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Das Perlenmaedchen

Das Perlenmaedchen

Titel: Das Perlenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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einem aus Schlangen zusammengefügten Floß in See stach, um über das östliche Meer zu fahren, hatte er versprochen, eines Tages zurückzukehren. Dann würde ein Zeitalter des Friedens und der Harmonie anbrechen. Zu ihm betete Paluma jetzt und hoffte, dass der Weihrauch ihr Flehen den erhabenen Ohren der gefiederten Schlange Kukulcan zutrug.
    Auch andere Gottheiten bevölkerten Palumas Schlafzimmer. Auch zu ihnen betete sie, immer wieder innehaltend, um in die Nacht zu lauschen, auf Chacs vertraute Schritte vor ihrer Tür. Aber alles, was sie hörte, war gedämpftes Murmeln draußen im Korridor. Eine Stimme, die auf jemanden einsprach. Paluma hatte die Wahrsagerin gebeten, dort zu schlafen. Das Mädchen war einverstanden gewesen, vorausgesetzt der stumme Jüngling dürfe ihr Gesellschaft leisten. Diese beiden befanden sich also vor der Schlafzimmertür – eine Prophetin und ein verzauberter Knabe – und würden bestimmt böse Geister fernhalten.
    Böse Geister mochten zwar ferngehalten werden, dafür aber kletterte eine andere Art von Dämon in diesem Augenblick über die hintere Mauer und hangelte sich leise in den Garten hinunter. Balám hielt inne, schaute sich um, lauschte. Dann schlich er wie ein Tier in geduckter Haltung auf das schlafende Haus zu. Er wollte kurzen Prozess machen, Kehlen und Brüste aufschlitzen, so viele umbringen, wie er mit dem Messer aus Obsidian, das er gegen sein Jadeamulett eingetauscht hatte, erwischen konnte. Die dünne Frau wollte er sich als Erste vornehmen. Mit Chacs Sohn im Leib schlief sie bestimmt sanft auf ihrer Matte.
    Zu seiner Überraschung sah er jedoch, als er durch eine Hintertür in den Korridor schlüpfte, dass in Palumas Schlafzimmer noch Licht brannte.
    Als die Hausherrin, die gerade dabei war, den Hausgöttern ein Opfer darzubringen, ein Geräusch hörte und einen Schatten an der Wand bemerkte, wollte sie schon um Hilfe rufen, sah dann aber, dass die Umrisse, die sich im flackernden Licht der Öllampen bewegten und immer wieder veränderten, die eines Mannes mit gekrümmtem Rücken waren.
    Ein Buckliger! Die Prophezeiung der Wahrsagerin erfüllte sich. Paluma eilte zur Tür, um den Glück verheißenden Mann einzulassen. Warum er hier war, wusste sie nicht, aber sie war unsagbar glücklich, dass die Weissagungen aus dem Becher wahr wurden, bedeutete dies doch, dass sie tatsächlich einen Sohn erwartete. Sie erschrak, als der gebückt gehende Besucher ins Licht trat. »Balám! Was führt dich denn hierher?« Sie musterte sein elendes Äußeres, den schmutzverkrusteten Körper, das zerzauste Haar. »Chac sucht dich überall. Wo hast du gesteckt? Komm näher, du musst hungrig und durstig sein.«
    Und dann sah sie den Dolch in seiner Hand.
    Sie wich langsam zurück, hob die Hände. »Bitte«, hob sie an. Er stürzte sich auf sie. Die Klinge aus Obsidian blitzte auf. Paluma wollte schreien, aber Baláms Hand hielt ihr den Mund zu. Sie wand sich unter seinem Griff. Die Augen weit aufgerissen vor Angst, sah sie die Waffe auf sich zukommen. Es gelang ihr, den Angreifer in die Hand zu beißen. Balám knurrte auf, das Messer entglitt ihm. Sie entwand sich seinem Griff. Er griff wieder nach ihr, packte sie am Arm. Als sie versuchte, sich zu befreien, versetzte er ihr einen heftigen Stoß in den Magen. Sie knickte, ihren Leib umfassend, zusammen, taumelte, stolperte, während Balám das Messer suchte, über eine ausladende Urne, die mit lautem Getöse auf dem Boden zerschellte.
    »Herrin?«, hörte man jemanden jenseits der Türöffnung rufen. »Ist alles in Ordnung mit Euch?«
    Verdattert wandte sich Balám der Tür zu. Als die Stimme abermals rief, suchte er das Weite.
    Tonina schob den Türvorhang zur Seite. Als sie Paluma zusammengekrümmt auf dem Boden liegen sah, gab sie Tapferem Adler zu verstehen, dass es einen Unfall gegeben habe und er Hilfe holen solle, und eilte dann zu Paluma, um ihr beizustehen.
    Paluma konnte sich vor Schmerzen nicht bewegen.
    Und dann sah Tonina, dass sie blutete.
    »Hilf mir«, stöhnte Paluma. »Ich verliere mein Kind … «
    Balám hatte das Haus nicht verlassen, sondern sich in der Nähe versteckt. Er bekam mit, wie Tonina um Hilfe schrie und sich dann hinkniete, um Palumas Kopf auf ihren Schoß zu betten.
    Paluma bemühte sich krampfhaft, etwas zu sagen.
    »Ich verstehe nicht«, klagte Tonina.
    Wieder flüsterte Paluma etwas, mit gepresster, stockender Stimme.
    Tonina verstand nur ein Wort: k’iinaam, was, wie sie wusste, der

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