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Das Perlenmaedchen

Das Perlenmaedchen

Titel: Das Perlenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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als seien tausend Lasten von mir abgefallen.«
    Verzaubert von seiner Berührung, von der Glut seiner Leidenschaft, stand sie unbeweglich da.
    »Ich möchte … «, hob er an, vermochte jedoch nicht weiterzusprechen. Nie gekannte Emotionen überschwemmten ihn, eine Freude, wie er sie noch nie verspürt hatte, eine Hochstimmung, die ihm Flügel zu verleihen schien, und der spontane Wunsch, Tonina seine Dankbarkeit zu bezeugen.
    Er löste sich von ihr, sah sich nach allen Seiten auf der vom Mondlicht erhellten sattgrünen Lichtung um. Wo waren die Schätze, die er ihr zu Füßen legen konnte? Er dachte an die Reichtümer in seiner Villa in Mayapán – Halsketten aus Jade, Armbänder aus Bernstein, Ohrringe aus Gold – und wie gern er das alles hier und jetzt auftürmen würde.
    Sein Blick fiel auf den Tümpel mit dem Wasserfall. Ich möchte ihr das Meer schenken. Sämtliche Ozeane möchte ich ihr schenken.
    Als er das hochgewachsene Mädchen anschaute, das er einstmals als Strafe der Götter erachtet hatte, das ovale Gesicht, die schmale Nase und das mit einer Unmenge winziger Muscheln und Perlen durchwobene Haar, machten seine Erleichterung, sein Überschwang und seine unendliche Dankbarkeit weiteren Gefühlen Platz.
    Er begriff, was sich ihm eröffnete, jetzt, da Paluma gerettet und er frei war.
    Paluma würde für immer einen besonderen Platz in seinem Herzen innehaben. Er würde sie und die Erinnerung an sie auf ewig in Ehren halten. Aber sie war jetzt bei den Göttern.
    Tonina dagegen war hier.
    Die feuchte Luft war gesättigt mit duftenden Aromen. Exotische Blumen prangten an erdwärts geneigten Stängeln, Blütenblätter reckten sich weit geöffnet dem Mondlicht entgegen. Heftiges Begehren durchfuhr Chacs Körper. So lange schon unterdrückte er seine wachsende Zuneigung für das Mädchen, dass ihn jetzt, da er sich keine Zurückhaltung mehr aufzuerlegen brauchte, das sexuelle Verlangen wie ein wuchtiger Schlag traf.
    Er wollte Tonina besitzen.
    Tonina spürte, wie sich die Atmosphäre veränderte. Chacs dunkle Augen, die auf ihr ruhten, waren wie eine warme, salzige Strömung. Es kam ihr vor, als würde sie mit ihm in einer sonnenwarmen Lagune schwimmen, zwischen friedlichen Fischen und Korallen. Ihr Herz raste. Nie gekannte Gefühle wurden in ihr wach – körperliche Gefühle, ein süßer Schmerz, der qualvoll und köstlich zugleich war.
    Sie wusste, dass er Paluma nie vergessen würde, aber sie stand nicht mehr zwischen ihnen. Sie war ein Geist und bei den Göttern, während sie, Tonina, mit beiden Beinen in der Welt stand, die so reich an Gefühlen und irdischen Freuden war.
    Als er auf sie zukam, stockte ihr der Atem, und sie meinte, ihr Herz würde stillstehen.
    »Ich bin überwältigt von dem Wunder«, murmelte er, umfasste ihre Wangen, schaute ihr ins Gesicht.
    »Wunder?«, hauchte sie atemlos, verlor sich in seinen Blicken, in der Wärme seiner Hände auf ihrem Gesicht.
    »Damals, als ich nach Hause kam und Paluma tot vorfand … Wenn du, Tonina, die du so erschüttert von meinem Kummer warst, mich nicht belogen, mir nicht gesagt hättest, dass sie sofort tot war – wenn du in jener Nacht die Wahrheit gesagt hättest, Tonina –, hätte ich nicht die Götter verflucht. Ich wäre nicht verhaftet und dazu verurteilt worden, im Kalksandsteintrichter geopfert zu werden. Ich hätte über dem Leichnam meiner Frau getrauert, hätte an ihrer Beisetzung teilgenommen, und du hättest Mayapán ein für alle Mal verlassen. Einzig und allein weil du damals Mitleid mit mir hattest, sind wir heute Nacht hier, an diesem fremden Ort, in einer anderen Welt als der, die wir bislang kannten, zwei Menschen, die sich von denen unterscheiden, die sie einmal waren.«
    Er neigte den Kopf und küsste sie sanft auf die Stirn, die Wangen, den Mund. Als Tonina die Lippen öffnete, wurde aus dem sanften Kuss ein stürmischer. Chac schloss das Mädchen fest in die Arme, Tonina presste die Finger in seinen Nacken, klammerte sich an ihn, während die feuchte Nacht sie beide einhüllte. Chac konnte Tonina nicht fest genug an sich pressen. Sie stöhnte auf. Der Geruch von Erde und üppigem Grün stieg zu ihnen hoch. Der plätschernde Wasserfall hörte sich wie süße Musik an.
    Seine Hand fuhr durch ihr mit Muscheln durchwobenes Haar. Tonina vergrub die Finger in seinen harten Rücken, spürte vernarbte Wunden und Muskelknoten. Chac tastete sich unter die baumwollene Tunika, zu einem weichen Busen mit harter Brustwarze. Tonina

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