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Das Pestkind: Roman (German Edition)

Das Pestkind: Roman (German Edition)

Titel: Das Pestkind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Steyer
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Rang.
    Pater Johannes, der im Hof auf die Ankömmlinge gewartet hatte, bedeutete einigen Mönchen, sich um die Pferde der Herrschaften zu kümmern, während Pater Franz vortrat, um den Schweden zu begrüßen.
    »Grüß Gott, Euer Gnaden.« Er neigte kurz seinen Kopf.
    Carl Gustav Wrangel musterte den alten Mönch nur flüchtig.
    »Ich bin nicht hier, um Höflichkeiten auszutauschen«, erwiderte er ruppig. »Zeigt uns lieber, was ihr zu bieten habt.«
    Pater Franz zuckte innerlich zusammen. Trotz der schmucken Fassade und dem durchaus sympathisch erscheinenden Gesicht klang die Stimme schneidend kalt, was ihn für einen Moment erstarren ließ. General Wrangel stellte hier die Regeln auf, sonst niemand. Pater Franz wies mit zittriger Hand auf die Tür hinter sich.
    »Die sehr geehrten Stadträte warten bereits im Refektorium auf Euch.«
    Der General und die drei anderen Männer folgten ihm.
    Im Refektorium würdigte Wrangel die anwesenden Würdenträger Rosenheims keines Blickes. Mit strenger Miene begutachtete er die Wertgegenstände. Absolute Stille herrschte im Raum. Pater Franz’ Herz schlug vor Aufregung bis zum Hals. Zitternd rieb er sich seine feuchten Hände.
    General Wrangel bedeutete einem seiner Begleiter, näher zu treten.
    »Was meint Ihr, Friedrich. Reicht die Menge an Gold und Silber?«
    Friedrich begutachtete die angebotene Ware mit strenger Miene. Claude und Albert standen unterdessen am Fenster. Claude schenkte sich von dem Bier ein, um den Staub der Straße, der ihn im Hals kitzelte, hinunterzuspülen. Bewundernd blickte er in den Becher.
    »Du musst von dem Bier kosten, Albert. Es schmeckt ausgezeichnet. Davon sollten wir unbedingt einige Fässer mitnehmen.«
    Doch Albert antwortete ihm nicht. Er starrte wie gebannt zum Fenster hinaus. Claude folgte neugierig seinem Blick.
    »Was gibt es denn …«
    Er verstummte. Da war sie. Das Mädchen aus der Kirche. Sie saß dort unten, umgeben von Rosen, im Licht der Sonne.
    »Aber das ist doch die Kleine aus der Kirche. Wie kommt die denn hierher? Ich dachte, das wäre ein reines Männerkloster.« Albert antwortete nicht. Er wusste nicht, wie ihm geschah.
    Claude stieß ihm lachend in die Seite.
    »Du bist ja ganz verzaubert. Die Kleine hat es dir aber angetan.« Albert antwortete, ohne den Blick von ihr abzuwenden: »Sieh sie dir doch an, Claude. Sie wirkt wie eine Elfe, zerbrechlich und fein, und doch trägt sie so viel Stärke in sich.« Claude blickte von Albert zu Marianne.
    »Was sie hier wohl tut?«
    »Wer tut hier was?« General Wrangel war hinter die beiden getreten und blickte neugierig aus dem Fenster.
    »Das Mädchen. Wir fragen uns, was sie hier tut.«
    Pater Franz, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte, trat näher.
    »Sie ist mein Mündel, ein Waisenkind. Ihre Eltern, einfacher Landadel aus der Gegend, sind an der Pest verstorben. Seitdem steht sie in der Obhut des Klosters.«
    General Wrangel sah seinen Bruder neugierig an. Selbst er hatte die Veränderung an Albert bemerkt.
    »Die Kleine gefällt dir wohl?«
    »Ich finde sie ganz bezaubernd, mein Bruder.« Albert blickte beschämt zu Boden.
    »Erbt das Kind irgendwelche größeren Besitztümer?«, fragte General Wrangel.
    Eifrig antwortete der Mönch:
    »Aber natürlich. Das Landgut ihrer Eltern wird von uns verwaltet. Es gehören einige Hektar Wald und Felder sowie eine eigene Imkerei dazu. Nur leider konnten wir nicht verhindern, dass viele Möbel und Wertgegenstände gestohlen wurden. Einiges davon haben wir hier im Kloster eingelagert. Tafelsilber, feine Tischtücher und Porzellan. Marianne, wie das Mädchen heißt, sollte diese Dinge erhalten, wenn sie volljährig wird oder heiratet.« Wrangels Blick wanderte noch einmal in den Rosengarten. »Hübsch ist sie. Du hast einen guten Geschmack, Albert.«
    Er wandte sich an den Abt.
    »Das Gold und die anderen Sachen sind ausreichend. Wir werden Rosenheim verschonen.«
    Pater Franz ließ erleichtert die Schultern sinken. General Wrangel deutete zum Fenster. »Aber nur, wenn uns das Mädchen begleitet. Sagen wir: Ich mache sie meinem Bruder zum Geschenk.«
    Verblüfft sah Albert seinen Bruder an.
    Pater Franz wurde bleich.
    »Aber, sie ist mein Mündel. Ich kann doch nicht einfach …«
    General Wrangel warf ihm einen drohenden Blick zu.
    »Entweder ihr gebt uns das Mädchen und all ihren Besitz zusätzlich zu dem anderen Krempel, oder wir brennen Rosenheim nieder.«
    Albert war nun ebenfalls entsetzt.
    »Aber Carl«, setzte er an.

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