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Das Pest-Gewölbe

Das Pest-Gewölbe

Titel: Das Pest-Gewölbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schlafzimmer. In diesem Raun kleidete sich die Dame des Hauses auch an, und sie konnte, wenn sie wollte, arbeiten, denn ein kleiner, sehr wertvoll aussehender Sekretär stand bereit.
    Er interessierte mich natürlich. Ich blieb vor ihm stehen, und meine Neugierde machte sich bezahlt.
    In einem Fach des Schreibtisches entdeckte ich teures Büttenpapier mit einem goldenen Namensaufdruck darauf.
    Vivian Greyson…
    »Ach nein«, flüsterte ich. Sicherlich nicht aus reinem Zufall war ich bei den Greysons gelandet. Hier gab es eine Verbindung zwischen dem Pest-Gewölbe, dem Stand des Verlags und diesem Haus. Die Gründe mochten auf der Hand liegen, aber ich kannte oder sah sie nicht. Ich bewegte mich noch zu sehr außen vor.
    Vivian Greyson also.
    Hatte man sie in ihrem Bad gefunden? Ihr Mann lag bereits im Koma, aber was war mit ihr?
    Es standen noch zu viele Fragen offen, als daß ich mich schon an Antworten herangetraut hätte. Das hier war im Augenblick nicht meine Welt, die Lösung würde ich mit ziemlicher Sicherheit nur in diesem Pest-Gewölbe finden, wobei ich nur hoffen konnte, daß ich mich auf dem Rückweg nicht verlief.
    Das Haus des Verlegers durchsuchte ich nicht. Ich ging zurück ins Bad, aber noch nicht auf den Spiegel zu, denn etwas hatte mich irritiert. Beim ersten Durchsuchen hatte ich es nicht gesehen. Wer immer sich auch hier aufgehalten hatte, er hatte dieses Fundstück ebenfalls übersehen, vielleicht deshalb, weil es unter einen Hocker gerutscht war.
    Ich trat näher, bückte mich und merkte, wie mein Herz schneller anfing zu schlagen.
    In der Kehle saß plötzlich ein Kloß. Ich streckte den Arm und die Hand aus und griff nach dem Tuch.
    Tuch?
    Das war kein Tuch, denn ein Tuch fühlte sich anders an. Was ich in der Hand hielt, war Haut, die Haut eines Menschen…
    ***
    Ich war einfach nicht mehr in der Lage zu denken. Ohne daß ich es eigentlich wollte, zog ich die Haut unter dem Schemel hervor und breitete einen Teil davon vor meinen Knien aus.
    Es gab keinen Zweifel. Hier hatte sich jemand mehr oder weniger freiwillig gehäutet.
    Sie war sogar noch zu riechen, denn mir strömte der Duft eines Badesalzes entgegen. Dennoch kam ich mir vor wie jemand, der an einem alten Grab roch. Ich konnte nicht mehr, stand auf und drehte mich um. Die Haut ließ ich liegen.
    Eines stand fest.
    Es war die Haut einer Frau gewesen, und ich glaubte nicht mehr daran, daß der Körperabdruck an der Tür Vivian Greyson gezeigt hatte. Da mußte etwas anderes passiert sein. Da ich mich im Haus der Greysons befand, konnte es ebensogut Ronald sein, ein Mann, der noch im Koma lag.
    Der Spiegel über dem Waschbecken erweckte wieder meine Aufmerksamkeit. Ich betrachtete mich darin und sah mich so, wie ich mich sehen mußte. Das gefiel mir nicht, denn es konnte durchaus sein, daß dieser Spiegel nur von einer Seite her ein magisches Tor geworden und hier völlig normal war.
    Ich ging wieder auf das Waschbecken zu. Ein kurzes Aufstützen mit beiden Händen, dann schwang ich die Beine hoch, stand wieder im Waschbecken und drückte meinen Körper gegen den Spiegel.
    Ich faßte ihn an – und…
    Mein Herz schlug schneller. Plötzlich fürchtete ich, verloren zu haben, dann tat der Spiegel seine ›Pflicht‹.
    Anders als im Gewölbe merkte ich dieses Saugen an meiner Hand. Sie war plötzlich verschwunden, kurz danach auch mein Gelenk, und bevor ich mich versah, geriet auch mein Körper in diesen unerklärlichen magischen Sog. Der Spiegel schluckte mich.
    Die andere Seite, de dunkle und gefährliche, eröffnete sich mir, und ich sah, daß alles anders geworden war.
    Leider nicht besser…
    ***
    Die drei jungen Mämer hatten die Antwort verstanden, und keiner von ihnen glaubte an einen Witz. Keiner von ihnen erkannte in den beiden Gestalten Wilma Oehler oder Janina Leschborn, das waren völlig fremde Personen, falls dieser Begriff überhaupt zutraf, denn das Wort Monster hätte viel besser gepaßt. Das waren Fremde, die in der stockigen Finsternis umherirrten wie zwei mit Metall gefüllte Geister, so ungewöhnlich kamen sie ihnen vor. Da war nur das Aussehen, das sie noch als Menschen anzeigte. Es fehlte die Kleidung, es fehlten die Haare, denn die Köpfe waren kahl und auch seltsam rund.
    Diese beiden Personen hatten hier die Macht, und deshalb klangen die Worte auch so glaubwürdig.
    Eure Mörderinnen!
    Wie sich das angehört hatte. Die kalte Stimme oder die kalten Stimmen, möglicherweise hatten auch beide zugleich gesprochen.

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