Das Pest-Gewölbe
juckte es in den Fingern, sein Feuerzeug zu ziehen, um zumindest die Umgebung auszuleuchten.
Es war nicht mehr nötig.
Vor ihnen, in der schwammigen Dunkelheit, entdeckten sie etwas Helles, das sich bewegte. Sie dachten zuerst daran, daß es ein Licht sein konnte, das aber war es nicht.
Es war ein ziemlich breiter und heller Schatten, der sich durch die Dunkelheit bewegte und genau auf sie zukam, als hätte er sie sich als Ziel ausgesucht.
Der Schatten zischelte noch immer, bis sie gemeinsam feststellten, daß es kein Zischen war, sondern ein Flüstern, doch was gesagt wurde, verstanden sie nicht.
Sie warteten.
Jede Sekunde füllte sich für die drei jungen Männer mit einer unerträglichen Spannung. Uli Wolters merkte kaum, daß er mit seiner Hand die Kleidung seines Nachbarn Stefan festhielt. Er hatte seine Finger in den Stoff geklammert, als könnte er dort Halt finden.
Die hellen Schatten blieben stehen.
Sie waren von den drei Besuchern so weit entfernt, daß diese sie deutlicher ausmachten und dabei auch erkannten, daß nicht ekle Person vor ihnen stand, sondern zwei.
Zwei Gestalten.
Menschen?
Ja und nein. Jedenfalls waren es nicht Wilma und Janina. Außerdem strahlten sie nicht diesen seltsamen Glanz ab. Aber es waren Menschen.
Deutlich zeichneten sich über den Körpern die Köpfe ab, und sie sahen auch die Beine und Arme.
Eine Gestalt löste sich von der zweiten.
Und sie brachte die Helligkeit mit. Es war eigentlich kein Licht im eigentlichen Sinne, mehr ein diffuser Schein, der sich innerhalb der Finsternis und um die Gestalten herum verteilte.
Ein Schleier!
Allerdings mit einem Menschen in der Mitte, und dieser Mensch konnte sprechen. »Da seid ihr ja…«
Dieser Satz hatte sich angehört, als wären sie von den beiden Personen schon lange gesucht worden.
»Und ihr?« hauchte Uli Wolters. »Wo kommt ihr her…?«
»Wir wollen zu euch.«
»Aber wer seid ihr denn?« Ulis Stimme klang zitternd.
»Eure Mörderinnen…«
***
Träumte ich, war ich wach?
Ich kam im ersten Moment nicht damit zurecht, die Überraschung war einfach zu groß gewesen. Auf der einen Seite die pechschwarze Finsternis des Gewölbes, auf der anderen die strahlende Helligkeit eines luxuriösen Badezimmers.
Ich sackte mit dem rechten Bein nach unten, hatte für einen Moment das Gefühl zu fallen und stellte dann fest, daß ich vom Spiegel aus in ein Waschbecken getreten war. Ich rettete mich mit einem Sprung aus dem Waschbecken und landete auf den glatten Fliesen, wo ich zum Glück nicht ausrutschte.
Es stimmte, es war eine Tatsache, und ich kam nicht daran vorbei. Ich stand tatsächlich in einem mir völlig fremden Luxusbad. Es waren Welten, wie sie verschiedener nicht sein konnten, und ich selbst kam mit ihnen nicht zurecht.
Ich drehte mich, schaute zurück und sah jetzt einen normalen Spiegel vor mir.
Das war nicht zu fassen, aber das Leben hatte mich schon immer mit Überraschungen bedacht. Das gehörte dazu und würde so leicht auch nicht enden.
Ich bewegte mich auf die Tür zu. Schließlich mußte ich wissen, wo ich mich befand, und das würde mir nur durch eine Hausdurchsuchung gelingen.
Ich zog sicherheitshalber die Waffe. Mochte diese Umgebung auch noch so normal sein, tatsächlich aber stand sie mit meiner ungewöhnlichen Reise in einem Zusammenhang, und diesen Grund wollte ich herausfinden.
Ich verließ das Bad auf leisen Schritten und gelangte in das Schlafzimmer einer Frau.
Auch hier war es nicht dunkel, eine Lampe brannte noch und breitete ihren Schein aus.
Daß ich das Zimmer trotzdem nicht betrat, hatte einen anderen Grund.
Dicht an der Türschwelle fielen mir die Kreidestriche auf. Sie waren auf den Boden gemalt worden, und ich brauchte nicht erst zweimal hinzuschauen, um die aufgemalte Gestalt eines Menschen zu sehen.
Hier war möglicherweise ein Mord passiert, und die Spuren hatten die Kollegen von der Mordkommission hinterlassen.
Ein Mord möglicherweise, ein transzendentales Tor – wo gab es da einen Zusammenhang?
Ich übertrat die Schwelle und gelangte in das Schlafzimmer, wo ich ein großes, aber leeres und auch nicht gemachtes Bett sah, denn die Decke war zurückgeschlagen.
Jemand hatte das Bett verlassen, um ins Bad zu gehen, wo dann der verfluchte Mörder gelauert hatte. Auf den ersten Blick zumindest, nur darauf verließ ich mich nicht und machte meine Runde durch das Schlafzimmer. Zudem wellte ich wissen, mit wem ich es zu tun hatte.
Ich befand mich in keinem gewöhnlichen
Weitere Kostenlose Bücher