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Das peinlichste Jahr meines Lebens

Das peinlichste Jahr meines Lebens

Titel: Das peinlichste Jahr meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lowery
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bezeichnen, aber eigentlich ja.
    MS : Okay.
    Chas: Du meinst, du bist dazu bereit? Ich muss sagen, ich bin überrascht.
    MS : Ich auch.
    POM : Gut gemacht, Michael. Auch von Ihnen, Chas. Sie waren hervorragend.
    [Ende der Abschrift]
    Wozu habe ich mich gerade bereit erklärt?
    Ich bin gerade nach Hause gekommen und weiß immer noch nicht, warum ich zugestimmt habe, mich von ihm hypnotisieren zu lassen. Was habe ich mir dabei gedacht? Es lag wahrscheinlich daran, dass mich sein Äußeres und die Tatsache, dass er mich kein einziges Mal »Baby« oder »Alter« nannte, aus der Fassung gebracht haben. Ich fand ihn viel netter als vorher, und es ist mir lieber, dass er sich nicht die ganze Zeit wie ein Jugendlicher aufführt. Als er selbst gefällt er mir besser. Eigentlich finde ich ihn nicht mal mehr idiotisch.
    Trotzdem freue ich mich nicht darauf, in Trance versetzt zu werden.
    Der Morgen des Gilde-Schwimmfests
    Nachdem Ste mir gedroht hatte, versuchte ich, die ganze Nacht wach zu bleiben, aber irgendwann muss ich eingedöst sein. Ich erwachte mit dem Gesicht nach unten auf meinem Bett und fühlte mich schwach. Rasch überprüfte ich alle Sachen in meinem Zimmer, die Ste mit hoher Wahrscheinlichkeit stehlen oder ramponieren würde: meine Bankkarte (noch in meiner Mappe versteckt), mein Sammelalbum mit Zeitungsausschnitten über Lucy (na und, ich hab halt eine Sammlung angelegt – Lucy ist oft in der Zeitung, und wenn man jemanden so bewundert wie ich, ist man eben bereit, in der Bücherei ab und zu die Archive der Lokalzeitung zu durchforsten, um alte Artikel über ihn zu finden, die einem entgangen sind) und meinen Geheimvorrat an Custard Creams. Er hatte nichts davon angerührt. Ich war erleichtert. Im Bad inspizierte ich meine Brauen und mein Haar (keins von beidem war abrasiert) und ging dann nach unten. Mum und Ste saßen im Esszimmer und frühstückten. Mum war natürlich unbekleidet. Ich versuchte, diesen grauenerregenden Umstand zu ignorieren.
    »Hey hey hey, du Schnarchnase«, sagte Ste. »Wie geht’s dir? Nur noch ein paar Stunden bis zum großen Schwimmfest. Bist du nervös, Kleiner?«
    Das gefiel mir nicht. Wenn Ste nett zu mir ist, ist das immer ein schlechtes Zeichen.
    »Ich dachte, du wärst wütend«, erwiderte ich, glitt auf einen Stuhl und schüttete Cornflakes in eine Schüssel.
    »Ich doch nicht«, sagte Ste lächelnd.
    »Isst du keine Coco Pops, Michael?«, fragte Mum.
    »Auf keinen Fall«, antwortete ich schaudernd.
    »Neuer Tag, neues Glück, Mikey-Boy«, sagte Ste. »Tut mir leid, dass der Stevenator sauer war. Ich hatte bloß … schlechte Laune. Nach dem Schwimmfest spreche ich mit Lucy und bringe alles in Ordnung.«
    »Ach, ihr beide habt doch keine Probleme, oder?«, fragte Mum. Ich hatte sie immer noch nicht angesehen.
    Ste lächelte. »Nein, nein. Keine Angst, Ma. Die arme Lucy ist vor ihren Wettkämpfen heute bloß ein bisschen nervös. Der Fettkloß Paul hat ihr gestern einen dummen Streich gespielt, und sie war ganz aufgebracht, als sie mir davon erzählt hat. Echt verständlich. Sie musste bloß mal Dampf ablassen, damit sie sich aufs Schwimmfest konzentrieren kann, aber das wird schon wieder. Macht mir nichts aus, wenn sie bei mir ihrem Ärger Luft macht – solange es ihr hilft, vor den Wettkämpfen wieder einen klaren Kopf zu bekommen.«
    »Ach, sie ist so ein nettes Mädchen, Ste. Ihr beide habt einander verdient.«
    Fast wäre ich an meinen Cornflakes erstickt.
    Ste stürzte seinen Orangensaft hinunter und stand auf. »Egal. Der Stevenator kauft Lucy jetzt ein Geschenk, weil sie heute alles gewinnt. Mikey, gib dein Bestes und sag mir Bescheid, wie’s bei dir gelaufen ist, okay? Das will ich unbedingt wissen.«
    Mir gefiel nicht, wie er mir beim Rausgehen zuzwinkerte. Ich habe bereits geschildert, was ein Zwinkern bedeuten kann. Das hier war eindeutig das Zwinkern eines Schurken in einem Film, der seinem Opfer zeigen will, dass er einen geheimen, bösen Plan hat.
    Das Gilde-Schwimmfest
    Unter meinem Bademantel zitternd, saß ich um ein Uhr im Schwimmbad am Beckenrand. Die Galerie war brechend voll. Irgendwo in der Menge saß Mum. Ich hatte nicht zu ihr raufgeschaut, doch zum Glück wusste ich, dass sie bekleidet war. Beim Hineingehen hatten sich ein paar Leute mit den Ellbogen angestoßen und über sie getuschelt. Leider vergrößerte sich ihr Ruhm zusehends, und obendrein aus den falschen Gründen.
    Am Beckenrand saßen Schwimmer aller Altersgruppen aus unserem Verein. Ich

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