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Das Pesttuch

Das Pesttuch

Titel: Das Pesttuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brooks
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Länge auf. Ihre Haube war heruntergefallen, ihre nassen Haarsträ h nen umrahmten ihr Gesicht wie seltsam goldene Schlangen. Aus ihrem Mund rann ein hellroter Blu t faden.
    »Ja«, sagte sie mit tiefer und unheimlicher Sti m me, »ich bin ein Geschöpf des Teufels. Und eines merkt euch: Er wird mein Leben rächen!« Die Mä n ner, die sie festhielten, traten ein wenig zurück und schlugen die Kreuzzeichen und noch das andere, ä l tere Zeichen gegen starke Magie.
    »Anys!«, stöhnte ich. »Sag doch nicht so etwas! Du weißt doch, dass das nicht stimmt!«
    Mit einem gespenstischen Lächeln wanderte ihr Blick zu der Stelle hinüber, wo ich am Boden lag. In ihren Augen jedoch stand mein Urteil: Meine lose Zunge hatte zu ihrem Verrat beigetragen. Dann wandte sie den Blick ab und starrte ringsum ihre Verfolger an. Die Sonne, die soeben hinter dem H o rizont verschwand, fand einen schmalen Schlitz in den finsteren Wolken, durch den urplötzlich ein ei n samer Lichtfinger strahlte, der ü ber die Hügel jagte und dabei jeden Baum und jeden Strauch berührte, bis er Anys erreichte und sie wie einen Feuerball au f leuchten ließ. Gelb glitzerten ihre Bernsteinaugen wie die einer Katze.
    »Ich habe ihm beigewohnt. Ja! Ich habe dem Te u fel beigewohnt, und er ist mächtig, und seine Berü h rung kalt wie Eis. Auch sein Samen ist kalt und strömt wie ein üppiger Fluss zwischen unseren Schenkeln. Denn ich habe ihm nicht allein beig e wohnt! Nein! Jetzt sage ich euch: Ich habe eure Frauen bei ihm liegen sehen! Deine, Brad Hamilton, und deine, John Gordon, und deine auch, Martin Highfield!« Mit Stöhnen oder lautem Geschrei mac h ten die Frauen ihrer Empörung Luft, aber ihre Mä n ner starrten Anys fassungslos an.
    »Und wie gerne tun wir es, wir alle zusammen, und ohne Scham, viele Male, eine nach der anderen, und manchmal sogar zwei oder mehr auf einmal. Wir lutschen ihn und nehmen ihn mit allem auf, wo er in uns einzudringen wünscht. Kein Mann hat einen so großen Schwanz wie er. Im Vergleich zu euch ist er ein Hengst unter Wallachen.« Dabei fixierte sie die Männer, die sie namentlich genannt hatte. Ich sah, wie sie zusammenzuckten. »Jede Frau hat gesagt, dass ihre Lust bis aufs Äußerste befriedigt wird, weit mehr als mit einem von euch!« Und bei diesem let z ten Satz lachte sie, lachte, als hätte sie sich nicht mehr unter Kontrolle. Daraufhin brüllten die Männer wie Ochsen und zerrten am Seil, bis es straff war, und ihr Gelächter verstummte. Ihre langen Beine zuckten, während sie sie über den Eingang stießen.
    Und zuckten noch immer, als John Gordon das Seil fahren ließ und wie wild nach seiner Frau suc h te. Die sah den Irrsinn in seinen Augen und begann, voller Todesangst wegzurennen. Ihr Stöhnen glich einem erstickten Aufschrei. John Gordon holte sie ein, streckte sie mit einem Fausthieb nieder, packte ihre Haare, riss ihr Gesicht vom Boden hoch und wälzte sie wie einen Mehlsack herum. »Ist das wahr?«, brüllte er, während die Knöchel seiner g e ballten Faust drohend über ihr hingen. »Hast du mit dem Satan geschlafen?« Noch ehe sie antworten konnte, drosch er ihr die Faust ins Gesicht. Blut strömte aus ihrer Nase. Wieder hob er den Arm zum nächsten Schlag.
    Michael Mompellions Stimme donnerte die Klamm herunter, lauter und grimmiger als der Wind.
    »Im Namen Gottes, was habt ihr hier getan?«
    John Gordons Arm sackte herunter. Er drehte sich um und starrte dem Pfarrer entgegen. Einen solchen Ausdruck hatte noch keiner von uns je an ihm ges e hen. In der Hand trug er eine Fackel, die sein Gesicht von unten so anstrahlte, dass seine Augen grimmig leuchtenden Kugeln glichen. So muss eine Eule einer Maus in den letzten Sekunden erscheinen, ehe sich ihr die Fänge ins Fleisch bohren! Als ich sah, dass sich hinter ihm im Sattel Mary Hadfield duckte, wurde mir klar, dass sie so geistesgegenwärtig gew e sen war, ihn zu holen. Zuerst ging er auf Brad Hami l ton los, der dem Göpel am nächsten stand. Hamilton riss beide Arme hoch, als wollte er sich verteidigen, aber Anteros bäumte sich wie ein Schlachtross auf und trieb ihn zurück. Der Pfarrer wendete das Pferd, glitt aus dem Sattel und warf dabei die Fackel weg, sodass sie zischend in den Schlamm fiel. Er zog ein Messer aus dem Gürtel, reckte die Hände, barg Anys und durchtrennte das Seil. Ihr schönes Gesicht war nicht wieder zu erkennen, dunkelrot und aufgedu n sen. Die Zunge hing wie bei einem Straßenköter he r aus. Er zog seinen Umhang hoch

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