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Das peinlichste Jahr meines Lebens

Das peinlichste Jahr meines Lebens

Titel: Das peinlichste Jahr meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lowery
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neben dem Schwimmen auch andere Interessen zu haben.«
    Dave zählte im Stillen bis zehn.
    »Unser Dave ist eigentlich eine große Schmusekatze«, sagte Mrs. King lächelnd. »Wir müssen ihn bloß ab und zu ein bisschen beruhigen. Deshalb haben wir uns für den Kunstkurs angemeldet.« Sie öffnete ihre Handtasche und zeigte ihm die Stifte und ihren Zeichenblock. »Das fügt sich perfekt in Daves Trainingsplan und sorgt dafür, dass er abends nett und entspannt ist und sich gegenüber den Schwimmern nicht so unbeherrscht zeigt.« [38]
    Dave schniefte. »Hast du damit ein Problem?«
    »Nein«, sagte ich und wich einen Schritt zurück. »Es ist bloß so, dass Sie da nicht reingehen können.«
    »Und ob ich das kann«, sagte Dave. »Heute Abend lernen wir, Menschen zu zeichnen.«
    »Normalerweise zeichnet Dave bloß Panzer und verstümmelte Körper«, sagte Mrs. King voller Stolz.
    »Aber die Menschen«, sagte ich, legte die Hand auf Mrs. Kings Arm und blickte mich um, um sicherzugehen, dass mich niemand hören konnte. »Es gibt etwas, das Sie wissen sollten. Die Menschen sind … wie soll ich sagen? Sie sind nackt.«
    Mrs. King lachte. »Ach, sei nicht albern. Wir haben schon jede Menge Nackte gesehen. Dave, du hast mir gar nicht erzählt, dass es in eurem Schwimmverein so witzige Leute gibt. War sehr nett, dich kennenzulernen, Marvin. Bis zum Fackelumzug.«
    Die beiden gingen geradewegs an mir vorbei.
    Sie hatten schon jede Menge Nackte gesehen?
    Wer kann denn so was Seltsames von sich behaupten? Und wie viel ist überhaupt jede Menge? Ich hatte in der letzten Woche zwei Nackte gesehen, und das war mehr als genug. Arme Lucy. Hoffentlich musste sie sich nicht auch schon Nackte ansehen.
    Geplauder mit Chas
    Abschrift der 5 . Sitzung
    Ort und anwesende Personen wie in der 3 . Sitzung
    Chas: Yo, Mikey. Was geht?
    MS : Was soll denn wie gehen?
    Chas: Vergiss es, Alter. Super, dich zu sehen.
    MS : Ich muss ja herkommen.
    Chas: Ja. Aber ich glaube, dass es dir langsam Spaß macht.
    [Zwanzigsekündige Pause]
    Also, letztes Mal hast du die Biege gemacht. Du bist abgehauen. Getürmt. Was sollte das?
    [Zweiundvierzigsekündige Pause]
    MS : Mir hat das Bild nicht gefallen, das Sie mir gezeigt haben.
    Chas: Verstehe. Verstehe. Warum nicht, Mann?
    POM : Müssen wir ihn das fragen? Er sieht müde aus.
    MS : Bin ich auch. Wenn man im Zelt lebt ist es nicht einfach eine Nacht richtig durchzuschlafen.
    [Zehnsekündige Pause]
    Ich glaube, das Bild hat mich wohl an irgendein Ereignis erinnert.
    Chas: Miss O.M sagt, du kannst Esel nicht ausstehen.
    MS : Was hat das mit dem Ganzen zu tun?
    Chas: Sag du’s mir.
    MS : Mit fünf war ich mal am Meer. Ich bin am Strand auf einem Esel geritten. Mein Bruder hat ihn erschreckt, und er lief mit mir auf dem Rücken davon. Das war nicht schön. Ich fiel runter und verletzte mich am Kinn. Das ist alles.
    Chas: Bist du dir sicher?
    MS : Natürlich bin ich mir sicher. Kann ich jetzt gehen? Ich muss mich wegen meines Hautausschlags eincremen. An meinen Händen schuppt sich die Haut ab.
    Chas: Nur zu, großer Häuptling. Bis zum nächsten Mal.
    (Abgang MS )
    Chas: Ich hab’s Ihnen doch gesagt. An der Sache mit dem Esel stimmt irgendwas nicht. Das Erste, woran er beim Anblick des Bildes denkt, aber dann will er nicht drüber reden. Ich werde ihm den Schädel öffnen und sehen, was in seinem Gehirn vor sich geht.
    POM : Bitte nicht.
    Chas: Boah, Mann. Ist doch nur eine Redensart. Das mach ich doch nicht wirklich, Baby.
    POM : Oh, gut.
    Chas: Wie wär’s, wenn wir jetzt was essen gehen?
    POM : Oh, danke, aber, ähm, vielleicht nicht heute. Ich, äh, hab Sandwiches dabei.
    Chas: Okay, Baby, okay. Dann halt nächstes Mal.
    [Ende der Abschrift]
    Auf dem Weg aus der Sitzung mit Chas
    Ich musste mir wirklich die Hände eincremen, aber ich war froh, dass ich eine Ausrede hatte, um von dort zu verschwinden. Ich wollte nicht über die Geschichte mit dem Esel reden. Ich meine, das war schon neun Jahre her. Was sollte das mit dem Ganzen zu tun haben?
    Als ich von dem Raum weglaufen wollte, stieß ich plötzlich mit Miss Skinner zusammen und hätte sie fast umgerannt. Sie war echt schockiert, mich zu sehen, und trippelte davon wie ein ängstlicher Krebs. Nach allem, was passiert ist, hat sie es gerade noch geschafft, ihre Stelle zu behalten – wahrscheinlich bloß, weil die Polizei nicht Anzeige gegen sie erstattet hat –, und anscheinend macht sie mir immer noch Vorwürfe.
    Die Rückkehr meiner

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