Das Perlenmaedchen
durch kreisende Bewegungen. Sie reckte sich ihm entgegen. Chacs Penis in ihrer Hand fühlte sich heiß und glatt an, als sie ihn in sich einführte; sie selbst fühlte sich wie auf eine warme Meeresströmung emporgehoben.
Der gleichmäßige Rhythmus war schiere Ekstase. Sie schloss die Augen und lieferte sich ganz Chac aus. Sie spürte seine Küsse auf ihrem Gesicht, auf ihrem Hals, spürte seine Hände auf ihren Brüsten, als er die Brustwarzen umspielte, spürte ihn daran saugen, und eine Welle der Lust durchlief ihren Körper. Als sie zum Höhepunkt kam, erschrak sie. Sie keuchte und riss die Augen auf.
Chac sah sie an, sah entzückt in ihr verklärtes Gesicht, spürte, wie ihr Körper erschauerte, wieder und wieder. Er genoss ihre Ekstase, bis er schließlich tief aufstöhnte und sich in ihr ergoss.
Sie vernahmen den Ruf einer Eule, atmeten den Duft der Tannen ein. Aber all dies existierte nicht länger. Chac und Tonina waren wieder auf dem Marktplatz von Mayapán, ihre Blicke begegneten sich über die Menge hinweg, durch den aufsteigenden Qualm der Lagerfeuer sahen sie sich zum ersten Mal, und in ihnen erwachte die Ahnung, dass sie füreinander bestimmt waren.
Es war noch dunkel, als Tonina wach wurde und merkte, dass Chac sie anschaute und dabei lächelte.
Sie zog seinen Kopf zu sich herunter, küsste ihn lange und innig. Dann richtete sie sich auf. Ihre Brüste, über die ihr langes Haar fiel, schmerzten. Sie musste Tenoch stillen. Aber dann fiel ihr ein, dass Ixchel ihr versichert hatte, eine der anderen stillenden Mütter würde dies übernehmen.
Ein Vollmond zog über den Nachthimmel, warf Licht in die einfache Unterkunft, die nicht viel mehr war als ein paar Äste, die gegen einen dicken Baum gestemmt waren. Genüsslich überließ sich Tonina der Betrachtung von Chacs athletischem Körper, der im Mondlicht silbern schimmerte. Sie sah die Narbe an seinem Schenkel, dachte an die Wunde, die er sich zugezogen hatte, als er ihr während des Hurrikans in Copán das Leben gerettet hatte. Wie lange schien das her zu sein!
Dann schaute sie ihm in die Augen, gab ihm damit zu verstehen, dass es sie abermals nach ihm verlangte. Erst aber musste sie loswerden, was ihr auf dem Herzen lag. »Chac, es ist mein Auftrag, die Höhlen von Aztlán zu finden.«
»Ich weiß.« Er strich ihr eine Haarsträhne von der Wange.
»Im Buch der tausend Geheimnisse hat meine Mutter die Geschichte meines Vaters festgehalten und um ihre eigene ergänzt. Sie schrieb auf, was er ihr von seinem Volk erzählt hatte: einst war es unterjocht worden, in einem Königreich, das sich Ort der Mitte nannte und weit im Norden lag, in einem von Canyons und Tafelbergen durchzogenen Land. Dann streiften sie die Fesseln der Sklaverei ab und wurden von einer legendären Stammesmutter namens Hoshi’tiwa in die Freiheit geführt. Diese war von den Göttern dazu bestimmt, eine Heimat für ihr Volk zu finden, um es auf die Rückkehr von Pahana vorzubereiten, den bärtigen weißen Bruder, den sie ›verirrt‹ nannten. Und jetzt fällt es meiner Mutter und auch mir zu, Aztlán, unsere Heimat zu finden, damit wir Vorbereitungen für die Rückkehr von Pahana-Quetzalcoatl treffen können.«
»Auch das weiß ich«, sagte er leise. »Und ich werde dich und deine Leute wie versprochen nach Amecameca führen. Ich kenne mich im Tal aus. Während der Monate, in denen ich hier nach dir suchte, habe ich viele Freunde gewonnen. Ich werde alles tun, damit deine Leute ungehindert zu den Höhlen gelangen.«
»Und danach?« Beklommen wartete sie seine Antwort ab.
»Danach mache ich mich auf die Suche nach Balám.«
»Bitte nicht.« Ihre Kehle war wie zugeschnürt, sie konnte nur flüstern. Genau dies hatte sie befürchtet. Sie würde ihn verlieren, weil er nach Rache trachtete.
»Ich muss ihn finden, Tonina. Und wenn ich ihn umbringe, wird es kein schneller Tod sein. Er soll sich quälen und schließlich um sein Ende betteln.«
»Chac, lass ab davon. Ich denke nicht einmal mehr an Balám. Wenn ich vergessen kann, was er getan hat, warum nicht auch du?«
Er umschlang ihre Schultern. »Liebste, du musst die Höhlen von Aztlán finden, das ist dein tonali. Und ich muss Balám finden, das ist mein tonali. Es ist der Willen der Götter.«
»Ich möchte aber nicht, dass du meinetwegen Rache übst. Ich möchte nicht, dass du diesen Weg gehst.«
Er küsste sie und strich ihr über das Haar. »Liebes, so einfach ist das nicht. Dies wurde vor langer Zeit bestimmt,
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