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Das Perlenmaedchen

Das Perlenmaedchen

Titel: Das Perlenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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zweites Mal, diesmal mit dem anderen Ellbogen, traf und ihn an die steinerne Mauer schoss, von wo er im spitzen Winkel abprallte und abermals durch den Reifen flog.
    Die Menge explodierte. Ein Wunder! Noch nie hatte jemand den Ball zweimal hintereinander durch das steinerne Rund befördert.
    Unbeschreiblicher Jubel brandete auf. Das Spielfeld wurde von begeisterten Zuschauern gestürmt. Wie eine Flutwelle strömten sie auf das aufgewühlte Spielfeld, rissen Spieler und Priester mit sich, hoben Chac und Balám unter Hochrufen auf die Schultern.
    Die beiden Helden lächelten nicht. Aber niemand nahm Notiz davon. Chac war traurig, Balám zutiefst entsetzt. Beide wussten, was jetzt kommen würde. Sie hatten es bei anderen erlebt. Baláms Welt drohte einzustürzen. Er war drauf und dran, alles zu verlieren, und wenn es erst einmal mit seinem Heldenstatus vorbei war, drohte ihm unauslöschliche Schande.
    Eigens dafür abgestellte Wachposten umringten die Familien der Siegermannschaft, um sie von fanatischen Anhängern abzuschirmen. Der Zwerg, unversehens ein reicher Mann, konnte nur noch ein fassungsloses »Großer Lokono!« ausstoßen.
    Yaxche erhob sich von ihren Schemeln und bedachte Paluma, die den Extrabecher kawkaw noch nicht geleert hatte, mit einem maliziösen Lächeln. Es würde sich schon noch eine Gelegenheit ergeben, beschwichtigte sie sich, entschlossen, die Wahrsagerin in ihr Haus zu holen. Dann wandte sie sich ihrem heldenhaften Ehemann zu, der auf den Schultern seiner Anhänger eine Ehrenrunde absolvierte. Wenn sie während des Spiels über seinen laschen Einsatz besorgt gewesen war, erkannte sie jetzt, dass er das nur zum Schein getan hatte. Er und Chac mussten dieses umwerfende Finale Zug um Zug abgesprochen haben. Eine kluge Idee war das gewesen, die Begeisterung der Zuschauer kannte keine Grenzen. Sie waren bestens unterhalten worden, Prinz Balám würde mehr denn je vergöttert werden, war auch reicher geworden, denn soweit Yaxche wusste, hatte er eine hohe Summe auf den Sieg seiner Mannschaft gesetzt. Ab sofort gab es nichts, was er Yaxche abschlagen würde.
    Nicht zuletzt würde das Mädchen mit dem Becher der Prophezeiung morgen ihr gehören.
    Auch wenn die Anhänger anderer Spieler aus Mayapán ihre Idole ebenfalls auf die Schultern hoben, folgten die meisten doch Chac und Balám, als sie unter ohrenbetäubendem Beifall im Triumphzug durch die Straßen getragen wurden – von Männern, die das Glück gehabt hatten, ausgelost worden zu sein. Bei Chac handelte es sich um Mitglieder eines exklusiven Vereins, der sich die Neun Brüder nannte und sich für Ballspiele und Spitzenspieler begeisterte. Sie trugen die Farben von Mayapán und sangen ein eigens auf das Spiel, das Feld, den Ball und den Gewinner ausgerichtetes Lied.
    Chacs Triumphzug nahm den Weg zu Palumas Villa, Baláms Gruppe schlug die Richtung zu dessen Villa ein, wo eine Feier stattfinden sollte. Als jedoch die lärmende Prozession in die schmale Straße einbog, versperrten Wachen den Weg. Das Tor in Baláms hoher Mauer stand offen, Männer, bepackt mit Keramiken, Arbeiten von Bildhauern, Wandteppichen, kamen heraus.
    Protestgeschrei erhob sich, aber Balám hieß die Menge schweigen. Man setzte ihn ab und sah sprachlos zu, wie er auf einen augenscheinlich wichtigen Mann, der sich mit einem Kassenbuch beschäftigte, zuging. »Was soll das?«, bellte er ihn an, obwohl er es sehr wohl wusste und damit gerechnet hatte, dies aber vor Hunderten von Bewunderern zu überspielen suchte.
    Der blaugewandete Amtsdiener würdigte ihn kaum eines Blicks. »Wir treiben die Schulden ein«, sagte er lediglich.
    Jetzt sah Balám den Mann mit den schweren Augenlidern, den Obersten der Vereinigung, unweit der Mauer stehen. »Gebt mir Zeit«, sagte er leise zu dem Mann mit dem unbeweglichen Gesicht. »Ich kann alles begleichen!«
    Er erhielt keine Antwort. Stattdessen wurden weiterhin wertvolle Gegenstände aus dem Anwesen herausgeschafft.
    »Was geht hier vor?«, ließ sich eine allseits bekannte Stimme vernehmen. Die Menge teilte sich, um Yaxche durchzulassen. Sie zwängte sich an den Gaffern vorbei und schritt auf das Tor zu, durch das gerade eine Holztruhe mit Kleidung, Sandalen und Kopfputz geschleppt wurde. Wütend versetzte Yaxche dem erstbesten Mann, der an ihr vorbeikam, einen derartigen Stoß, dass er das Gleichgewicht verlor und hinfiel.
    Sofort umzingelten Wachposten die empörte Frau, packten sie an den fleischigen Armen. »Wie könnt ihr es

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