Das Perlenmaedchen
spürte, wie sich seine Männlichkeit gegen seinen Lendenschurz drängte. Am liebsten wäre sie zu den Wolken geflogen und hätte ihre Freude in das Weltall geschrien. Das Ziehen in ihrem Körper wurde immer stärker.
Als sie den Hanfstrick löste, der seinen Jaguarschwanz zusammenhielt, und ihm sein langes schwarzes Haar über die Schulter und den Rücken hinunterrieselte, schnappte Tonina nach Luft. Wie wild und ungebändigt er jetzt aussah!
Wie zwei Rasende zerrten sie gegenseitig an ihrer Kleidung. Ohne die Lippen vom anderen zu lösen, machten sich ihre Hände an Knoten und Gurtbändern zu schaffen, danach gierend, Haut an Haut zu spüren. Tonina winkelte ein Knie an und glitt mit dem Bein auf Chacs kräftigen Schenkel. Seine Hand strich zwischen ihre Beine, ertastete Hitze und Feuchtigkeit.
Tonina sank ins Gras, zog ihn mit sich hinunter, wollte sein Gewicht, den Druck und die Erregung seines muskelgestählten Körpers auf ihrem spüren.
Chac begrub sie unter sich, küsste sie gierig, schob ihren Rock nach oben. Tonina schloss voller Lust die Augen. Ja, jubelte sie innerlich. Ja …
Er stützte sich auf den Ellbogen, betrachtete im Mondlicht ihr Gesicht. Morgen, sagte er sich, ab morgen ist Schluss mit der Bemalung.
Sie schlug die Augen auf, lächelte. »Nicht aufhören«, wisperte sie ihm zu.
Seine Hand glitt zu ihrer Taille, um ihr den Rock abzustreifen. Als er die dünne Hanfschnur oberhalb ihrer Hüften spürte – den Gürtel aus den Gehäusen der Kaurischnecke, um dessen Bedeutung Chac wusste – hielt er inne.
»Tonina«, flüsterte er heiser, »du warst noch nie mit einem Mann zusammen?« »Nein … «
Er stöhnte auf. Seine Finger fuhren den Keuschheitsgürtel entlang, er wollte ihn zerreißen und in sie eindringen, sich ganz in diesem hinreißenden Wesen verlieren. Als Tonina die Schenkel spreizte, war ihm, als müsse er seinen Protest zum Himmel hinaufschreien. Abermals stöhnte er auf, um sich dann mühsam aufzurichten.
Er durfte Tonina nicht entehren.
Ihr fragender Blick erfüllte ihn mit Schmerz und Frustration. Aber das Gesetz war stärker als sein Begehren.
Nicht mehr lange, sagte er sich und strich ihr übers Haar, fuhr mit einer Fingerspitze die Linie ihres Kinns nach, nahm den Pulsschlag an ihrer Kehle wahr. Von hier bis Mayapán verläuft durchgehend eine Weiße Straße, überwacht von Soldaten der örtlichen Häuptlinge und ohne dass wir es mit irgendeinem Gebirge zu tun bekommen. In zwanzig Tagen können wir in Mayapán sein, und dort kann ich im Tempel von Kukulcán mein Opfer darbringen und meine Trauerzeit beenden. Bis ich mich wieder den Freuden des Lebens hingebe, muss ich sowohl Paluma wie auch Tonina meinen Respekt erweisen.
Er küsste sie zart und innig auf die Lippen, die Brauen, dann unterhalb ihrer Ohrläppchen. »Wir müssen uns noch ein wenig gedulden«, sagte er, auch wenn er am liebsten den strengen Ehrenkodex missachtet hätte, an den er sich stets gehalten hatte. Aber Tonina war noch Jungfrau, und nach Gesetz und Gepflogenheiten der Maya durfte er sie nur besitzen, wenn sie verheiratet waren. »Wir brechen gleich morgen früh auf, und sobald wir in Mayapán sind, begebe ich mich in den Tempel des … «
»Mayapán?«
»Meine Reise ist zu Ende, Tonina. Ich kann jetzt den Rückweg antreten.«
Sie starrte ihn an, und was er einst gesagt hatte, hallte in ihr wider: »Ich gehe nach Teotihuacán, und du musst mich begleiten.« Er war eben nur auf sich selbst und seine Bedürfnisse bedacht. »Meine Reise ist nicht zu Ende«, sagte sie unendlich enttäuscht. Sie strich ihre Kleidung glatt und kam irgendwie wieder auf die Beine. »Warum musst du nach Mayapán?«, fragte sie, obwohl sie die Antwort bereits kannte – und fürchtete.
Chac stand auf und sah sie an. »Tonina, seit Balám mir von der Vereinigung erzählte, weißt du, dass ich zurück muss. Mord muss geahndet werden. Das ist ein Gebot der Ehre.«
»Ich dachte, du hättest … «
»Mich anders besonnen?« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe mich darauf konzentriert, Palumas Seele wieder auferstehen zu lassen. Nachdem dies erledigt ist, muss ich die andere Hälfte meiner Verpflichtung angehen. Ich darf nicht eher ruhen, als bis die Mörder meiner Frau für ihr Verbrechen zur Rechenschaft gezogen worden sind.« Und er schloss: »Aber, Tonina, du und ich werden in Mayapán heiraten. Bis dahin dauert es nur noch kurze Zeit.«
Lange schwieg sie, während die Wolken weiterhin mit dem Mondlicht ihr Spielchen
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