hier gestanden.
    POM : Chas meint …
    MS : Ich weiß, was er meint. Ich wollte …
    Chas: … mich auf den Arm nehmen. Veräppeln. Ich weiß, Mann. Das ist cool. Echt cool. Du fängst an, Witze zu reißen. Das ist toll. Zeigt, dass wir Kumpel sind. [46] Also. Wir haben über die Sache mit dem Esel geredet.
    MS : (holt tief Luft) Oh, nicht schon wieder.
    Chas: Tut mir leid, Mann. Echt. Dann eben ein anderes Mal. Erzähl mir von deinem Bruder.
    MS : Was denn?
    Chas: Wie kommst du jetzt mit ihm zurecht? Du weißt schon, nach dieser ganzen Sache.
    MS : Ich komme nicht mit ihm zurecht.
    Chas: Wie meinst du das?
    POM : Michaels Bruder hat das Land verlassen.
    MS : Sein Leben war in Gefahr. Mum hat ihn ein Jahr auf Reisen geschickt. Er ist sogar von der Schule gegangen. Er hatte panische Angst … es könnte weitere Vergeltungsmaßnahmen geben.
    Chas: Du meinst, jemand war hinter ihm her? Sein Leben war in Gefahr?
    [Achtsekündige Pause]
    MS : Darüber will ich im Moment eigentlich nicht reden. Er ist ein Idiot.
    Chas: Meinst du, er hat diese … Vergeltungsmaßnahmen verdient?
    MS : Ich weiß nicht. Aber es war alles seine eigene Schuld.
    Chas: Warum hast du so eine Abneigung gegen ihn?
    MS : Darüber haben wir doch schon gesprochen.
    Chas: Ach ja, Mann.

Weitere Kostenlose Bücher