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Das peinlichste Jahr meines Lebens

Das peinlichste Jahr meines Lebens

Titel: Das peinlichste Jahr meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lowery
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ab.
    MS : Genau.
    [Fünfsekündige Pause]
    Chas: Ha ha. Sehr gut.
    [Zehnsekündige Pause]
    MS : Tut mir leid, dass ich Sie letztes Mal aus der Fassung gebracht habe. Das wollte ich nicht. Ich hatte bloß das Gefühl …
    Chas: Unsinn, Michael. Du hattest recht. Ich habe mich …
    [Dreisekündige Pause)
    MS : … krampfhaft bemüht?
    Chas: Nein. Doch, schon. Aber … schau mal. Ich arbeite ständig mit jungen Typen – tut mir leid,
Leuten
 – wie dir. Ich bemühe mich immer … mit ihnen klarzukommen. Mit ihnen auf Augenhöhe zu sein, ihnen in den Kopf zu blicken, kapiert? Ich meine, verstehst du?
    MS : Voll und ganz.
    Chas: Vielleicht war es nicht die richtige Herangehensweise. Du hast mir gezeigt, dass ich mich nicht so …
    [Dreisekündige Pause]
    MS : … seltsam benehmen muss?
    Chas: Falsch. Ich meine, ich kann das Leben ja trotzdem als Party betrachten, oder? Ich muss bloß auch professionell sein. Mich vielleicht öfter meinem Alter gemäß benehmen. Es kommt der Tag, an dem man sein Skateboard für immer an den Nagel hängen sollte. Stimmt das nicht, Miss O. M.? Wenn man in unser Alter kommt, muss man den Tatsachen ins Auge blicken – man kann doch nicht ewig achtzehn sein wollen.
    POM :
Unser
Alter? Ich glaube, ich bin ein paar Jahre jünger als Sie.
    MS : Ja. Schätzungsweise mindestens neunzehn Jahre. Als ich Sie zum ersten Mal sah, Chas, dachte ich, Sie wären Miss O’Malleys Dad.
    Chas: Das ist ziemlich …
    [Dreizehnsekündige Pause]
    ( MS und POM brechen beide in Gelächter aus)
    POM : Ach, Michael. Du bist wirklich frech.
    MS : Ich bin nicht frech. Ich … wie würden Sie das ausdrücken? Äh … ich nehme sie bloß auf den Arm, Chas. Eigentlich sehen Sie bloß ungefähr acht Jahre älter aus als Miss O’Malley.
    Chas: Vielen Dank. Also, ich freue mich, dass du inzwischen bessere Laune hast. Bei euch zu Hause ist es anscheinend besser geworden.
    [Fünfsekündige Pause]
    MS : Ja, eigentlich schon. Ich habe einen Kompromiss geschlossen. Ich wohne immer noch in dem Zelt, aber es steht jetzt nicht mehr im Garten, sondern in meinem Zimmer. Es war da draußen furchtbar kalt geworden. Ich meine, wir haben Oktober und ich bin sehr anfällig für Erkältungen.
    Chas: (kichert) Na ja, das scheint mir ein Anfang zu sein. Und deine Familie?
    MS : Ich habe neulich mit Mum das erste Mal seit dem Fackelumzug gesprochen, und es war okay. Ich meine, ich habe sie bloß gefragt, wo meine Fleecejacke ist, aber wir haben uns wenigstens nicht gestritten. Die Polizei hat die Sache fallen lassen, sie muss also nicht ins Gefängnis. Das ist gut.
    Chas: Ja. Ja, das stimmt. Michael, ich bin sehr glücklich. Du scheinst langsam deinen Platz zu finden. Ich muss dich etwas fragen, das dir vielleicht nicht gefällt, aber ich halte es für sehr wichtig. Und ich glaube, jetzt ist dafür der richtige Augenblick.
    MS : Was denn?
    POM : Eigentlich ist es nicht so schlimm.
    Chas: Ich finde, du hast große Fortschritte gemacht. Du bist offenbar fast am Ziel. Bei euch zu Hause scheint sich die Lage zu entspannen. Aber ich glaube immer noch, dass du, um dich in deiner Haut wohlzufühlen, dahinterkommen musst, warum dich diese ganze Sache mit der Nacktheit so gestört hat. Warum du dich so in die Enge getrieben gefühlt hast. Warum du deinen Bruder nicht ausstehen kannst. Warum es dir so viel ausmacht, wenn dich jemand ansieht. Warum du so besessen bist von Ordnung und Kontrolle. Verstehst du?
    MS : Ja, ich glaube schon.
    Chas: Ich glaube immer noch, dass es etwas mit diesem Vorfall mit dem Esel zu tun hat … nein, Michael, ich weiß, dass du nicht darüber reden willst, aber genau deshalb halte ich es für so wichtig. Wir müssen dich von dieser Last befreien. Ich weiß, wie du über »Freiheit« denkst, aber nach meiner fachlichen Einschätzung schleppst du etwas mit dir herum, das in deiner Vergangenheit liegt. Du verhältst dich so, weil irgendwann mal etwas Schlimmes passiert ist.
    MS : Stimmt.
    Chas: Deshalb würde ich gern eine Regressionstherapie ausprobieren.
    MS : Re-was?
    Chas: Ich helfe dir, dich zu entspannen, und dann durchkämmen wir deine Erinnerungen und spielen die, die wir suchen, noch mal in deinem Kopf ab, als würden wir einen alten Film auswählen und ihn uns anschauen. Das wird uns helfen herauszufinden, warum dir diese eine Erinnerung solche Qualen bereitet. Danach kannst du deine Probleme hoffentlich lösen.
    MS : Sie wollen mich hypnotisieren?
    Chas: Äh, na ja. Ich würde es nicht so

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